NBA

Sweep! Parker führt Spurs in die Finals

Von Cliff Schmit
Der Franzose war zu keinem Zeitpunkt in den Griff zu bekommen und erzielte 37 Punkte
© getty

Die San Antonio Spurs stehen nach dem Sweep gegen die Memphis Grizzlies zum ersten Mal seit ihrem Titelgewinn 2007 wieder in den NBA-Finals. Beim recht ungefährdeten 93:86-Erfolg (Boxscore) in Memphis konnten sich die Texaner dabei vor allem auf einen überragenden Tony Parker verlassen.

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Der Franzose erzielte 37 Punkte und verteilte zudem 6 Assists. Allein 25 Zähler markierte der Point Guard dabei nach der Pause. Im Schatten von Parker scorten bei den Spurs lediglich zwei weitere Akteure im zweistelligen Bereich.

Tim Duncan kam auf 15 Punkte und acht Rebounds. Kawhi Leonard wusste mit 11 Punkten, 6 Rebounds und starken 5 Steals auch durchaus zu überzeugen.

Da fiel es nicht weiter ins Gewicht, dass Manu Ginobili (6 Punkte, 6 Assists, 6 Turnover) und Danny Green (5 Punkte, 2/6 FG) einen eher durchwachsenen Abend erlebten.

Bei den Grizzlies, die die gesamte Spielzeit über in Rückstand lagen, verdiente sich Quincy Pondexter die Bestnote. Der Einwechselspieler legte mit 22 Punkten ein Career-High auf und sorgte vor allem aus der Distanz für die nötige Gefahr (3/6 Dreier).

Neben Pondexter wusste jedoch nur noch Marc Gasol (14 Punkte, 5 Rebounds, 5 Assists) mit Abstrichen zu gefallen. Von den enttäuschenden Mike Conley (9 Punkte, 4/13 FG) und Zach Randolph (13 Punkte, 4/13 FG) kam erneut so gut wie gar nichts.

Die Reaktionen:

Lionel Hollins (Coach Grizzlies) über das Spiel: "Wir haben zu keinem Zeitpunkt die Kontrolle über die Zone gewinnen können. San Antonio hat uns unter den Brettern deutlich den Schneid abgekauft."

...über Tony Parker: "Er hat die gesamte Serie über sensationell gespielt und stets das Tempo mit seinen Penetrationen kontrolliert. Er hat gepunktet, hat für andere aufgelegt. In Spiel 2 hatte er 18 Assists, heute 37 Punkte, das sagt doch bereits alles. Aber sie haben auch als Mannschaft überzeugt. Wir können uns nur vor ihnen verneigen."

Quincy Pondexter (Grizzlies): "Ich denke, dass wir vor allem gelernt haben, wie unglaublich schwierig es ist, eine Meisterschaft zu gewinnen. Die Jungs haben wirklich ihr Bestes gegeben, aber San Antonio ist einfach eine derartig starke Mannschaft. Jetzt gilt es, die wichtigsten Erkenntnisse mit in die Sommerpause zu nehmen und nächstes Jahr wieder anzugreifen."

Mike Conley (Grizzlies): "Wir werden zurückkommen."

Gregg Popovich (Coach Spurs): "Wenn man einen etwas älteren Mannschaftskern hat, kann man nicht erwarten, dass man noch einmal das Finale erreicht. Es ist schon beeindruckend, über welch langen Zeitraum diese drei Jungs bereits so erfolgreich sind. Dabei haben sie sich immer wieder hervorragend auf ihre neuen Mitspieler eingestellt. Man sollte ihnen dafür den nötigen Respekt zollen."

Tony Parker (Spurs) über den Finaleinzug: "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, weil es ein so langer Weg bis ins Finale und zum Titelgewinn ist. Ich habe mit 21 bereits meinen ersten Titel geholt. Insgesamt drei in den ersten fünf Jahren. Da denkt man, dass es einfach ist, aber die letzten Spielzeiten haben mich gelehrt, diese Titel besser einzuordnen."

...über die Wahrnehmung der Spurs: "Jedes Team will uns schlagen. Das macht dieses ganze Unternehmen umso besonderer."

Tim Duncan (Spurs) über Tony Parker: "Er hat unglaublich gespielt. Tony wird von Jahr zu Jahr besser und trägt mittlerweile das Team auf seinen Schultern. Heute hat man gesehen, dass er alleine den Unterschied machen kann."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Welcome to the Grindhouse zu Spiel 4! Für die Grizzlies heißt es "Do or Die". Lionel Hollins hält an seiner Startformation fest und schickt wie gewohnt Conley, Allen, Prince, Randolph und Gasol ins Rennen. Auch Gregg Popovich ist kein Freund großer Experimente und vertraut der gleichen Anfangsfünf wie in jedem Spiel dieser Serie. Heißt: Parker, Green, Leonard, Duncan und Splitter beginnen bei den Spurs.

5.: Die Spurs von Beginn an hellwach. Memphis erwischt zwar dank zweier Midrangejumper von Prince den besseren Auftakt, doch San Antonio hat die passende Antwort sofort parat. Leonard und Green jeweils mit dem Floater, Parker zieht zwei Mal unaufhaltsam zum Korb. 12:8 Spurs.

11.: So wird das nichts mit Spiel 5. Die Hausherren offenbaren in der Defensive eklatante Schwächen und liegen gegen Ende des ersten Viertels bereits mit 12:24 zurück. Parker spaziert weiterhin durch die Zone, bevor Joseph von der Bank kommt und gleich zweifach von Ginobili exzellent in Szene gesetzt wird. Splitter lässt ein Dreipunktspiel folgen. Memphis wirkt ratlos.

18.: Die Grizzlies wehren sich nach Kräften, sind trotz einer kleinen Schwächephase der Spurs nach wie vor im Angriff allerdings nicht im Rhythmus. Vor allem Randolph trifft keinen Blumentopf. So müssen es halt die Freiwürfe richten. Conley und Gasol verkürzen von der Linie auf 25:30.

24.: Die Spurs führen zur Pause mit 44:38, doch Memphis geht mit dem Momentum in die Kabine. Die Bären liegen zwischenzeitlich erneut mit über zehn Punkten im Rückstand, drehen in den letzten Minuten des zweiten Viertels aber auf. Conley trifft zwei offene Jumper, bevor Bayless die ersten beiden Dreier der Partie folgen lässt. Game on.

29.: Tony Parker macht da weiter, wo er vor der Halbzeit aufgehört hat. Der Franzose erzielt acht der ersten zehn Spurs-Zähler nach der Pause. Bei den Grizzlies kommt der stotternde Offensivmotor aber auch so langsam ins Rollen. Arthur, Conley und Bayless mit dem Jumpshot. Memphis bleibt dran. 48:54.

36.: Memphis lässt sich einfach nicht abschütteln. Parker dominiert weiterhin nach Belieben und steht mittlerweile bei 14 Punkten im dritten Viertel. Auf der Gegenseite läuft Pondexter allerdings brutal heiß und bringt die Bären Punkt für Punkt wieder heran. Nur noch 69:64 Spurs. Die Fans sind wieder wach!

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39.: Der Vorsprung der Spurs schmilzt weiter. Randolph tankt sich endlich einmal erfolgreich unter dem Korb durch und wird zudem noch gefoult. Im nächsten Angriff schnappt Allen sich den Offensivrebound und verkürzt auf 73:76. Die Spurs sind gefordert.

43.: Schrecksekunde für die Spurs. Parker wird von Gasol bei einem Wurfversuch am Auge getroffen und muss kurzzeitig in der Kabine behandelt werden. Kein Problem, wenn man zudem Duncan in seinen Reihen weiß. The Big Fundamental übernimmt die Kontrolle mit vier Punkten in Folge. 87:77 Spurs.

48.: Die Grizzlies hängen sich noch einmal voll rein. Pondexter und Gasol verkürzen 48 Sekunden vor Spielende auf 86:89. Die Spurs behalten jedoch einen kühlen Kopf. Splitter blockt Bayless, bevor Parker die Partie von der Freiwurflinie souverän nach Hause bringt.

Memphis Grizzlies vs. San Antonio Spurs: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Tony Parker Einfach nur überragend was der 31-Jährige in Spiel 4 ablieferte. Der Franzose war von Beginn an auf Betriebstemperatur und die gesamte Partie über von den Grizzlies überhaupt nicht in den Griff zu bekommen. Ob aus dem Pick-and-Roll, per Drive oder Midrangejumper, der Point Guard überzeugte mit dem gesamten Paket und scorte nahezu nach Belieben.

Die Feldwurfquote von 15/21 ist, angesichts der Schwierigkeit vieler Würfe, schier unmenschlich. Hinzu kommt, dass Parker auch noch 6 Assists verteilte und jeder seiner 37 Zähler eminent wichtig war. Als die Grizzlies nach der Pause den Druck erhöhten, erzielte der Spielmacher 14 Punkte innerhalb kürzester Zeit. Zudem in der Schlussphase von der Linie fehlerfrei. Eine fast perfekte Leistung des Franzosen.

Der Flop des Spiels: Zach RandolphDas klare Aus der Grizzlies allein am Versagen des Power Forwards festzumachen, wäre etwas zu hart, doch Randolph enttäuschte auch in Game 4 auf ganzer Linie. Fand von Beginn an erneut überhaupt keinen Wurfrhythmus, forcierte dennoch viel und stand am Ende bei ganz schwachen 4/13 aus dem Feld. Leistete sich zudem noch einige dumme und unnötige Fouls im Kampf um den Rebound.

Hatte Z-Bo die Spurs vor zwei Jahren noch scheinbar im Alleingang zur Verzweiflung gebracht, so war er auch in der diesjährigen Serie der X-Faktor. Mit dem Unterschied, dass der 31-Jährige die Rolle dieses Mal im negativen Sinne inne hatte. Ebenfalls ganz schwach: Mike Conley und Tony Allen.

Analyse: Es war den Grizzlies zu Beginn der Partie überhaupt nicht anzusehen, dass es sich um ein absolutes "Do or Die" Spiel für sie handelte. Im Gegensatz zu Spiel 3 fehlte im ersten Viertel nicht nur der nötige Biss, sondern zudem auch die erforderliche Aggressivität und die defensive Einstellung, um gegen die Texaner zu bestehen.

Vor allem Tony Parker bestrafte die anfängliche Passivität der Hausherren eiskalt und machte im Auftaktviertel mit der Verteidigung der Grizzlies, was er wollte. Immer wieder stand der Franzose nach dem Pick-and-Roll völlig blank, zog in seiner unnachahmlichen Art zum Korb und hatte nach wenigen Minuten bereits acht Punkte auf dem Konto stehen.

Weil der Ball bei den Spurs wie gewohnt hervorragend zirkulierte und Cory Joseph von der Bank vier schnelle Punkte beisteuerte, sah es frühzeitig recht bescheiden für die Grizzlies aus (12:23). Umso mehr, weil beim Team von Lionel Hollins, wie so oft in dieser Serie, im Angriff rein gar nichts zusammenlief.

Die Grizzlies taten jedoch das, was sie am Besten können: Kämpfen und irgendwie in der Partie bleiben. Da auch die Spurs im zweiten Viertel eine Schwächephase kannten und zwischenzeitlich sechs von sieben Würfen daneben setzten, blieb Memphis stets auf Tuchfühlung.

Dass die Grizzlies zur Pause, trotz ganz schwacher Quote (13/40), somit immer noch einigermaßen im Spiel waren, lag in erster Linie daran, dass man wesentlich mehr Freiwürfe zugesprochen bekam und San Antonio zudem von Außen rein gar nichts traf (0/8 Dreier).

War die Begegnung vor allem im zweiten Viertel richtig hässlich, nahm die Partie nach der Pause rasch an Fahrt auf. Die Mitteldistanzwürfe der Grizzlies fielen auf einmal und man hatte das Gefühl, dass sich Memphis, ähnlich als in Spiel zwei, wieder zurückkämpfen könnte.

Angeführt von einem überragenden Tony Parker ließen die Gäste dies jedoch nicht zu. Ob Allen, Conley oder Bayless - die Grizzlies fanden überhaupt kein Rezept gegen den quirligen Aufbauspieler der Spurs. Jedes Mal, wenn Memphis sich durch Pondexter oder Gasol auf sechs bis acht Punkte herangepirscht hatte, verschaffte Parker den Texanern wieder etwas Luft.

Richtig spannend wurde es somit zu keinem Zeitpunkt mehr. Selbst als Parker in der Schlussphase kurzzeitig am Auge behandelt werden musste, konnte das Team von Lionel Hollins daraus keinen Profit schlagen. In der Offensive selbst zu überhastet, mussten die Grizzlies mitansehen, wie Tim Duncan für Parker übernahm und Memphis mit vier schnellen Punkten bei 87:77 definitiv demoralisierte. Daran konnte auch ein verzweifelter Schlussspurt der Gastgeber nichts ändern.

Obwohl selbst die Spurs offensiv bei weitem nicht fehlerfrei agierten, fiel auf, dass es den Grizzlies erneut nicht gelang im Angriff mitzuhalten. Hinzu kam, dass die Bären zwar den Kampf an den Brettern gewannen (41:34), erneut bei ihrer eigentlichen Stärke, dem Inside-Game, deutlich unterlegen waren (32:52).

Für die Grizzlies geht somit die erfolgreichste Postseason der Franchisegeschichte mit einer bitteren Enttäuschung zu Ende. Natürlich ist das Ausscheiden gegen San Antonio kein Beinbruch, angesichts der Spielverläufe in allen vier Partien, wäre für die Bären allerdings mehr drin gewesen. Die Spurs können ihrerseits nun ihre Wunden lecken und genüsslich auf den Finalgegner aus Miami oder Indianapolis warten.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick