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"Er spielt wie ein Irrer"

Von SPOX
Russell Westbrook spielte mit vollem Einsatz
© getty

Die Oklahoma City Thunder sind in den Western Conference Semifinals gegen die San Antonio Spurs erstmals in Führung gegangen. Die starke Defense sorgte dafür, dass die Texaner nie einen Rhythmus fanden. Die Rebound-Dominanz von OKC war erdrückend, Russell Westbrook ließ sich von einem schwachen Start nicht aufhalten.

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Es waren noch gut acht Minuten zu spielen, als die Thunder mit 6 Punkten hinten lagen und die 24 Sekunden für den eigenen Angriff beinahe abgelaufen waren. Dann fasste sich Russell Westbrook ein Herz und drückte mit der Sirene von weit hinter der Dreierlinie ab - über die Hände von Kawhi Leonard hinweg. Drin.

"It's winning time!", schrie er seinem Kollegen Durant anschließend zu.

Eine Minute vorher: In dieser Sequenz rannte den Spurs ihre Angriffszeit davon, als der Ball zu Tony Parker kam, der völlig blank in der Halbdistanz stand. Eigentlich seine Lieblingsposition, oder? Doch der Franzose entschied sich für ein Dribbling, sprang dann ab und spielte einen Notpass mit der Sirene ins Nirgendwo. Turnover. Gregg Popovich schlug die Hände über dem Kopf zusammen, Parker verbarg sein Gesicht im Trikot.

Auch wenn diese Szene für den Spielverlauf recht unbedeutend war, steht sie stellvertretend für den Auftritt der Texaner in Spiel 5, die als Team nie in einen Wurfrhythmus kamen - worunter das Vertrauen in den eigenen Abschluss zu leiden schien.

OKC mit starker Defense

"Sie haben uns gut gescoutet und uns das weggenommen, was wir machen wollten", gab nach dem Spiel auch Danny Green zu, der mit 20 Punkten und 6 Dreiern sein Team lange im Spiel hielt.

Die Thunder schafften es, sobald es ins Setplay ging, den Spielfluss der Texaner zu stören. Schon das allseits beliebte Hand-off, das eine Vielzahl von Plays einläutet, kostete die Spurs viel Kraft, da die Guards von OKC darauf eingestellt waren und es aggressiv verhinderten.

Darüber hinaus wurden Pick-and-Rolls gerne getrappt, Aldridge im Post gedoppelt und der einfache Pass in die Halbdistanz antizipiert. Die Thunder haben also erneut ein Spiel über ihre Defense gewonnen, was ihnen vor der Serie - und nach Spiel 1 der selben - wohl niemand zugetraut hätte.

"Extrem physisches Spiel"

Was da natürlich zugehört, ist der Kampf um jeden Rebound und um jeden Loose Ball - ganz egal, wie auswegslos die Situation scheint. Besonders am gegnerischen Brett machte OKC keine halben Sachen und ging jedem Ball hinterher. "Wir sind mit dem Ziel ins Spiel gegangen, jeden 50:50-Ball zu bekommen. Diese Dinge entscheiden ein Spiel", erklärte Westbrook. Head Coach Billy Donovan ergänzte: "Das war ein extrem physisches Spiel. Und meine Spieler haben das angenommen. Ein paar Hustle-Plays waren entscheidend."

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Genau diese Hustle-Plays ließen die Spurs vor allem zu Beginn vermissen, einzig Kawhi Leonard stemmte sich mit aller Kraft gegen das Donnergrollen, wodurch er sein Team - zwischenzeitlich sogar recht deutlich - in Führung brachte. "Das, was Kawhi uns gerade vormacht in Sachen Einsatz, brauche ich von jedem. Erwartet nichts, fragt nichts, sondern kämpft einfach um jeden Ball", versuchte Coach Popovich während einer Auszeit, den Funken auch aufs restliche Team überspringen zu lassen, was am Ende aber vor allem gegen eine Ein-Mann-Armee nicht ausreichen sollte.

Dominanz am Brett

Diese hörte auf den Namen Russell Westbrook. 6 Turnover und eine miese Wurfquote im ersten Viertel juckten ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil: Angestachelt von dem Ziel, diesen Fehlstart wieder wettzumachen, drehte er in der zweiten Halbzeit (21 Punkte, 9 Rebounds, 6 Assists) auf und lieferte einen Lehrbucheintrag zum Thema "voller Einsatz".

Nicht einmal Leonard konnte ihn von seinen Drives in die Zone abhalten, nicht einmal Tim Duncan oder LaMarcus Aldridge schafften es, den Guard vom eigenen Korb wegzuhalten. "Man spürt es förmlich, wie er seine Intensität steigern kann und das Spiel übernehmen will. Er findet aber immer die Balance zwischen dem Ehrgeiz, ein Spiel selbst zu entscheiden und der Fähigkeit, ein Spiel zu leiten", war Donovan voll des Lobes für seinen All-Star.

Dass die Thunder das Rebound-Duell mit 54:36 dominierten, lag vor allem an ihm: Er holte in der zweiten Halbzeit genau so viele Rebounds (besagte 9 Stück) wie San Antonios Top-Rebounder Aldridge, bekanntermaßen ein Big Man, im ganzen Spiel.

"Spielen, bis der Schiedsrichter pfeift"

Dass das Spiel am Ende trotzdem auf Messers Schneide war, lag daran, dass die Thunder in der Schlussphase einfache Bälle herschenkten (insgesamt 20 Ballverluste). Da jedoch Parker an der Freiwurflinie die Nerven flatterten, kam es zu einer Situation, die an die Schlussphase vom knappen OKC-Sieg aus Spiel 2 erinnerte.

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Die Thunder hatten bei neun verbleibenden Sekunden und 1-Punkt-Führung Einwurf. Der Ball kam zu Westbrook in die Ecke, der gar nicht daran dachte, auf das Foul zu warten, sondern direkt das Dribbling zum Korb suchte - und dort einen And-One-Korbleger zur Vorentscheidung versenkte.

Das Umstrittene daran: Leonard hatte ihn wohl schon weit vorher berührt. "Ich habe ihn definitiv gefoult. Aber die Schiris haben es nicht gesehen. Das ist natürlich hart, aber damit müssen wir jetzt umgehen."

Den Gefoulten hingegen interessierte das herzlich wenig: "Mein Job ist es, so lange zu spielen, bis der Schiedsrichter pfeift." Oder um es mit den Worten seines Co-Superstars Kevin Durant zu sagen: "Er hat gespielt wie ein Irrer."

Der Spielplan im Überblick

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