NBA

"Schröders Problem heißt Carroll"

Von Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann
Ex-NBA-Profi Steve Smith (r.) diskutiert mit den Experten der Triangle Offense
© getty
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These: Die Brooklyn Nets sind Miamis Angstgegner.

Florian Regelmann: Es wird Euch wenig überraschen, ich stimme dieser These absolut zu. Ich glaube immer noch an die Nets, spätestens seit ich den Sieg gegen die Heat gesehen habe. Denn da habe ich endlich mal gesehen, warum die Nets Kevin Garnett und Paul Pierce nach Brooklyn geholt haben. Um dabei zu helfen, gegen Miami den Unterschied auszumachen. Und sich nicht wie in der letzten Saison kampflos mehr oder weniger abschlachten zu lassen. Garnett und Pierce bringen genau die Toughness, die nötig ist gegen Miami. Und ich finde es schon bemerkenswert, wie sehr sich LeBron hat frustrieren lassen und nach einem harten, aber auch nicht so schlimmen Foul von Mirza Teletovic dermaßen ausgetickt ist. Auch dass er zum ersten Mal seit langer Zeit ausgefoult ist in dem Spiel, war kein Zufall. Die Nets können James frustrieren, auch in den Playoffs, das steht für mich fest. Selbst ohne Brook Lopez gefällt mir Brooklyns mögliche Rotation für eine Serie gegen Miami. Der ganz große Schlüssel ist die Gesundheit von Deron Williams, aber wenn D-Will fit ist, hast du neben ihm Joe Johnson, der in einem Viertel 22 Punkte einstreuen kann. Du hast Pierce und Garnett, die in den Playoffs bereit sein werden. Du hast einen Livingston, der gegen Miami ein Monster-Spiel gemacht hat. Einen Andrei Kirilenko, der wieder zurück ist. Teletovic hat sich gemausert, Alan Anderson ist ein guter Spieler, Andray Blatche ist immer für ein Double-Double gut, Jason Terry kann in den Playoffs große Würfe treffen. Brooklyn ist gefährlich für Miami.

Philipp Dornhegge: Es wird mit ziemlicher Sicherheit nicht passieren, aber ich finde die Idee, Deron Williams wie jetzt nach seinem Comeback dauerhaft von der Bank zu bringen, extrem charmant. Die Starting Five funktioniert aktuell auch deshalb so gut, weil sie mit Livingston so einen hervorragenden Floor General hat, der nicht scoren muss, um ein überragendes Spiel zu machen. Mit Johnson und Pierce gibt es ausreichend Scoring, Livingston gibt defensiv mehr Balance. Und eine zweite Fünf mit Williams, Kirilenko und Blatche? Puh, das ist schon ein gewaltiges Pfund. Ich hab nach dem fiesen Saisonstart ein bisschen die Euphorie verloren und bin nicht restlos überzeugt wie Du, Flo. Aber dass Brooklyn in einer ganz anderen Situation ist als zum Beispiel die Knicks, bei denen Besserung nicht in Sicht ist, das steht fest. Vielleicht gibt es in den Playoffs doch keinen Durchmarsch der Pacers und Heat in die Conference Finals, das kann man sich als neutraler Zuschauer nur wünschen. Und dass die Nets eine Truppe sind, die Miami Probleme machen kann, das hat man ja nicht erst einmal gesehen. Ich bin da bei Flo, mit Pierce und Garnett - plus Terry, der auch keine Angst vor LeBron und Co. hat, gerechtfertigt oder nicht - sind da genau die richtigen Leute dazu gekommen.

Steve Smith: Man muss ja nur an die Preseason zurückdenken. Wenn man da über Teams gesprochen hat, die den Miami Heat gefährlich werden könnten, fielen die Namen der Indiana Pacers und der Brooklyn Nets. Das waren die zwei Teams, die immer genannt wurden. Und das halte ich immer noch für möglich - aus einem einzigen Grund, den Flo und Phil auch schon angemerkt haben: Sie haben viele Veteranen im Team. Die können halt immer noch helfen. Natürlich kämpfen sie mit Verletzungen, aber wenn man Paul Pierce, Kevin Garnett und Jason Kidd als Trainer hat, dazu noch Deron Williams und Joe Johnson, dann hat man auch eine Chance. Weil diese Jungs wissen, wie es geht, und immer noch gewinnen wollen.

Haruka Gruber: Ich will nicht andauernd der Nets-Nörgler sein - aber mir immer noch ein Rätsel, warum Brooklyn so gehypt wird. 7 der letzten 8 Spiele zu gewinnen, darunter gegen OKC, Golden State und Miami, ist nicht schlecht. Aber überzeugt bin ich immer noch nicht. Die restlichen Siege gab es gegen Cleveland, zweimal gegen Atlanta und New York. Vor dem Streak setzte es 6 Niederlagen aus 7 Spielen, darunter gegen Washington, Philadelphia und Chicago. Davon abzuleiten, dass die Heat vor den Nets zittern müssten, ist doch weit hergeholt und geht mir zu schnell: Miami schenkt in der Regular Season ein paar Siege weg, aber als Team sind sie gefestigt und jeder weiß, was er zu tun hat. Das Nets-Team sieht nominell gut aus - aber steckt da so viel dahinter? Garnett ist tough, aber deutlich früher gealtert als Dirk oder Tim Duncan. Pierce wird wie Terry auch nicht mehr in einer 7-Spiele-Serie jede Nacht abliefern können. Bei D-Will muss man warten, bis er endlich mal fit ist. Joe Johnson war zuletzt stark, aber hatte davor 5 Spiele hintereinander ohne zweistellige Punktzahlen - typisch für ihn. Blatche ist genauso unzuverlässig. Anderson und Livingston sind nett - aber es sind Anderson und Livingston. Und davor soll Miami Angst haben?

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