NBA

Von den Big Three zur One-Man-Show

Von Philipp Dornhegge
Die Miami Heat haben nach zwei Pleiten gegen die Indiana Pacers eine ganze Reihe von Problemen
© getty

Die Miami Heat stehen vor einem wegweisenden fünften Spiel gegen die Indiana Pacers. Die Eastern Conference Finals sind völlig offen, der Meister hat offensichtlich Probleme mit dem Herausforderer. Aber warum? Die Vertreter der internationalen NBA-Destinationen diskutieren, was den Miami Heat derzeit fehlt.

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Was läuft falsch bei Miami? Sollten die Heat nicht dominieren?

Pawel Weszka, NBA Africa: Bosh und Haslem wurden bislang Abend für Abend verprügelt. Und zwar ganz schlimm. Außerdem lassen die Heat den Ball nicht genug laufen. Gegen diese toughe Pacers-Defense zu spielen wird nicht leichter und - machen wir uns nichts vor - Miami wird wohl nicht noch mal kollektiv so heiß laufen wie in Spiel drei.

Sie müssen selber härter spielen, besser rebounden und Hibbert und West aus der Zone ziehen, um einen freieren Weg zum Korb zu haben. Und sie müssen mehr Fouls ziehen. Wäre James in Spiel eins nicht so eiskalt gewesen, könnte Indiana jetzt 3-1 führen. Bisher war es Hibberts und Wests Show.

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Adriano Albuquerque, NBA Brasil: Die Pacers sind ein sehr gutes und sehr gut gecoachtes Team, das Miami schon in der Regular Season Probleme bereitet hat. Ich habe deshalb schon eine enge Serie erwartet. Was die Heat falsch machen ist genau das, was sie auch vorher schon häufig falsch gemacht haben: Sie starten oft behäbig und erreichen ihr Topniveau nur phasenweise.

Speziell in der Verteidigung müssen sie mit mehr Energie spielen, und das über 48 Minuten. In der Offense will ich LeBron häufiger im Low Post sehen. Und Miami braucht mehr Konstanz von den Rollenspielern.

Hanson Guan, NBA China: Dwyane Wade auf dessen Position die Heat vermeintlich den größten Vorteil hätten haben sollen, ist der Schlüssel für den Rest der Serie. Allerdings hat er in Spiel vier 5 von 15 Würfen getroffen, und das war das vierte Mal in den letzten neun Partien, dass er unter 50 Prozent geblieben ist.

Von diesen vier Spielen hat Miami drei verloren. Die Pacers sind zäh, und wenn man sich die Schwächen der Heat unter den Körben anschaut, dann muss der Meister einfach seine eigenen Stärken besser ausspielen. LeBron tut alles, was er kann. Jetzt wird es Zeit, dass auch Wade aufdreht und Miami in die Finals befördert.

Philipp Dornhegge, NBA Deutschland: Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Heat von den Big Three auf eine One-Man-Show geschrumpft. Chris Bosh lässt sich ohne Gegenwehjr von Roy Hibbert und David West herumschubsen, Dwyane Wade ist aufgrund seines Knies nicht er selbst. Und so toll Miamis Rollenspieler sind, da ist keiner dabei, der in die Bresche springen und wie ein Star spielen kann.

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Indianas Strategie hat zwei entscheidende Säulen: Die Pacers wollen die Bretter dominieren und sich nicht von Dreierschützen schlagen lassen. Und das ist exakt die Art und Weise, wie man Miami schlagen kann. Das ist gegen den Meister natürlich leichter gesagt als getan, aber wenn Bosh und Wade weiter so unterirdisch spielen, ist es absolut möglich.

Eduardo Schell, NBA Espana: Trotz aller Verletzungen konnte bereits Chicago zeigen, dass die Heat angreifbar sind. Das hat in Miami für kleine Identitätsprobleme gesorgt und das scheinbar unerschütterliche Selbstvertrauen angekratzt. Es gibt einfach keinen Plan B, wenn LeBron nicht überragend spielt.

Ich nehme an, dass Miami weiterkommen wird, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Indiana zwei Layups von einer 3-1-Führung entfernt war. Das allein sorgt sicher für Nervenflattern in Miami, ich bin gespannt, wie sie damit in der Crunchtime umgehen.

Stefanos Triantafyllos, NBA Greece: Die Heat werden von den großen Kerlen der Pacers herumgeschubst, besonders von Roy Hibbert. Sie haben das Reboundduell in jedem Spiel verloren und verteidigen die Zone schlecht. Das gelingt den Pacers im Gegenzug ganz ordentlich. Miami hat sich dem Small-Ball verschrieben, konnte bisher aber das Tempo nicht anziehen. Spiel drei war eine absolute Ausnahme.

In den nächsten Spielen müssen sie physischer Spieler und besonders defensiv dafür sorgen, dass sich die Pacers unwohl fühlen. Sie müssen leichte Punkte generieren, indem sie besser rebounden und ins Laufen kommen. Sie werden diese Serie letztlich nur gewinnen, wenn sie ihren Spielstil durchsetzen.

Akshay Manwani, NBA India: Miamis größtes Problem ist, dass ihre Bank in dieser Serie noch nichts beigetragen hat. Ray Allen hat 9 von 32 Würfen getroffen, Shane Battier 2 von 14 und Norris Cole 5 von 18, was insgesamt für diese drei 25 Prozent aus dem Feld bedeutet.

Sogar Chris Andersen, der nach drei Spielen 13 seiner 13 Würfe getroffen hatte, nahm in Spiel vier nicht einen Wurf! Wenn man sich dann noch vor Augen führt, wie Indiana die Rebounds dominiert (176:136), dann wird auch der Rest der Serie kein Spaziergang für die Heat.

Davide Chinellato, NBA Italia: Die Pacers decken die Schwächen der Heat unter den Körben gnadenlos auf. Sie dominieren die Bretter und kontrollieren die Zone dank Roy Hibbert, der nach schwachem Saisonstart wieder spielt wie ein All-Star. Miami hat einfach keine Antwort auf ihn und David West (und wenn man es genau nimmt, auch nicht auf Tyler Hansbrough und Ian Mahinmi), in erster Linie weil LeBron in der Offensive gebraucht wird und seine Kraft nicht im Low Post gegen West verbrauchen kann.

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Miami ist weiterhin das bessere und talentiertere Team, aber um den Osten zu gewinnen brauchen sie mehr von Wade (das Knie macht große Sorgen), Bosh (3,3 Rebounds) und ihren Dreierschützen (Ray Allen wirft 29,4 Prozent von der Dreierlinie, Shane Battier 15,4 Prozent und Norris Cole 28,6 Prozent).

Selcuk Aytekin, NBA Türkiye: LeBron spielt auf dem gleichen Niveau wie immer, aber das Problem ist, dass er nicht die Hilfe bekommt, die auch ein Superstar wie er dringend benötigt.

Dwyane Wades und Chris Boshs Leistungen schwanken, und die Heat machen den Pacers einfach keine Angst. Indiana kämpft und kämpft. Jetzt sind sie vielleicht bereit, den nächsten Schritt zu machen.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick