NBA

"Ich habe Respekt vor LeBron"

Dirk Nowitzki (r.) zieht den Hut vor der Entscheidung seines Rivalen LeBron James
© getty

Kein L.A., kein NY, kein Glamour: Dirk Nowitzki zieht vor LeBron James den Hut. Der Mavs-Superstar stattete der Deutschland-Zentrale seines Sponsors "ING-DiBa" in Frankfurt einen Besuch ab und stellte sich bei der Vorstellung zu dem am 18. September startenden Kinofilm "Nowitzki - Der perfekte Wurf" den Fragen von Moderator Frank Buschmann und den anwesenden Journalisten. Der 36-Jährige über Heimatverbundenheit, mütterliche Fürsorge und den neuen Go-2-Guy in Dallas.

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Frage: Dirk Nowitzki, wie verbringen Sie dieses Jahr den Sommer?

Dirk Nowitzki: Wir haben schon in der ersten Runde verloren, daher waren wir Anfang Mai fertig. Seitdem sind wir ein bisschen rumgereist, haben Urlaub gemacht und abgespannt und langsam habe ich wieder angefangen, mich fit zu machen mit Krafttraining und Konditionstraining. Jetzt ist Heimaturlaub angesagt. Wir sind ein paar Wochen hier und reisen ein bisschen in Europa rum. Meine Frau ist ja Schwedin, daher fahren wir hoch und besuchen ihre Eltern. Im Grunde ist alles durchgeplant.

Frage: Mit welchem Gefühl sind Sie in die Offseason gegangen? Dachten Sie nach dem Ausscheiden in der ersten Runde gegen die Spurs, dass man doch besser war als gedacht angesichts der Leistungen des späteren Meisters?

Nowitzki: Es hat alles reingespielt. Wir haben unsere Verteidigung umgestellt und etwas Neues probiert, und das hat San Antonio Probleme bereitet. Wir haben viel geswitcht, viele Männer übernommen, dafür waren sie nicht ganz bereit. Wir hätten im Nachhinein betrachtet die ersten beiden Spiele stehlen müssen. Spiel 1 waren wir paar Minuten vor Schluss mit 10 vorne, Spiel 2 haben wir in San Antonio gewonnen. Ich muss aber auch sagen, dass San Antonio noch nicht auf dem Höhepunkt war. Wir wissen alle, dass Coach Popovich seine Stars vor den Playoffs runterfährt, um zum Schluss wieder topfit zu sein. Wir haben sie geärgert und ein bisschen gekitzelt - aber dann wurde Spiel 7 bitter. Da haben sie das mit Abstand beste Spiel der Serie gezeigt. Parker hat uns am Anfang echt frisch gemacht und sie haben von außen super getroffen. Man will immer nah dran bleiben, damit man im Schlussviertel nur mit 10 hinten ist und man noch eine Chance hat. Aber als es zur Halbzeit schon 30 waren, war das bitter. Wir haben in der zweiten Halbzeit noch einmal gekämpft, aber unter 20 sind wir nicht mehr richtig herangekommen. Dennoch: Wenn man sieht, wie die restlichen Playoffs gelaufen sind, können wir stolz auf uns sein. Wir waren die einzige Mannschaft, die die Spurs im siebten Spiel hatten.

Frage: Was ist in Ihrem Kopf passiert, als Dallas im siebten Spiel früh aussichtslos zurücklag?

Nowitzki: Der Gedanke war: Du willst ruhig bleiben. Wenn man sich Spiel 1 und Spiel 2 in San Antonio anschaut, haben wir im ersten Viertel immer mit 10 hinten gelegen. Das ist eine riesige Stärke der Spurs, sie kommen immer super raus, egal ob es direkt im ersten Viertel oder gleich nach der Halbzeit ist. Deswegen haben wir in den Auszeiten immer gesagt: "Hey, ruhig bleiben Jungs, unser Run kommt noch." Doch dann kamen die Spurs wie eine Lawine ins Rollen. Wir haben vorne nicht so gespielt und ich habe einige Dinge verhauen. Echt schade. Aber selbst als wir nur 20 hinten lagen, haben wir weiter gesagt, dass alles möglich ist und wir weiterkämpfen. Aber die Spurs waren an dem Tag einfach besser.

Frage: Der Knackpunkt war im dritten Viertel, als der Rückstand sogar auf 14 Punkte runterging bei eigenem Ballbesitz, jedoch danach nichts mehr lief?

Nowitzki: Wir haben zur Halbzeit unsere erste Fünf umgestellt, Dalembert rausgenommen und kleiner gespielt. Wir wollten damit Duncan forcieren, mich an der Dreierlinie zu decken, damit ich ziehen kann und andere Spieler offen stehen. Das hat ganz gut geklappt. Wir haben gleich ein paar Dreier getroffen und sie etwas schwitzen lassen. Aber dann hat Pop, für mich sowieso der beste Trainer der Liga, reagiert und die richtigen Auswechslungen getätigt und dann ging der Rückstand wieder hoch.

Frage: San Antonio setzte sich durch und gewann am Ende auch das Finale gegen Miami, woraufhin LeBron James den Abgang von den Heat sowie die Rückkehr nach Cleveland bekanntgab. Was denken Sie darüber?

Nowitzki: Ich freue mich fast schon für Cleveland. Das war damals bitter, wie er weg ging und wie er das Ganze gehandhabt hat und wie sie in Cleveland seine Trikots auf den Straßen verbrannt haben. Daher freue ich mich, dass ihr Sohn wieder nach Hause kommt. Und jetzt sind die Cavaliers von einem Tag auf den nächsten Meisterschaftsfavorit, vor allem im Osten. Das ist eine schöne Geschichte. Vor allem, dass er dazu bereit ist. Cleveland ist ein kleinerer Markt, viele haben gesagt, er muss nach L.A. oder New York. Ich habe Respekt, dass er zurückgeht.

Frage: Heimatverbundenheit bedeutet Ihnen ebenfalls viel: Sie verzichten auf viel Geld und der neue Vertrag ist weit weg vom Maximum. Wieso ließen Sie sich darauf ein?

Nowitzki: Es war meine 16. Saison in Dallas. Die Stadt ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich fühle mich dort sehr, sehr wohl, habe viele Freunde. Mein Umfeld stimmt einfach. Deswegen glaube ich, dass ich in Dallas das Maximale aus meinen letzten paar Jahren herausholen kann. Daher hatte ich Respekt davor, noch einmal alles zu wechseln, noch einmal neu anzufangen. Das wäre nur ein Thema gewesen, wenn ich die Meisterschaft nicht geholt hätte. Wenn ich ohne Ring gewesen wäre, hätte ich mir das schärfer überlegen müssen. Aber so war es nie ein Thema. Ich will meine Karriere auf jeden Fall in Dallas beenden. Und auf Geld zu verzichten, gehört zum Alter dazu. Du möchtest eine gute Mannschaft haben und du willst oben mitspielen, wenn es geht unter den Top Vier im Westen. Vor zwei Jahren waren wir gar nicht in den Playoffs, letztes Jahr waren wir Achter. Daher muss jeder Opfer bringen. Mir ging es beim letzten Vertrag nie darum, den letzten Pfennig rauszuholen.

Frage: Mit wem sprachen Sie über den neuen Vertrag? Mit Ihrer Mutter Helga, die Ihnen angeblich immer noch Geld zum Einkaufen gibt?

Nowitzki: Die Mutter gibt mir immer noch Taschengeld. (lacht) Bei den Klamotten bin ich zwar erwachsener geworden, aber mit dem Taschengeld hat es sich noch nicht verändert. Dennoch habe ich nicht mit meiner Mutter über den Vertrag gesprochen. Wir haben es mit Holger gemacht, natürlich viel mit Mark Cuban gesprochen, mit dem ein fast schon freundschaftliches Verhältnis besteht. Wir haben einen guten Mittelweg für beide Parteien gefunden, damit noch genug Geld übrig ist für andere Spieler.

Seite 1: Nowitzki über die vergangene Saison und LeBrons Entscheidung

Seite 2: Nowitzki über die Neuverpflichtungen der Mavs und die restliche Karriere

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