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NBA: Steven Adams‘ Rolle neben Russell Westbrook bei OKC: Ich mache den Weg frei

Steven Adams ist bei den Oklahoma City Thunder der designierte Abräumer.
© getty

Der üppige Vertrag von Steven Adams wurde einst belächelt, dabei ist der Neuseeländer sein Geld mehr als wert. Bei den Oklahoma City Thunder hat sich der Center mittlerweile eindeutig als dritter Teil der Big Three etabliert.

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Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass in der NBA jede Menge physische Besonderheiten rumlaufen, vielleicht auch Freaks. Man hat die Athletik-Monster, man hat Giganten und natürlich Einhörner. Und man hat Steven Adams - einen Typen, der so kräftig ist, dass im Duell mit ihm selbst gestandene NBA-Center teilweise wirken wie traurige Hänflinge.

Wenn Adams zum Offensiv-Rebound geht, prallen Gegenspieler an ihm ab, er ist mit fairen Mitteln kaum von seinem Weg abzubringen. Von Fouls lässt er sich nicht beirren - was einige Gegenspieler noch mehr frustriert. Auch deshalb hat er schon mehrfach Tiefschläge in die "Kiwis" bekommen, wobei der berühmteste Fall (Draymond Green) nicht der einzige blieb. Auch diese nimmt Adams mit der ihm eigenen stoischen Ruhe auf und geht, sofern er nicht verletzt ist, mit derselben Kompromisslosigkeit zum nächsten Rebound oder Sprungball.

Aufgrund seiner Spielweise, seiner Herkunft und seiner Optik (er sieht aus wie ein Pirat, vor dem fast jeder Pirat Angst hätte) gehört Adams schon länger zu den ungewöhnlichsten Spielern der NBA - aber mittlerweile auch zu ihren besten. Bei den Thunder ist in den meisten Spielen mittlerweile klar ersichtlich, dass der Neuseeländer - und nicht Carmelo Anthony - der dritte Part der Big Three ist.

Steven Adams: Mehr Offensiv- als Defensiv-Rebounds

Es ist ja kein Geheimnis, dass in OKC sehr viel über Russell Westbrook läuft, und auch Paul George will natürlich mit Würfen und Touches versorgt werden. Adams hat es im Laufe der letzten Jahre geschafft, sein Skillset nahezu ideal an diese Umstände anzupassen. In dieser Saison hat er dies fast schon perfektioniert.

Er braucht den Ball nicht viel, um effektiv zu sein. Adams ist der wahrscheinliche beste Müllabräumer der NBA - wenn er auf dem Court steht, sammelt er 16,7 Prozent der verfügbaren Offensiv-Rebounds ein, der beste Wert der Liga. Er holt witzigerweise sogar mehr Offensiv- als Defensiv-Rebounds (5,0:3,9). Würde Adams sich defensiv nicht zumeist damit begnügen, einfach kompromisslos auszublocken, damit Westbrook die Rebounds einsammeln kann, könnte er seine nackten Zahlen zwar aufpolieren, diese sind ihm aber ohnehin nicht sehr wichtig.

"Das ist so f*cking schwierig, Mate"

"Ich will einfach immer die Possession zu Ende bringen. Ich will nämlich nicht weiter Defense spielen. Das ist so f*cking schwierig, Mate", erklärte Adams schon in der vergangenen Saison in der ihm eigenen Art. "Solange wir den Ball bekommen, ist alles gut. Ich weiß, dass sich in den USA viele Leute für Statistiken interessieren, aber das ist bei mir nicht so. Ich will nur nicht mehr Defense spielen:"

Zumal er auf der anderen Seite natürlich auch immens von Westbrook profitiert. Es gibt nur wenige 1-5-Pick'n'Roll-Kombinationen in der NBA, die so gut funktionieren: Aus Plays mit Adams als Abroller generiert OKC 1,23 Punkte pro Ballbesitz, was in der Frequenz nur Clint Capela und Rudy Gobert übertreffen. Adams sorgt nach Gobert auch für die zweitmeisten Screen Assists (4,8) der Liga.

Steven Adams: Jedes Jahr ein bisschen besser

Insgesamt produziert Adams vorne in dieser Saison 13,9 Punkte bei einer effective Field Goal Percentage von 63,4 Prozent - beides sind bei weitem Career Highs. Der 24-Jährige (wirklich!) ist dabei aber nicht mehr ausschließlich der reine Finisher, der bloß Putbacks oder Alley-Oop-Anspiele versenkt - wobei das natürlich immer noch einen großen Teil seiner Punkte ausmacht.

Er hat sich zudem in den letzten Jahren ein kleines Arsenal an Floatern, Hakenwürfen und Push-Shots aufgebaut, das er Jahr für Jahr ein kleines bisschen weiter ausbaut. Es kommt bei den Thunder zwar nicht zu oft vor, aber wenn mal weder Russ, noch PG-13 oder Melo eine Idee haben, ist auch Adams im Post eine in gewisser Dosis gute Option.

1,3mal pro Spiel postet Adams auf und sorgt dabei für 1,08 Punkte pro Ballbesitz - mit diesem Wert befindet er sich im 90. Perzentil ligaweit (also in den oberen 10 Prozent). Zum Vergleich: Anthony postet 2,6mal pro Spiel auf und macht daraus 0,83 Punkte (42. Perzentil). Und nein, das macht Adams nicht zwingend zu einem versierteren oder besseren Offensiv-Spieler als Melo. Es bedeutet erst einmal nur, dass er effektiver ist.

Russell Westbrook: "Er weiß genau, wie er spielen muss"

Adams funktioniert bei OKC auch deshalb so gut, weil er eben nichts tut, was er nicht kann oder wofür im System kein Platz ist. Er hat in dieser Saison bei 65 Einsätzen 1 (!) Isolation-Play verzeichnet, was seine Rolle bei den Thunder in der Offense relativ gut zusammenfasst.

Adams ist in erster Linie Vollstrecker. Fast 70 Prozent seiner Field Goals geht ein Assist voraus. 201 (!) von 397 Field Goals wurden von Westbrook vorbereitet. Die Chemie mit dem MVP ist Jahr für Jahr besser geworden, zumal Adams mittlerweile auch selbst Pässe beherrscht, die er in seinen ersten Saisons wohl noch regelmäßig in die Zuschauer geschmissen hätte.

"Steven ist viel besser darin geworden, das Spiel zu verstehen und seine Spots zu suchen, einfach zu verstehen, wann er selbst aggressiv sein muss", lobte Russ im Dezember. "Er hat unglaublich viel an seinem Spiel und an seinem Körper gearbeitet, und man kann die Resultate sehen. Er weiß genau, wie er spielen muss."

Die Karriere-Stats von Steven Adams

SaisonPunkteOffensiv-ReboundsDefensiv-ReboundsBlocksStealsFG%
13/143,31,82,30,70,550,3
14/157,72,84,61,20,554,4
15/168,02,73,91,10,561,3
16/1711,33,54,21,01,157,1
17/1813,95,03,91,11,363,4

Adams unverzichtbar in der OKC-Defense

Man kann Westbrook schwerlich widersprechen. Adams ist kein klassischer Superstar - aber er ist einer der besten Rollenspieler, den die NBA zu bieten hat, und daher ist auch sein üppiger Vierjahresvertrag über 100 Millionen Dollar, den er 2017 unterzeichnete, kein Zufall. Zumal er immer noch besser wird und natürlich nicht nur offensiv perfekt ins OKC-Schema passt. Auch defensiv ist Adams unverzichtbar.

Die Thunder verfügen in dieser Saison über eine der besseren Verteidigungen der NBA (Def-Rtg.: 107, Rang 8). Das hat nicht zuletzt mit der grandiosen Flügelverteidiger-Zange George und Andre Roberson, bevor dieser sich verletzte, zu tun, aber eben auch mit Adams. Ohne der klassische Shotblocker zu sein (1,1 pro Spiel), wofür ihm auch etwas Sprungkraft und Explosivität abgeht, bietet er doch eine gute Absicherung und verändert das Verhalten gegnerischer Offensiv-Spieler.

"Niemand mag es, hart angegangen zu werden"

Das hat auch mit dem Faktor Einschüchterung zu tun. "Meine Mentalität ist, dass ich immer so hart rangehe, wie ich kann", erklärte Adams kürzlich. "So einfach ist das. Niemand mag es, hart angegangen zu werden. Ich auch nicht. Es kommen einem Zweifel. Deswegen macht es meinen Job auf lange Sicht leichter, wenn ich von Anfang an aggressiv rangehe."

Adams sprach in dem Kontext explizit über seine Box-Outs in der Defensive, er hätte damit aber auch seine komplette Spielweise beschreiben können. In jedem Fall funktioniert sie: Adams' Gegenspieler treffen ihre Würfe im Duell mit ihm im Vergleich zur erwarteten Quote um 3 Prozent schlechter, womit er beispielsweise vor Rudy Gobert rangiert (insgesamt Platz 7 unter Big Men).

Auffällig ist dabei, dass er kein Center ist, der rund um die eigene Zone verweilt - Adams verteidigt nach Switches auch kleine Spieler am Perimeter. Unter Big Men contesten nur Anthony Davis, Kristaps Porzingis, Taj Gibson und Draymond Green mehr Dreier als Adams (3,9 pro Spiel). Es sieht nicht immer elegant aus, aber der Koloss ist agil genug, um zumindest meistens den Wurf zu erschweren.

Steven Adams: Fast einzigartig in der NBA

Alles in allem hat sich Adams zum perfekten Komplementärspieler in Oklahoma City entwickelt. Es ist zum großen Teil seine Präsenz, die Anthony dazu gebracht hat, dauerhaft die Rolle als Power Forward zu akzeptieren - und die gleichzeitig auch dazu führt, dass OKC trotz seines dünnen Kaders durchaus als potenziell sehr unangenehmer Playoff-Gegner einzustufen ist.

Nicht viele Teams wissen einen solchen Brecher in ihren Reihen, der zudem auch noch genau weiß, wie er seine Power intelligent einzusetzen hat. Nicht falsch verstehen: Die wichtigsten Spieler in Oklahoma City heißen immer noch Westbrook und George. Aber auf Rang 3 der gegnerischen Scouting-Bögen taucht mittlerweile nicht mehr Melo auf, sondern das Ein-Mann-Abrissunternehmen aus Neuseeland.

Ganz abgesehen davon, dass es Adams ist, der die Souvenirs in Form von blauen Flecken verteilt. Immer im Rahmen der Legalität, versteht sich.

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