NBA

Der malade Hoffnungsträger

Swing Man Mike Miller kehrte nach fünf Jahren zu den Memphis Grizzlies zurück
© getty

Mit Mike Miller wollten die Grizzlies ihre Probleme von außen in den Griff bekommen. Sein Einfluss bleibt aber trotz vieler Minuten gering. Durch Verletzungen und Formschwankungen sind sogar die Playoffs in Gefahr. Mit den Minnesota Timberwolves kommt nun ein direkter Konkurrent (Mo., 0 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE).

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Mike Millers Rückkehr war eine der Feel-Good-Stories in diesem Sommer. Nach fünf Jahren in der Ferne kehrte der verlorene Sohn nach Memphis zurück. Der Swing Man verbrachte insgesamt sechs Spielzeiten in der Südstaaten-Metropole. Für ihn persönlich waren dies die erfolgsreichsten in seiner Laufbahn.

2007 war er mit 18,5 Punkten zweitbester Scorer hinter Pau Gasol, ein Jahr später lieferte er eine Dreierquote von 43 Prozent und zudem einen Karrierebestwert in Sachen Rebounds (6,7) ab. Kurz gesagt: Der einstige Nr.5-Pick war ein Schlüsselspieler der Franchise und weit davon entfernt, nur ein Spotup-Shooter zu sein.

"Vielleicht ist er für andere Teams nur ein Söldner. Für uns ist er das nicht. Er ist schon so lange Teil unserer Organisation und Community. Das Ganze geht viel tiefer als das er einfach am Rand steht und Dreier versenkt", erklärte Coach Dave Joerger die emotionale Bindung.

Rückkehr mit neuer Rolle

Nun also die Rückkehr mit neuer Rolle. Miller, inzwischen mit zwei Meisterschaften bei den Miami Heat dekoriert, soll als Bankspieler für Gefahr von außen sorgen. Gefahr, die den Grizzlies in der Vorsaison völlig abging.

Memphis traf nur 34,5 Prozent von der Dreierlinie, aber noch eklatanter war dabei, dass sie mit Abstand die wenigsten Distanzwürfe (13,5) überhaupt nahmen. Utah, die einen Platz über den Grizzlies rangierten, probierten fast vier Dreier mehr pro Spiel.

Wayne Ellington, ihren besten Schützen vom Perimeter (39 Prozent), tradeten sie während der Saison nach Cleveland. Starting-Shooting-Guard Tony Allen ist eher für seine Defensiv-Qualitäten bekannt und Point Guard Mike Conley trifft wacklig aus der Distanz.

Zwar reichte es dennoch für die Conference Finals, dort war aber nach einem herben Sweep gegen die San Antonio Spurs Endstation. Das Inside Game der beiden dominanten Big Men Zach Randolph und Marc Gasol ist seit jeher überragend, aber letztendlich doch leicht ausrechenbar, wenn die Gefahr vom Perimeter gänzlich abgeht.

Miller soll Abhilfe schaffen. Der Veteran ist nicht nur Fanliebling, sondern auch im Locker Room hochangesehen. Durch die von Miami Heat angewandte Amnesty-Klausel ist der 33-Jährige zudem günstig. Miller begnügt sich mit dem Veteranenminimum von knapp 1,4 Millionen Dollar. Schließlich zahlt ihm der Meister in der kommenden Saison noch rund 5,2 Millionen Dollar.

"Ich bin so glücklich, zurück zu sein. Als wir vor zehn Jahren hierherkamen, hat sich meine Familie sofort in die Stadt und die Leute verliebt. Ihr habt uns die Entscheidung zurückzukommen sehr leicht gemacht", sagte Miller bei der Vorstellung und ließ damit die Fanliebe gleich wieder aufflammen.

Ein Miller alleine reicht nicht

Bislang macht er seinen Job. Seine 46,4 Prozent vom Perimeter sind stark und mit Abstand der beste Wert im Team. Das legt aber gleichzeitig auch die Probleme offen. Ein Miller alleine reicht nicht, um Angst und Schrecken von Downtown zu verbreiten.

Memphis hat es versäumt, im Sommer weitere Shooter zu akquirieren. Das Team nimmt immer noch nur knapp 14 Dreier pro Spiel und trifft dabei noch schlechter (33,7 Prozent) als in der Vorsaison. Das unfassbare Verletzungspech tut sein Übriges.

Gasol fällt bis auf weiteres mit einer Innenbandverletzung im linken Knie aus. Defensivanker Allen kämpft auch mit Verletzungen und nun muss auch noch Quincy Pondexter die Saison mit einer Stressfraktur im rechten Fuß beenden. Auf den ersten Blick mag Pondexters Ausfall zu verschmerzen sein, aber der Small Forward ist einer der wenigen Akteure neben Miller, der auch mal einen Dreier trifft.

Die Verletzung bedeutet zudem, dass der Veteran wohl noch mehr Minuten spielen wird. Dabei steht Miller schon jetzt rund 8 Minuten länger auf dem Platz als zu Miami-Zeiten. Memphis geht dabei ein hohes Risiko. Rückenprobleme belasten ihn bereits seit etlichen Jahren.

Sorgen um die Gesundheit

Im Sommer machten gar Gerüchte die Runde, Miller müsse unters Messer. Inwieweit diese Gerüchte selbstgestreut waren, um mögliche Lottery-Teams im Zuge der Amnestie abzuschrecken, ist schwer zu sagen, aber die Rückenprobleme sind auf jeden Fall weiter existent.

"Ich fühle mich gut und bin bereit. Letzte Woche habe ich das Training aufgenommen und kann es kaum erwarten, wieder zu spielen", ließ er im Sommer verlauten. Wenige Tage später schlug er ein Angebot der Oklahoma City Thunder aus und unterzeichnete den Vertrag in Memphis.

Die Minutenanzahl von über 20 zeigt, dass die Grizzlies ihn beim Wort nehmen. Coach Joerger bleibt aber auch nicht viel anderes übrig. In Hinblick auf die Playoffs kann dies allerdings fatal sein. Stattliche 91 Spiele verpasste der Shooter in den vergangenen drei Jahren.

Seine Erfahrung und Clutchness sind für die Grizzlies aber unverzichtbar. "Nachdem ich nun Teil eines Championship-Teams war und gesehen habe, wie schwer es ist, zu gewinnen, weiß ich, dass alles wichtig ist. Egal ob ich das Glas Wasser vom Trainer auffülle oder Dreier versenke", sagte Miller. Doch von einer Meisterschaft sind die Grizzlies weit entfernt. Aktuell sind sogar die Playoffs in Gefahr. Im bärenstarken Westen ist Memphis aufgrund der Gasol-Verletzung auf Platz 12 abgerutscht. Besserung ist erst einmal nicht in Sicht - auch nicht mit Miller.

Mike Miller im Steckbrief