NBA

Comeback-Sieg: Spurs gewinnen Spiel 1

Von Jan-Hendrik Böhmer
Die Big Three der Miami Heat konnte am Ende von Spiel eins keine Akzente mehr setzen
© getty

Die San Antonio Spurs haben Spiel 1 der NBA Finals gewonnen. Gegen die Miami Heat siegte das Team von Tony Parker mit 92:88 (BOXSCORE). Entscheidender Spieler in einer hochklassigen Partie war Parker mit 21 Punkten.

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Für mehr als drei Viertel des Spiels sah es so aus, als würde LeBron James die Miami Heat zum Sieg führen. Mit einem Triple-Double (18 Punkte, 18 Rebounds, 10 Assists) war er lange Zeit der beste Mann auf dem Parkett.

Heat vs. Spurs, 1. Spiel: Einzelkritik von mySPOX-User Mutu77

Doch dann kam das Schlussviertel - und der Einbruch der Heat. Zwar spielte auch Dwyane Wade mit 17 Punkten eine anständige Partie, doch in der entscheidenden Phase traf er überhaupt nicht mehr. Chris Bosh vergab in den Schlusssekunden einen Dreier und blieb insgesamt erneut hinter den Erwartungen zurück.

Entscheidender Mann auf dem Parkett war Tony Parker. Mit seinen 21 Punkten war er nicht nur der beste Scorer der Spurs, sondern steuerte in der Schlussphase die entscheidenden Akzente bei. Tim Duncan(20 Punkte, 14 Rebounds) kam trotz eines schwachen Starts noch auf ein Double-Double.

Kawhi Leonard (10 Punkte, 10 Rebounds) verteidigte gegen LeBron James lange zeit stark und konnte zwischendurch immer wieder seine Klasse in der Offensive zeigen.

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Die Reaktionen:

Tony Parker (Spurs): "Ich wollte diesen letzten Wurf einfach nur loswerden. Ich habe hochgeschaut, geworfen - und es hat geklappt. Das war's. Auf der anderen Seite haben wir heute nur versucht, LeBron unter Kontrolle zu halten. Unser Ziel war es, ihn zu ungemütlichen Würfen zu zwingen. Am Ende hat das gut geklappt."

LeBron James (Heat): "Die Spurs sind die Spurs. Sie bringen dich in Situationen, in denen du dich unwohl fühlst, sowohl offensiv als auch defensiv. Und wenn du einen Fehler machst, dann nutzen sie ihn eiskalt aus."

Dwyane Wade (Heat): "Wir waren im vierten Viertel müde. Ich hab mich umgesehen und gemerkt, dass wir wie ein Team aussehen, das gerade eine Sieben-Spiele-Serie hinter sich hat."

Gregg Popovich (Trainer Spurs): "Wir haben uns heute einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch als wir hinten lagen, haben wir uns immer nur auf das konzentriert, was wir selbst ändern können. Wenn Miami fast jeden Wurf trifft, darf uns das nicht verrückt machen. Dann müssen wir trotzdem weiter unsere beste Defense spielen. Und genau das haben wir heute gemacht. Wir haben uns nach und nach auf Miami eingestellt und uns am Ende durchgesetzt."

Erik Spoelstra (Trainer Heat): "Wir müssen uns jetzt zusammenreißen und auf Spiel zwei vorbereiten. Fertig.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Heat wie gewohnt mit Udonis Haslem, LeBron James, Chris Bosh, Mario Chalmers und Dwyane Wade. Bei den Spurs setzt Gregg Popovich auf Tim Duncan, Kawhi Leonard, Tiago Splitter, Tony Parker und Danny Green.

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2.: Das erste Highlight gehört den Heat. Bosh mit dem Steal gegen Duncan, LeBron zieht von rechts in die Paint, steigt hoch, spielt im letzten Moment auf Wade ab - und der knallt den Ball rein. Danach geht es hier aber nur noch in die andere Richtung. Parker steckt wunderbar auf Splitter durch, der unter dem Korb wartet. Drin. 9:2 für die Spurs - und Timeout Miami.

5.: Oh, oh! Erste Referee-Diskussion. Wade zieht in die Paint, kollidiert mit Duncan und beide landen auf dem Hallenboden. Die Refs entscheiden: Blocking Foul, Freiwürfe für Wade. Sah' allerdings eher nach einem Charging-Foul von Wade aus... Den Fans in der Halle gefällt es. Denn: Mit seinem ersten Freiwurf gleicht Wade das Spiel aus. 9:9.

9.: James for three! Allen for three! Dazwischen auf der anderen Seite Ginobili mit einem ganz feinen Solo in der Paint. Er lässt erst Wade und dann Haslem aussteigen, steigt trotz Foul noch hoch - setzt den Dunk aber auf den Ring. Miami wieder mit zwei Punkten vorne. Und der Run geht weiter. Jetzt ein schöner Floater von Mike Miller.

15.: Leonard narrt die Heat - und allen voran LeBron James. Er sieht hart in die Paint, bleibt an der Freiwurflinie plötzlich abrupt stehen, dreht sich um die eigene Achse und lässt James ins Leere laufen. Dann steigt zum Jumper hoch und versenkt. Doch die Revanche kommt prompt. James trägt den Ball an den Perimeter, spielt dann auf den völlig frei stehenden Miller ab - und der trifft von Downtown. 31:26-Führung für die Heat.

19.: Norris Cole knallt den Turbo rein! Er greift sich unter dem eigenen Korb den Rebound, sprintet los - und zieht einfach bis zum Korb durch. Auf dem Weg lässt er erst Parker stehen - und steigt dann einfach zwischen Duncan und Bonner hindurch. Layup. Drin. Davor bereits Wade mit 6 schnellen Punkten. Miami mit 46:42 in Führung.

24.: Duncan mit dem Buzzer. Passender Abschluss einers starken zweiten Viertels für den Big Man der Spurs. Nach einem 0/5-Auftakt macht er jetzt 12 Punkte. Dazu bereits 9 Rebounds. Miami nur noch mit 3 Punkten vorne.

28.: Die Spurs mit dem besseren Start in die zweite Hälfte. Jetzt ein 6:0-Run angetrrieben durch Ginobili Leonard, Parker und Duncan. Und plötzlich ist San Antonio wieder bis auf einen Punkt dran. 57:58.

33.: Es geht weiter richtig gut hin und her. Der wieder besser ins Spiel gekommene Bosh mit dem Fadeaway-Jumper für die Heat - und dann im direkten Gegenzug Ginobili mit dem Dreier. So geht es hier immer wieder. Miami mit 3 Punkten vorne.

38.: Mike Milller - mir Rückenproblemen - hechtet einem Ball hinterher und bekommt am Boden liegend auch noch einen Fuß ins Gesicht. Aufstehen, weitermachen. Das ist Playoff-Basketball. Spoelstra gönnt unterdessen Wade und James gleichzeitig eine Pause. Die Bank der Heat macht ihre Sache aber gut. Andersen bereits mit 7 Punkten.

42.: Wow - was für ein Spin-Move von Parker! Leonard hält bei James' Pass die Hand dazwischen und spielt nach dem Steal ganz schnell auf Parker weiter. Der zieht zum Korb, lässt Cole aussteigen und haut den Driving Layup rein. Plötzlich steht es 81:78 für die Spurs. Das wird eine heiße Endphase.

46.: Allen wird von Green an der Dreierlinie gelegt. Freiwürfe. Der Routinier macht sie alle und bringt die Heat damit wieder bis auf zwei Punkte ran. Auf der anderen Seite wird Duncan von Bosh gefoult und die Spurs ziehen dank der Freiwürfe wieder mit vier Punkten davon. James setzt Bosh daraufhin am Perimeter in Szene - doch der vergibt. 90:86 Spurs.

48.: Was für ein Drama! James wird von Ginobili gefoult und verwandelt beide Freiwürfe. Alles ist wieder offen. Die Spurs im Ballbesitz, doch die Heat-Defense hält dicht. Erst in der allerletzten Zehntelsekunde kann sich Parker lösen. Globetrotter-Move und Bank Shot. Drin. Doch war das noch reichtzeitig? Es war. Das Spiel ist gelaufen.

Miami Heat vs. San Antonio Spurs: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Tony Parker. Wie Parker sein Team im Schlussviertel zum Sieg führte war in einem Wort: beeindruckend. Nicht nur, dass er in den entscheidenden Situationen einen kühlen Kopf behielt (im kompletten Spiel kein Turnover) und die entscheidenden Punkte machte - nein, er spielte nebenbei auch noch Coach und stellte seine Teamkollegen ein. Dass ihn Gregg Popovic in der entscheidenden Phase das Heft derart in die Hand nehmen lässt, heißt schon was. Bei den Heat war LeBron Jamesder beste Spieler. Allerdings konnte auch er am Ende den Absturz seines Teams nicht verhindern.

Der Flop des Spiels: Chris Bosh. Was ist nur mit dem Heat-"Center" los? Anstatt im Post zu attackieren und Duncan und Splitter herauszufordern, feuerte er munter Dreier (0/4) und Midrange Jumper auf den Korb. Obwohl ihn die Spurs dabei oftmals nicht einmal sonderlich bewachten, traf er kaum etwas (6/16 aus dem Feld). Dass er am Ende auch noch den möglicherweise entscheidenden Wurf vergab, passt da sehr gut ins Bild. Ob diese Taktik nun auf Coach Spoelstra zurückgeht, oder ob Bosh das selbst zu verantworten hat, sei dahingestellt. Am Ende war es einfach zu wenig für die NBA Finals.

Analyse: So hat man sich den Start in die Finals vorgestellt: Starkes erstes Viertel mit vier Führungswechseln und fünfmal Gleichstand. Den besseren Start erwischten dabei aber eindeutig die Spurs, die mit einem 9:2-Run in die Partie starteten. Besonders Parker und Green waren zu Beginn heiß. Duncan traf in der Offensive dagegen erstmal nichts, griff aber immerhin fleißig Rebounds ab - allerdings auch schnell sein zweites Foul, weshalb er früh Zeit auf der Bank verbringen musste.

Bei den Heat hatte Bosh einen guten Start in die Partie. Nach den Problemen der letzten Spiele fand er diesmal schnell in die Partie. Gleich zu Beginn nahm er einige Würfe, griff sich einen Steal. Außerdem am Anfang gleich auf Betriebstemperatur: Mario Chalmers. Er steuerte einen Dreier aus der Ecke und einen feinen Driving-Finger-Roll bei.

Während Bosh nach dem anständigen Auftakt am Ende doch wieder enttäuschte, drehte Wade weiter auf. 13 Punkte in den ersten 24 Minuten waren die beste Leistung, die er in einer ersten Halbzeit der diesjährigen Playoffs gezeigt hat. Am Ende war er mit 17 Zählern nach James der beste Spieler der Heat.

Begünstigt wurde das Spiel der Heat allerdings auch von Fehlern in der Spurs-Defense. Besonders gegen den Speed der Heat war einfach kein Kraut gewachsen. In der Transition-Defense klafften immer wieder Lücken, die Miami nutzen konnte. Hinzu kam, dass bei Off-Ball-Screens die Zuordnung nicht stimmte. Besonders am Perimeter bekamen die Heat dadurch gute Looks.

Auf der anderen Seite wollte für die Spurs von Downtown nichts fallen. Obwohl San Antonio immer wieder offene Looks bekam, trafen die Spieler nicht. Allen voran Leonard (0/4) scheiterte wiederholt.

In der zweiten Hälfte hatte Gregg Popovich seine Spurs dann besser auf den Heat-Angriff eingestellt. Das Spiel verlief fortan absolut ausgeglichen. Hatte man zuvor immer noch das Gefühl, dass Miami das Spiel irgendwie kontrollieren würde, war jetzt alles offen.

Im Schlussviertel erhöhte San Antonio dann noch einmal die Intensität. Offensiv ließ man den Ball gut und vor allem sicher laufen. Insgesamt leistete man sich nur 4 Turnover - davon keinen einzigen in der zweiten Halbzeit. Eine unglaubliche Statistik.

Auf der anderen Seite legte San Antonio auch in der Defensive noch eine Schippe drauf. Duncan und Leonard arbeiteten stark am Brett - und man ließ den Heat kaum Platz, ihr Spiel aufzuziehen. Damit hielt man Miami nicht nur bei 16 Punkten, sondern provozierte auch 5 Turnover allein im Schlussviertel.

Besonders James, bis dato mit einem starken Spiel, wurden immer wieder die Laufwege zugestellt. Doch nicht nur das. Auch die Anspielstationen am Perimeter, die er zuvor immer wieder gefunden hatte, waren nun plötzlich dicht.

Das Resultat: Je länger das Spiel dauerte, desto mehr verlangsamten die Spurs das Tempo - und fühlten sich damit in ihrem Element. Miami konnte das hohe Tempo vom Beginn nicht halten und musste der harten Conference-Finals-Serie gegen die Pacers Tribut zollen. James selbst musste nach der Partie einräumen, dass er zu Beginn des Schlussviertels einfach müde war und deshalb um eine Pause gebeten hatte.

Viel Zeit zum Verschaufen bleibt Miami nicht: Bereits am Sonntag geht es mit Spiel 2 weiter.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick