NBA

Auf Donner folgt gern Regen

LeBron James konnte in dieser Postseason schon recht viele Triples feiern
© getty

Obwohl die Finals 2016 von den gleichen Teams wie im Vorjahr bestritten werden, hat sich einiges geändert: Die Cleveland Cavaliers haben sich heuer viel mehr dem Stil der Golden State Warriors angepasst und suchen ihr Heil ähnlich oft von Downtown. Aber können sie die Dubs in deren Spezialgebiet tatsächlich schlagen?

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Es sind wahrlich keine einfachen Zeiten für Charles Barkley. Der TNT-Experte ist bekanntlich einer der größten "Hater" des aktuellen Spiels und findet, dass die NBA "noch nie auf einem schlechteren Niveau" gewesen ist als in diesen Tagen. Insbesondere das immer häufigere Geballere von Downtown ist Barkley ein Dorn im Auge.

Vielleicht kommt diese Abneigung daher, dass der Chuckster selbst mit nur 25,5 Prozent der schlechteste Schütze der Liga-Geschichte unter all denen ist, die in den Playoffs mindestens 250 Dreier genommen haben - auch wenn Russell Westbrook (29,8 Prozent) ihm diesen Titel womöglich bald streitig macht. Aber das ist eigentlich unerheblich.

Die Jump-Shooting-Teams, die seiner Meinung nach nie einen Titel gewinnen würden, haben schon in den letzten Jahren regelmäßig das Gegenteil bewiesen. Bei den Warriors 2015 gab er das sogar erstmals zu, wenngleich schon seit 2001 14 von 15 Titeln an das Team gingen, das in den Finals die bessere Dreierquote hatte.

Warriors-Cavs im Head-2-Head: Revanche unter neuen Vorzeichen

Nachdem ebenjene Warriors sich nun in einer epischen Schlacht gegen OKC durchsetzen konnten, kann man sich sicher sein, dass der Titel erneut an ein Jump-Shooting-Team gehen wird. Denn auch wenn die Dubs dank der fleischgewordenen Flammenwerfer Stephen Curry und Klay Thompson zu Recht als das Dreier-Team schlechthin gelten, steht ihr Gegner ihnen in diesen Playoffs in nichts nach.

LeBron: Schießen dürfen andere

"Wir sind kein Jump-Shooting-Team und wollen auch nicht als solches gelabelt werden", hatte LeBron James zwar nach Spiel 2 der Conference Semifinals gesagt und das ist auch verständlich: Gerade er selbst hat seine Qualitäten bekanntlich woanders. Nur rund ein Viertel seiner Würfe sind Dreier, wobei er davon auch nur 32,2 Prozent im Korb unterbringt.

LeBron richtet seinen Schaden in unmittelbarer Ringnähe an, wo er in der Postseason überragende 72 Prozent seiner Würfe getroffen hat. Die Möglichkeit dazu hat er aber vor allem auch deshalb, weil seine Mitspieler ihm mit bärenstarkem Shooting den nötigen Platz verschaffen.

Obwohl die Cavs in den Conference Finals mit 38,9 Prozent von Downtown merklich abkühlten, haben sie über die Playoffs gesehen mit 43,4 Prozent die beste Dreierquote in der Geschichte für NBA-Finalisten. Und das bei 14,4 Treffern pro Spiel! Selbst die Warriors (40,2 Prozent bei 12,5 Treffern) kommen gegen diese Werte nicht an.

Laut nba.com/stats sind 40,8 Prozent der Cavs-Abschlüsse in diesen Playoffs Dreier, auch das ist mit Abstand Spitzenwert. In der Regular Season waren es noch 35,3 Prozent der Abschlüsse gewesen, und das bei ziemlich mittelmäßigen 36,3 Prozent Quote.

Explosion aus vielen Gründen

Dabei kommen mehrere Faktoren zusammen, welche diese plötzliche Explosion bedingt haben. Tyronn Lue übernahm die Mannschaft bekanntlich erst in der Saisonmitte - vermutlich hat es einfach ein wenig gedauert, bis der Coach den Cavaliers seinen Stempel aufdrücken konnte. Die Offense hat sich deutlich verbessert, seitdem Lue das Zepter von David Blatt übernommen hat.

Das ist aber freilich nicht der einzige Grund. Kyrie Irving etwa hat sich nach seiner Verletzung nach und nach wieder in Form gespielt und gegenüber der Regular Season eine riesige Schippe draufgelegt. Uncle Drew legt derzeit 24,4 Punkte und 45,6 Prozent von Downtown auf, in der Hauptrunde waren es noch 19,6 und 32,1 Prozent gewesen.

Auch Channing Frye, der vor der Trade Deadline für zwei Radkappen und eine Portion Spaghetti-Eis aus Orlando gestohlen wurde, findet sich mittlerweile perfekt bei den Cavs zurecht: Seine unfassbaren 58 Prozent von Downtown (bei 3,5 Versuchen) sind der Spitzenwert für alle Spieler, die mindestens 20mal abgedrückt haben. Zudem führt der Big Man mit absurden 81,8 Prozent Effective Field Goal Percentage (gewichtete Bewertung von Zweier- und Dreierquote) die komplette Liga an.

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Dreier auf Warriors-Niveau

Kombiniert mit Kevin Love, J.R. Smith oder auch Richard Jefferson und Matthew Dellavedova hat Lue eine monströse Firepower zur Verfügung - in bisher 14 Playoff-Spielen knackten die Cavs schon sechsmal die 15-Dreier-Marke, ihre 25 Dreier aus Spiel 2 gegen die Hawks sind aktuell sogar ein Postseason-Rekord. Passenderweise hatte deren Big Man Kris Humphries danach gesagt, die Schützen der Cavs seien "auf einem Golden State-artigen Level".

Zumal die Cavs in LeBron eben auch den perfekten Fixpunkt für eine so schusswütige Offense haben. In den Playoffs haben nur Russell Westbrook und Reggie Jackson mehr Punkte durch Assists vorbereitet als LeBron (18,9), Irving liegt mit 12,9 Punkten ebenfalls in der Top 10. Das Rezept ist simpel: Lass' die Defense durch die Drives der beiden kollabieren, zieh' die Hilfe und spiel' den Pass nach draußen - Bang, um es mit den Worten von ESPN-Kommentator Mike Breen zu sagen.

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