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NBA - Harrison Barnes: Warum die Kings und Mavs vom Trade profitieren

Philipp JakobGERMANY
12. Februar 201912:40
Harrison Barnes soll ein wichtiges Puzzleteil der Playoff-Hoffnungen der Sacramento Kings werden.getty
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Kurz vor der Trade Deadline haben die Sacramento Kings einen Trade für Harrison Barnes eingefädelt. Während die Dallas Mavericks damit vor allem finanzielle Vorteile erzielen, machen die Kings einen weiteren Schritt in Richtung des großen Traums.

Nach fast 13 Jahren des Grauens lebt sie endlich wieder, die Hoffnung der Kings-Fans. Seit Mai 2006, nachdem Sacramento in der ersten Runde der Western-Conference-Playoffs mit 2-4 von den San Antonio Spurs nach Hause geschickt wurde, warten die Kalifornier sehnlichst auf die Postseason - die aktuell längste Durststrecke in der NBA. Statt mit sportlichem Erfolg machte sich Sac-Town einen Namen als Lachnummer der Liga.

Doch dieses Jahr soll damit Schluss sein. Auch wenn vor der Spielzeit niemand damit gerechnet hätte, stecken die Kings auch nach mehr als der Hälfte der Saison mit einer positiven Bilanz mitten im Playoff-Rennen. Die Kings sind jung, erfolgreich und machen eine Menge Spaß - und haben kurz vor der Trade Deadline am vergangenen Donnerstag nochmal ein Zeichen gesetzt.

Zunächst fädelte General Manager Vlade Divac einen Drei-Team-Trade ein, der Iman Shumpert zu den Rockets und im Gegenzug Alec Burks in die kalifornische Hauptstadt verfrachtete. Kurz darauf folgte der eigentliche Höhepunkt. Im Tausch für Zach Randolph und Justin Jackson sicherte sich die Franchise die Dienste von Harrison Barnes von den Dallas Mavericks.

Hinter diesem Deal steckte vor allem eine Aussage: Mit den Kings soll in diesem Jahr zu rechnen sein. Auch wenn Barnes' Ruf in den vergangenen Jahren ein wenig litt: Es ist ein großer Schritt für die Kings.

Harrison Barnes kann Erwartungen in Dallas nicht erfüllen

Anstatt sich wie erhofft in Dallas zu einem Franchise-Spieler zu entwickeln und die Zügel von einem gewissen Dirk N. aus Würzburg zu übernehmen, nahm Barnes eine falsche Abzweigung. Nach dem Abgang aus Golden State im Sommer 2016 entwickelte sich der 26-Jährige fast in die entgegengesetzte Richtung.

Für vier Jahre und 94,4 Millionen Dollar unterschrieb der Restricted Free Agent damals ein neues Arbeitspapier bei den Texanern. Die Warriors ließen ihn ziehen, da sie Kevin Durant bekamen, doch die Hoffnungen der Mavs erfüllten sich nie.

Zwar kratzte er in seinen zweieinhalb Jahren in Texas an der 20-Zähler-Marke (18,7 Punkte in 205 Spielen), allerdings lieferte Barnes eher das Bild eines ineffizienten Volume-Shooters für ein schlechtes Team statt einer verlässlichen ersten Option für einen Contender ab.

In Person von Luka Doncic und seit neuestem Kristaps Porzingis haben die Mavs aber mittlerweile gleich zwei junge Spieler, auf die diese Beschreibung durchaus zutreffen könnte. Barnes wurde damit obsolet, vor allem in Anbetracht des schiefen Verhältnisses zwischen Produktion und Gehalt.

Harrison Barnes: Das Problem mit der Effizienz

Die aktuelle Saison war in Sachen Effizienz der bisherige Tiefpunkt für Barnes. Von seinen 14,5 Feldwurfversuchen pro Partie fanden nur 40,4 Prozent den Weg durch die Reuse - der mit Abstand schlechteste Wert seiner Karriere. Die zweieinhalb Jahre in Dallas haben gezeigt, dass er der Rolle eines Franchise-Players nicht gewachsen ist. Das heißt aber nicht, dass er kein wertvoller Spieler sein kann.

Denn immerhin gilt diese negative Tendenz nicht für seinen Dreier. Ganz im Gegenteil: Obwohl Barnes im Vergleich zur Vorsaison durchschnittlich zwei Versuche pro Partie mehr von Downtown nimmt, konnte er an der Seite von Doncic (vom Slowenen bekam er die meisten seiner Körbe vorgelegt) seine Dreierquote auf 38,9 Prozent steigern und damit wieder an erfolgreiche Warriors-Zeiten anknüpfen. Die Kings hoffen, dass es genauso weitergeht.

Harrison Barnes rückt bei den Kings ins dritte Glied

Anstatt wie in Dallas vermehrt den eigenen Abschluss als erste Option zu suchen, soll sich der 2,03-Meter-Mann in Sacramento in das funktionierende Team-Konzept mit Up-Tempo-Basketball und Ball-Movement integrieren. Die ersten beiden Spiele zeigten bereits, in welche Richtung das gehen könnte.

Barnes hatte bei den Dubs (zugegebenermaßen ein anderes Kaliber) gezeigt, dass er in einer komplementären Rolle in der Offense aufblühen kann. Auch in den ersten Spielen im Kings-Trikot ließ er De'Aaron Fox und Buddy Hield größtenteils Schalten und Walten.

Stattdessen agierte er als Off-Ball-Waffe mit Cuts oder bekam offene Würfen nach Screens. Seine Usage-Rate stürzte von 22,8 Prozent in Dallas auf nur 14,6 Prozent ab. Klar, die Stichprobe ist nach zwei Partien extrem klein, doch genau diese Rolle sollte wie geschaffen sein für Barnes. Seinen schwachen Shooting-Abend beim Sieg gegen die Suns (9 Punkte, 1/7 Dreier) sollte man dabei nicht überbewerten.

Kings verstärken sich für Playoff-Rennen

Zwar wollte der Wurf an diesem Abend schlicht und einfach nicht fallen, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit im neuen Umfeld kann man aber damit rechnen, dass er seinen Dreier wiederfinden wird. Gleichzeitig überzeugte Barnes vor allem defensiv. Genau da füllt er eine der größten Lücken im Kader der Kings. Bisher fehlte dem Team von Head Coach Dave Joerger ein guter Verteidiger auf dem Flügel, insbesondere einer mit Länge.

Für das heiß umkämpfte Rennen um den letzten Playoff-Platz im Westen haben sich die Kings kurz vor der Deadline also noch einmal sinnvoll verstärkt - ohne ein großes Risiko einzugehen. Randolph spielte in den Planungen der Kings ohnehin keine Rolle mehr, Jacksons Produktion hielt sich in 20 Minuten pro Partie in Grenzen.

Barnes-Trade: Ein Gewinn für die Mavs-Finanzen

Der einzige Knackpunkt ist also Barnes' Vertrag. Der 26-Jährige bekommt in der aktuellen Spielzeit 24,1 Millionen Dollar, für 2019/20 hat er eine Spieleroption in Höhe von 25,1 Mio. Es steht außer Frage, dass Barnes zu diesen Konditionen überbezahlt ist. In gewisser Weise kann das den Kings - ganz im Gegensatz zu den Mavs - aber egal sein.

Für Dallas lag der Fokus bei diesem Trade darin, den Kontrakt loszuwerden, um sich im Sommer eine bessere Ausgangslage in der Free Agency zu verschaffen. Der Gegenwert spielte nur eine untergeordnete Rolle.

Jackson kann sich im Idealfall zu einem fähigen 3-and-D-Spieler entwickeln. Randolph wurde kurz nach dem Deal entlassen. Dafür könnte Dallas im Sommer 30 Millionen Dollar Cap Space haben, eventuell sogar noch mehr, abhängig davon, ob Dwight Powell seine Spieleroption (10,3 Mio. Dollar) zieht und wie sich die Vertragsverhältnisse von Porzingis (und Maxi Kleber) entwickeln.

Kings wollen Barnes langfristig in Sacramento halten

Die Kings dagegen liegen auch mit Barnes in der aktuellen Spielzeit unter dem Salary Cap und selbst wenn er seine Option ziehen sollte, wird Sacramento im Sommer noch Spielraum haben. Dennoch hoffen die Verantwortlichen, dass Barnes aus seinem Vertrag aussteigt.

Ziel ist es, den Forward langfristig an die Franchise zu binden - zu etwas günstigeren Konditionen. Das haben Divac und Co. direkt nach dem Deal so verlauten lassen. Ob sich Barnes darauf einlässt, steht noch in den Sternen.

Auch wenn er es nich tut, kann man den Kings aber wenig vorwerfen. Schließlich hat sich die Franchise in den vergangenen Jahren nicht unbedingt einen Namen als Free-Agent-Destination gemacht. Ein Upgrade mit einem Kaliber wie Barnes ist - trotz seiner Schwächen - für die Kings unter normalen Umständen nur per Trade möglich.

LeBron James kritisiert Timing des Barnes-Trades

Bei dem Deal zuzuschlagen war für Divac also die einzig richtige Entscheidung. Barnes wird dem Team sportlich weiterhelfen, passt mit seinen 26 Jahren in den langfristigen Entwicklungsplan und ist ganz nebenbei auch charakterlich ein echter Gewinn.

Viel wurde nach Bekanntwerden des Trades über die Art und Weise und vor allem das Timing diskutiert. Barnes erfuhr von dem Deal mitten im Spiel gegen die Hornets, den Schlussabschnitt verfolgte er noch von der Bank aus. Daran störte sich vor allem LeBron James.

Auf Instagram kritisierte der King die Mavs und prangerte unter anderem an, dass Spieler angegangen werden, wenn sie ihr Team verlassen wollen, das Front Office allerdings mit den Spielern tun könne, was es wolle. "Lasst mich raten, wahrscheinlich ist es völlig in Ordnung, was sie getan haben, weil es das Beste für die Franchise war, richtig???", schrieb LeBron in einem Post, der passenderweise von Anthony Davis gelikt wurde.

Mavericks-Spieler trauern Harrison Barnes hinterher

Allerdings kam diese Kritik etwas verfrüht. Später sickerte in den Medien durch, dass Barnes sehr wohl vor dem Spiel von Trade-Gesprächen informiert wurde. Dennoch wollte er unbedingt für die Mavs und für seine Teamkollegen auflaufen.

"Er ist wirklich ein guter Junge", zeigte sich Dirk Nowitzki beeindruckt von der Reaktion des Forwards. "Viele andere wären wahrscheinlich abgehauen, aber er hat eine solch starke Freundschaft zu uns. Das ist schon beeindruckend."

Auch Head Coach Rick Carlisle zeigte sich angetan von Barnes' Charakter: "Ich werde ihn sehr vermissen. Wir alle werden ihn sehr vermissen, aber er wird in Sacramento eine gute Rolle spielen, die ihn nur nach vorne bringen kann."

Ihn und die Kings. Nach dem Abgang von Shumpert, der offenbar ein hohes Ansehen im Locker Room genoss, sollte Barnes diese charakterliche Lücke problemlos füllen können. Und sportlich gesehen ist er ohnehin ein Upgrade. Dank Harrison Barnes ist der große Playoff-Traum der Kings ein Stückchen realistischer geworden.

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