NBA

Pfeifkonzerte für zwei Legenden

Von Jan Dafeld
Wurden beide nicht in den Top-5 gedraftet: Steve Nash und Dirk Nowitzki
© getty
Cookie-Einstellungen

Pick 11: Reggie Miller

Weitere Kandidaten: Jamaal Wilkes, Allan Houston, Kiki Vandeweghe, Terrell Brandon

Die Karriere: 5x All-Star, 3x All-NBA Third Team

Die Draft-Situation: Mit über 20 Punkten in seinen letzten zwei Saisons machte sich Reggie Miller als einer der besten Scorer der NCAA einen Namen und beendete seine Senior-Saison als zweitbester Punktesammler in der Geschichte der UCLA Bruins hinter Kareem Abdul-Jabbar. Der Scharfschütze galt als der beste Shooting Guard im Draft 1987, fiel jedoch ein paar Plätze zurück, da die Bulls, die an Position acht und zehn picken konnten, keine Verwendung für einen weiteren Scorer auf dem Flügel neben Michael Jordan hatten. Als die Pacers Miller schließlich mit dem 11. Pick erlösten, setzte es ein Pfeifkonzert der eigenen Fans. Die Pacers-Anhänger hatten sich Lokalmatador Steve Alford als neuen Hoffnungsträger erhofft. Der fiel letztendlich aber noch weit zurück und wurde erst an Position 26 von den Mavericks gepickt.

Die anderen Picks: Die Bulls konnten im Draft 1987 gleich zwei elementare Puzzlestücke für die sechs Meistertitel der Franchise gewinnen. Mit dem 10. Pick sicherte sich Chicago die Rechte an Big Man Horace Grant, der größte Coup des Drafts gelang der Franchise allerdings per Trade. Durch einen Deal mit den Seattle SuperSonics ertauschten sich die Bulls den 5. für den 8. Pick und konnten ihren sechsfachen Champion Scottie Pippen für das Team gewinnen.

Pick 10: Paul Pierce

Weitere Kandidaten: Paul Westphal, Joe Johnson, Horace Grant, Eddie Jones, Paul George

Die Karriere: 1x Champion, 1x Finals MVP, 10x All-Star, 1x All-NBA Second Team

Die Draft-Situation: Nachdem Paul Pierce bereits 1997 die MVP-Trophäe des Big-12-Conference Tournaments hatte abstauben können, steigerte der Small Forward seine Leistung im darauffolgenden Jahr nochmal und sicherte sich mit 20 Punkten und 7 Rebounds pro Spiel einen Platz in der Lottery des Drafts 1998. Für die Boston Celtics war The Truth an der zehnten Stelle allerdings (allenfalls) die zweite Wahl. Dirk Nowitzki galt als der erklärte Wunschspieler Bostons. Als die Mavericks an Position sechs auf den Deutschen verzichteten und sich für Robert Traylor entschieden, schien der Power Forward sogar bereits in greifbare Nähe gerückt zu sein. Dallas hatte allerdings einen Deal mit den Bucks eingefädelt und sicherte sich Nowitzki durch den Pick Milwaukees an neunter Stelle doch noch.

Die anderen Picks: Während sich die Celtics auch ohne Nowitzki noch über einen Finals MVP und mehrfachen All-Star freuen konnten, mussten die Clippers trotz des ersten Picks im Draft weiter auf einen Spieler mit Superstar-Kaliber warten. Michael Olowokandi brauchte drei Saisons Anlaufzeit, ehe er trotz großer Spielanteile das erste Mal auf mehr als zehn Punkte pro Spiel kam. Der Candy Man entwickelte sich in der NBA nie zu mehr als einem allenfalls durchschnittlichen Center und galt lange Zeit als der vielleicht schlechteste First-Round Pick der NBA-Geschichte. Lange Zeit. Bis ins Jahr 2013.

Pick 9: Dirk Nowitzki

Weitere Kandidaten: Tracy McGrady, Amare Stoudemire, Shawn Marion, Rolando Blackman

Die Karriere: 1x Champion, 1x Finals-MVP, 1x MVP, 12x All-Star, 4x All-NBA First Team

Die Draft-Situation: Obwohl Nowitzki mit Rücksicht auf sein Abitur trotz zahlreicher Angebote internationaler Topklubs in Würzburg blieb, galt der Deutsche 1998 als sicherer Lottery Pick und wurde im finalen Mock Draft an Position sieben geführt. Gute Leistungen bei der Nike Hoop Heroes Tour und dem Nike Hoop Summit, bei denen er Stars wie Charles Barkley oder Top-Talente wie Rashard Lewis in den Schatten stellte, ließen zahlreiche Teams aufhorchen. Dennoch hoffte Celtics-Coach Rick Pitino, den damals 20-Jährigen auch an zehnter Stelle im Draft noch ziehen zu können und gab Nowitzki nach einem Workout die Garantie, ihn an dieser Position zu draften. Mit einer Draftposition Vorsprung kamen Pitino allerdings die Mavericks zuvor. Mavs-Coach Don Nelson riskierte viel und gewann alles, als er den sechsten Pick im Draft gegen den neunten Nowitzki und die Dienste von Steve Nash eintauschte.

Die anderen Picks: Während die Mavericks mit den Verpflichtungen von Nowitzki und Nash einen der besten Deals in der Geschichte der NBA abschlossen, guckten mit den Bucks und Suns die anderen Parteien in diesem Trade in die Röhre. Robert Traylor, für den sich Milwaukee extra einen höheren Pick gesichert hatte, fasste nie richtig Fuß in der NBA und verließ die Bucks nach nur zwei enttäuschenden Jahren wieder. Auch der 19. Pick, Pat Garrity, der im Gegenzug für Nash nach Phoenix wechselte, wurde bereits nach einem Jahr wieder abgegeben. Die Celtics, denen die Mavs Nowitzki praktisch vor der Nase wegschnappten, dürften mit ihrem zehnten Pick übrigens dennoch ganz gut leben können: An Stelle von Nowitzki entschied sich Pitino für Paul Pierce.

Pick 8: Willis Reed

Weitere Kandidaten: Robert Parish, Sam Jones, Jack Twyman, Tom Chambers, Vin Baker

Die Karriere: 2x Champion, 1x MVP, 2x Finals MVP, 7x All-Star, 1x All-NBA First Team, 1x All-Defensive First Team

Die Draft-Situation: In seinem Senior-Jahr an der Grambling State University erreichte Willis Reed mit 27 Punkten und 21 Rebounds pro Spiel neue persönliche Career Highs und krönte damit eine überragende College-Karriere mit einem landesweiten und drei Titeln auf Conference-Ebene. Die Tigers nahmen allerdings nicht an der NCAA, sondern der weniger populären NAIA teil, sodass ein Großteil von Reeds Leistungen überregional etwas unbemerkt blieb.

Die anderen Picks: Alle neun damaligen NBA-Teams hatten einmal die Chance, Reed zu draften, doch alle ließen den späteren Rookie of the Year passieren. Auch die Knicks schlugen erst mit ihrem zweiten Pick zu, nachdem sie mit dem ersten Pick noch Big Man Jim Barnes ausgewählt hatten. Für Cincinnati endete der Draft in einem absoluten Desaster. Während sechs der neun Teams im Draft einen späteren All-Star für sich gewinnen konnten, nutzten die Royals erst ihren Territorial Pick, um Center George Wilson für sich zu gewinnen und entschieden sich anschließend mit Pick 15 mit Bill Chmielewski für einen weiteren Big Man. Beide Entscheidungen zahlten sich jedoch nicht annähernd aus: Wilson brachte es in Cincinnati nie auf mehr als 2 Punkte pro Spiel, Chmielewski absolvierte nicht ein Spiel in der NBA.

Seite 1: Die Picks 15 - 12: Von Nash bis Dr. J

Seite 2: Die Picks 11 - 8: Von Miller bis Reed

Seite 3: Die Picks 7 - 4: Von Von Havlicek bis Jordan

Seite 4: Die Picks 3 - 1: Von Jordan bis Kareem