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James treibt Heat zum Sieg

Von Jan-Hendrik Böhmer
LeBron James war der beste Spieler beim Sieg der Miami Heat in Spiel 5 gegen die Indiana Pacers
© Getty

Die Miami Heat haben Spiel 5 der Eastern Conference Finals gegen die Indiana Pacers mit 90:79 (BOXSCORE) gewonnen. Damit führt das Team von LeBron James die Serie nun mit 3-2 an. James war es auch, der nach einem durchwachsenen Start der Heat das Spiel zugunsten von Miami drehte. Für den größten Aufreger des Spiels sorgte aber Chris Andersen mit einem Flagrant Foul gegen Tyler Hansbrough.

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"Das komplette Team muss mehr tun", hatte Chris Bosh vor Spiel 5 gesagt. Das komplette Team? Eher nicht. Es war ein Spieler, der die Miami Heat zum Sieg führte: Es war LeBron James. Der MVP pushte sein Team nach einem schwachen Start verbal und auf dem Court immer wieder und war mit 30 Punkten, 8 Rebounds und 6 Assists bester Spieler der Partie.

Während Dwyane Wade (10 Punkte, 6 Rebounds, 4 Assists) und Chris Bosh (7 Punkte, 5 Rebounds, 1 Assist) über weite Strecken enttäuschten, brachte James die Heat in bester Cavaliers-Manier quasi im Alleingang auf die Siegerstraße. Udonis Haslem kam auf 16 Punkte und hatte wie bereits in Spiel 3 einen sehr guten Abend.

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Für den Aufreger des Spiels sorgte Chris Andersen. Der Birdman rammte Tyler Hansbrough aus vollem Lauf mit dem Arm um und geriet danach mit ihm aneinander. Das Resultat: ein Flagrant Foul. Damit war Andersen nach Meinung vieler Experten noch gut bedient. Nazr Mohammed war in Spiel 3 der Bulls gegen die Heat nach einer ähnlichen Situation vom Court geflogen. Und auch hier könnte noch ein Nachspiel drohen.

Bei den Pacers waren Paul George (27 Punkte, 11 Rebounds, 5 Assists) und Roy Hibbert (22 Punkte, 6 Rebounds) die besten Spieler. Der Backcourt um Lance Stephenson und George Hill war hingegen ein Totalausfall.

Die Reaktionen:

LeBron James (Heat): "Die erste Halbzeit war nicht Miami-Basketball. Wir haben uns nur auf unser Talent verlassen. Das ist nicht, worum es bei uns geht. Wir lagen zwar nur mit vier Punkten zurück, aber so konnte es nicht weiter gehen. Wir konnten uns nicht auf unser Talent verlassen. Wir mussten es wollen, es erzwingen. Und genau das haben meine Jungs dann gezeigt. Ich selbst war einfach nur aggressiv, habe meine Würfe gesucht. Und wenn die nicht da waren, habe ich meine Jungs in Szene gesetzt. Das war Playoff-Basketball. Genau so muss man spielen, jede Minute alles geben."

Erik Spoelstra (Heat): "Das war LeBron - showing his greatness. Und dann hat er es auch noch leicht aussehen lassen. Seine Energie, seine Power, sein Motor; das war einfach unglaublich. Er war nicht müde zu kriegen und hat immer wieder auf beiden Seiten des Courts großartige Plays abgeliefert. Das ist LeBron: Big Plays wenn man sie braucht."

David West (Pacers): "Wir hatten einfach nicht genug Feuer, um ihnen entgegenzutreten. Wir haben nicht verteidigt. So wird es extrem schwierig, noch irgendein Spiel zu gewinnen. Wir haben uns von der Umgebung, von den Fans einschüchtern lassen und haben nicht reagiert. Das dritte Viertel hat uns hier wirklich das Genick gebrochen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Teams mit dem gewohnten Starting-Lineup. Bei Miami starten Udonis Haslem, LeBron James, Chris Bosh, Mario Chalmers und Dwyane Wade.

Für die Pacers schickt Frank Vogel David West, Paul George, Roy Hibbert, George Hill und Lance Stephenson in die Partie.

2.: Wackeliger Start auf beiden Seiten. Erst James mit einem Turnover gleich beim ersten Angriff, dann aber auch Hibbert aus dem Double-Team gleich im Gegenzug mit einem schlechten Pass und einem Ballverlust. Außerdem fällt hier nbisher nix. Zwei Minuten komplett ohne Punkte. Erst dann erlöst Hibbert mit einem Tip-in die Pacers.

6.: Starker 7:0-Run der Pacers, die anfängliche Unsicherheit ist abgeschüttelt. Besonders George dreht anständig auf. 7 Punkte in 6 Minuten - bei perfekter Wurfquote. Auch Hibbert ist erneut kaum zu stoppen. 13:9 für Indiana.

10.: Stark gemacht von Chalmers! Starker Zug zum Korb abgeschlossen mit dem Driving Layup. Kurz zuvor bereits Haslem mit dem Layup. Miami jetzt dank der Rollenspieler besser am Ball. Wade kommt dagegen erneut nicht in Schwung. Oftmals scheint er nicht ganz bei der Sache zu sein. Seine Verletzung scheint ihn noch immer zu behindern - bereits zwei Airballs. 20:15 Pacers.

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15.: Jetzt wird es wild! Der Birdman rastet aus und haut Hansbrough im Vorbeigehen mit dem Arm weg. Daraufhin springt Hansbrough auf und geht auf den Birdman zu. Es folgt weiteres Geschubse - und diverse Betreuer auf dem Parkett. Resultat: Flagrant-1 gegen den Birdman. Und wie reagiert er: Mit einem Monster-Block ausgerechnet gegen Hansbrough. Da ist Feuer drin. 30:25 für die Pacers.

20.: Sam Young mit dem Slam! Allen mit ganz schwacher Defense - Young zieht deshalb einfach an der Baseline durch in die Paint und zum Slam. Dann Mahimni erst mit dem Putback und auf der anderen Seite mit dem Block gegen Chalmers. Pacers mit 5 Punkten vorne.

24.: Da ist es passiert: Die Pacers lassen erneut Punkte liegen und James gleicht mit einem Pullup-Jumper die Partie aus. Doch West schlägt gleich zurück. Aus unmöglicher Position haut er den Jumper rein. Da James in der Folge verpasst und Wade den Ball mit einem verunglückten Ball ins Aus wirft, zieht Indiana wieder auf 44:40 davon.

25.: James mit dem wunderbaren Spin gegen Hill - und starkem Zug in die Paint und zum Korb. So schnell und schön kann es gehen. Im One-on-One ist James eben einfach nicht zu halten. Und was das denn bitte?! Haslem mit dem Slam - und nach einem 7:0-Run und einem weiteren Turnover der Pacers führt Miami plötzlich mit 47:46.

29.: Das ist Playoff-Basketball! Chalmers mit einem Schubser gegen West, dann kommt Haslem in bester Eishockey-Enforcer-Manier hinzu und tauscht ein paar Nettigkeiten mit den Kollegen aus. Alle drei holen sich ein Technical ab. Hier wird um den letzten Zentimeter gekämpft. James verpasst zwei Dreier in Folge, George trifft. Alles wieder ausgeglichen: 53:53

32.: Jetzt dreht James auf. An den letzten elf Punkten der Heat war er direkt beteiligt. Seit LeBron das Spiel auf beiden Seiten des Courts an sich reißt, läuft es für die Heat. Jumper, Rebounds - und eine 5-Punkte-Führung.

36.: Es läuft nix mehr bei den Pacers. Nur ein Treffer aus dem Feld in den letzten acht Minuten. Auf der anderen Seite ist Haslem on Fire. Immer wieder wird der Routinier auf der linken Seite angespielt. Immer wieder versenkt er. 19:3-Run der Heat.

40.: Es sind zwar noch acht Minuten zu spielen, aber im Moment sieht es hier nicht danach aus, als können die Pacers noch einmal zurückkommen. Während bei den Pacers kaum noch etwas klappt, läuft der Ball bei den Heat jetzt flüssig. Selbst die Spieler, bei denen es bisher nicht lief, treffen jetzt. Allen mit dem Dreier, Wade mit dem Layup. 79:66 Miami.

Miami Heat vs. Indiana Pacers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: LeBron James. Zu Beginn noch von der Pacers-Defense gut in Schach gehalten, riss der MVP das Spiel nach der Pause an sich. Er feuerte seine Teamkollegen bei jeder Gelegehneit an, trug das Spiel bei Bedarf auf seinen Schultern. Das, was er im dritten Viertel ablieferte, war in einem Wort: sensationell.

An 25 von 30 Punkten war er beteiligt und auf der anderen Seite machte er der Pacers-Offense mit seiner Präsenz das Leben schwer. Erinnerungen an alte Cavaliers-Tage wurden wach. Bei den Pacers lieferten Paul George und Roy Hibbert besonders in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel ab - allerdings konnten auch sie ihrem Team am Ende nicht helfen und gingen quasi ohne Gegenwehr unter.

Der Flop des Spiels: Lance Stephenson. Das Auf und Ab des Pacers-Guards geht weiter. Manchmal spielt er überragend, dann klappt wieder gar nichts. Spiel 5 gehörte definitiv zur zweiten Kategorie. Bereits kurz nach Beginn der Partie musste er mit zwei Fouls auf der Bank Platz nehmen - und da blieb er dann mental offenbar auch sitzen.

Nach seinem starken Spiel 4 traf nur zwei seiner sieben Würfe, leistete sich drei Turnover und kam zudem nur auf zwei Assists - am Ende musste er dann auch noch nach dem sechsten Foul auf die Bank. Zusammen mit George Hill (1 Punkt, 4 Assists) bildete er den miesen Backcourt der Pacers. Bei den Heat fiel Chris Andersen wegen seinem völlig unnötigen Foul gegen Hansbrough negativ auf.

Analyse: Beide Teams mit einem unsicheren Start. In den ersten Minuten gab es statt Action und Punkten verstärkt Turnover und Missverständnisse zu sehen. James leistete sich in den ersten Minuten gleich drei Turnover, die Pacers ließen 5 Würfe aus weniger als anderthalb Metern liegen. Noch schwerfälliger lief es aber bei den Big Three der Heat.

Bei Miami kam zu Beginn deshalb von den Rollenspielern noch am meisten Zählbares. Haslem und besonders Chalmers waren in den ersten Minuten die besten Spieler auf dem Parkett und hielten Miami im Spiel, während Bosh (2 Punkte im ersten Viertel) und Wade (kein Treffer aus dem Feld, 1 Punkt, 2 Airballs im ersten Viertel) blass blieben.

Das lag aber auch daran, dass Indiana eine ganz starke Defense spielte. Die Pacers machten die Räume eng - und zwangen die Heat zu schweren Würfen. Zwischenzeitlich traf Miami deshalb aus dem Feld kaum etwas. Die Pacers fanden als erstes Team wieder in die Spur und führten besonders dank Hibbert (10 Punkte in den ersten Minuten) und George (drei Dreier im ersten Viertel).

Miami hielt mit Double-Teams gegen Hibbert dagegen. Dennoch war der Big-Man der Pacers kaum zu stoppen - besonders in der Anfangsphase. Immer wieder nutzte er das Mismatch gegen Bosh und konnte in der Zone machen, was er wollte. Doch nicht nur das. Nebenbei haute er auch noch Würfe aus der Mitteldistanz rein.

Und damit nicht genug. Weil Heat-Coach Spoelstra, um gegen Hibbert und West verteidigen zu können, die Rotation änderte und meist mit dem großen Lineup spielte, passte auch am anderen Ende wenig. Das Movement, das Miami über weite Strecken der Saison ausmachte, war schlichtweg nicht vorhanden. Das Spiel der Heat war meist viel zu statisch, Punkte kamen oft nur über Einzelaktionen. Bezeichnende Statistik: James kam in der ersten Halbzeit nur auf einen Assist.

Dass die Pacers zur Halbzeit nicht weiter davonzogen, lag neben den liegen gelassenen Punkten vor allem an den unnötigen Ballverlusten. Und genau diese - zusammen mit einem starken Run der Heat direkt nach der Pause - führten dann auch dazu, dass Miami plötzlich das Kommando übernahm. Dass LeBron plötzlich das Spiel übernahm.

Im dritten Viertel explodierte er förmlich und nahm die Pacers fast im Alleingang auseinander. An 25 von 30 Heat-Punkten war er beteiligt. Er traf selbst - und setzte seine Teamkollegen besser in Szene. Besonders Haslem profitierte davon. Der Routinier traf acht seiner neun Würfe, traf immer wieder den Baseline-Jumper und war wie bereits in Spiel 3 einer der wichtigsten Spieler der Heat.

Zudem schien den Pacers im weiteren Spielverlauf schlichtweg die Puste auszugehen. Bei den Rebounds, normalerweise eine Stärke der Pacers, konnten sich Hibbert und Co. keinen Vorteil erarbeiten. Ganz im Gegenteil: Sowohl Hibbert als auch West wurden in Schach gehalten. Hinzu kamen 17 Turnover und magere 11 Assists. Kurz: Es lief nichts mehr zusammen.

Weiteres absolutes Manko: der Backcourt. Weder Stephenson noch Hill konnten irgendwas zum Spiel beitragen. Es lief alles nur über George und Hibbert (erzielten zusammen die ersten 23 Punkte der Pacers) - und als die nicht mehr konnten, geriet das Spiel ins Stocken.

Nach der Pause brach zudem die zuvor gute Defense zusammen und erlaubte James, sich zu entfalten und das Spiel an sich zu reißen. So wird es schwierig, Spiel 6 zu gewinnen.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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