NBA

"Für mich ist es eine Win-Win-Situation"

Von Interview: Florian Regelmann
Elias Harris' College-Karriere endete mit einer Enttäuschung. Geht es trotzdem in die NBA?
© getty

Der große Draft-Tag ist gekommen! In der Nacht auf Freitag (1 Uhr im LIVE-TICKER) wird es im Barclays Center zu Brooklyn spannend. Neben Dennis Schröder als eigentlich sicherem Erstrundenpick macht sich auch Elias Harris berechtigte Hoffnungen, von einem NBA-Klub gezogen zu werden. SPOX sprach ganz kurz vor dem Draft noch einmal mit dem 23-Jährigen. Harris über seine Erwartungen, seine Workouts bei den NBA-Teams und Plan B.

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SPOX: Elias, der Draft steht jetzt wirklich ganz kurz bevor. Einfache Frage: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in den Draft-Abend? Wie ist die Gefühlslage?

Elias Harris: (lacht) Das ist eine sehr gute Frage. Ich spüre auf jeden Fall Vorfreude, eine gewisse Nervosität ist auch dabei, das gehört ja aber auch dazu. Für mich ist es ganz schwierig einzuschätzen, was passieren wird. Ich weiß nur, dass die Workouts für mich gut gelaufen sind und ich positives Feedback bekommen habe. Aber was das dann bedeutet? Es ist echt schwer zu sagen.

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SPOX: Ganz ehrlich: Ist der Glaube da, dass Sie in der 2. Runde Ihren Namen hören werden?

Harris: Ich hoffe, dass ich gepickt werde. Und ich glaube auch daran! Aber es gibt natürlich keine Garantie, ich kann jetzt nur abwarten.

SPOX: Sie haben die Workouts angesprochen. Erzählen Sie mal ein bisschen von Ihrer Tour.

Harris: Los ging es mit einem Besuch bei den Denver Nuggets, dann war ich bei den Chicago Bulls, bei den Orlando Magic, den Sacramento Kings, den Houston Rockets und den Dallas Mavericks. Und auf meinem letzten Road Trip hatte ich dann noch Workouts bei den L.A. Lakers, Memphis Grizzlies und Phoenix Suns. Es war eine schöne Tour. Wie gesagt, das Feedback war auch sehr gut. Die Teams waren überrascht, dass ich noch athletischer bin, als sie dachten. Sie haben gesehen, wie sich mein Wurf verbessert hat in den letzten beiden Jahren. Auch mein Energie-Level und meine Arbeitseinstellung wurden gelobt, es war alles sehr positiv.

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SPOX: Die Workouts gelten als physisch extrem anspruchsvoll. Haben Sie sich dafür in die Form Ihres Lebens gebracht?

Harris: Auf jeden Fall. Ich war extra in Chicago, wo meine Agentur stationiert ist, um mich gezielt auf die Workouts vorzubereiten. Ich habe nichts dem Zufall überlassen und sehr hart für die Workouts trainiert.

SPOX: Sie haben in Gonzaga eine gute letzte College-Saison absolviert (14,6 Punkte, 7,4 Rebounds), wie zufrieden waren Sie selbst mit Ihrem Abschluss bei den Bulldogs?

Harris: Es war natürlich schade, dass wir im NCAA Tournament nicht weiter gekommen sind (frühes Aus gegen Wichita State, Anm. d. Red.) und ich mich dadurch auch nicht weiter präsentieren konnte. Aber mit meiner persönlichen Leistung war ich sehr zufrieden. Ich konnte mich toll aus meiner College-Karriere verabschieden.

SPOX: Ihre Freiwurfquote ging in der letzten Saison wieder nach oben (77 Prozent), aber was bei den Stats negativ herausstach, war die Dreierquote von indiskutablen 17 Prozent. Eigentlich sind Sie kein schlechter Schütze, was war mit dem Dreier los?

Harris: Wenn ich das wüsste. Momentan ist der Dreier überhaupt kein Problem mehr, ich hatte in den Workouts von der NBA-Dreierlinie gar keine Probleme und habe da den Dreier konstant getroffen. Ich weiß nicht, was los war. An mangelndem Wurftraining kann es nicht gelegen haben, vielleicht war es ein bisschen eine Kopfsache, ich kann es nicht genau sagen. Aber es ist jetzt auch Vergangenheit. Wichtig ist, dass der Dreier jetzt wieder fällt.

SPOX: Wenn Sie auf die vier College-Jahre zurückblicken, wie fällt das Fazit generell aus? Es wird nach wie vor viel darüber geredet, was nach Ihrem starken Freshman-Jahr hätte sein können...

Harris: Ich bin stolz auf die vier Jahre. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich meinen Bachelor in der Tasche habe. Was viele Leute auch unterschätzen: Ich bin in den vier Jahren ein viel konstanterer und damit auch viel besserer Spieler geworden. Es ist kein Vergleich zu meinem ersten Jahr. Dass es da so gut gelaufen ist, lag ehrlich gesagt eigentlich nur daran, dass niemand wusste, wer ich war und niemand eine besondere Leistung von mir erwartete. So ist ja der Hype entstanden. Aber jetzt bin ich spielerisch viel gereifter und einfach insgesamt ein viel besserer Spieler als in meinem Freshman-Jahr.

SPOX: Wer daran zweifelt, dass Sie es in die NBA schaffen, wird sofort das "Tweener-Problem" anführen. Sprich: Dass Sie in der NBA weder als Power Forward noch als Small Forward geeignet sind. Können Sie es überhaupt noch hören?

Harris: Wichtig ist für mich, was die Teams sagen. Und es war bei keinem Team, das mich eingeladen hat, ein Thema oder ein Problem. Ich wurde natürlich nach meiner Position gefragt, aber es wurde eher positiv bewertet, dass ich beides spielen kann. Die Vielseitigkeit macht mich eher attraktiver, wenn man so will.

SPOX: Was passiert, wenn Sie nicht gezogen werden? Wie sind die Pläne?

Harris: Einen ganz genauen Plan gibt es noch nicht, aber ich werde mich dann nach dem Draft mit meinem Agenten zusammensetzen und überlegen, was die beste Lösung für mich ist und was mir am besten gefällt. Europa, unter anderem die BBL, wäre natürlich im Spiel. Plan A ist jetzt erst mal die NBA und zu schauen, wie weit ich es dort bringen kann und ob ich es packe. Im schlimmsten Fall gibt es andere Optionen, aber es gibt eigentlich überhaupt keinen schlimmsten Fall. In Europa wird auch auf Top-Niveau Basketball gespielt, dort gibt es auch gute Mannschaften. Es ist im Endeffekt eine Win-Win-Situation für mich.

SPOX: Wie haben Sie den Hype um Dennis Schröder mitbekommen? Sie kennen sich beide gar nicht so wirklich, richtig?

Harris: Das stimmt. Ich habe Dennis leider noch nie live spielen sehen. Ich habe mir auf YouTube Highlights von ihm angeschaut und sonst einige Clips, aber so gut kenne ich ihn gar nicht. Ich habe seinen Aufstieg aber natürlich verfolgt und wünsche ihm viel Glück für den Draft. Hoffentlich packt er es in die Top 30, das wäre top.

SPOX: Sowohl für Schröder als auch für Sie steht mit dem DBB-Team in diesem Jahr noch die EM in Slowenien auf dem Programm. Haben Sie sich damit schon beschäftigt?

Harris: Ja, ich habe mich schon mit Bundestrainer Frank Menz ausgetauscht. Wir haben eine junge und aufregende Truppe, die wirklich über viel Potential und Talent verfügt. Da geht was und da will ich unbedingt dabei sein. Ich freue mich schon darauf!

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SPOX: Noch einmal zurück zum Draft. Ein Gonzaga-Teamkollege von Ihnen gilt als klarer Erstrundenpick: der Kanadier Kelly Olynyk. Wie ist der Kontakt mit ihm?

Harris: Wir schreiben uns regelmäßig - und in Dallas haben wir uns vor einigen Wochen auch persönlich gesehen. Ich gehe stark davon aus, dass er in der 1. Runde gezogen wird. Es gibt in den USA auf seiner Position keinen Spieler, der solche Skills hat wie er. Er hat als Big Man die Veranlagung, wie ein Guard zu spielen, das kommt natürlich gut an bei den Teams. Es ist ein krasser Vergleich, aber er geht so ein bisschen in die Richtung Dirk Nowitzki. Vielleicht mit einem etwas weniger guten Wurf, aber wenn alles optimal für ihn läuft, geht es zumindest in diese Richtung.

SPOX: Abschließende Frage: Wie werden Sie den Draft verfolgen? Wer wird dabei sein?

Harris: Ich bin im Moment in Houston im Kreis der Familie. Mein Vater ist hier, meine Stiefmutter, mein Bruder, meine Schwester ist gekommen, meine Frau ist natürlich da. Wir werden uns den Draft ganz gemütlich familienintern im Fernsehen anschauen. Und dann kommt's, wie es kommt.

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