NBA

Tränen bei Matchwinner Derek Fisher

Von Haruka Gruber
Derek Fisher: Nach seinen 16 Punkten wurde er von den Gefühlen übermannt
© Getty

Gibt es doch eine Zeitmaschine? Im dramatischen dritten Finale retten sich die Los Angeles Lakers zum 91:84-Sieg. Erfolgsgarant: Ein Derek Fisher aus der Vergangenheit. Boston Celtics' Ray Allen erlebt eine Katastrophe.

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Derek Fisher hat alles erlebt. Fast alles. Er wurde vier Mal Champion, stand in 1028 Spielen auf dem Parkett und sorgte mit dem "0,4-Sekunden-Wurf" in den Playoffs 2004 gegen San Antonio für einen der denkwürdigsten Momente der NBA-Geschichte.

Doch das dritte Spiel der Finals bei den Boston Celtics in der Nacht auf Mittwoch sollte selbst für einen 35-jährigen Veteranen wie Fisher etwas Einzigartiges sein. Derart einzigartig und emotional aufwühlend, dass dem Spielmacher der Los Angeles Lakers nach dem 91:84-Erfolg und der damit einhergehenden 2-1-Führung die Tränen kamen.

"Sorry, dass mich die Gefühle übermannen... Aber ich liebe unser Team und ich liebe den Basketball-Sport so sehr... Es ist einfach so schön, meiner Mannschaft helfen zu können", sagte Fisher mit bebender Stimme.

Fisher: Überragendes letztes Viertel

Vielleicht war es die Erleichterung nach einer bis dahin enttäuschend verlaufenen Final-Serie, die aus ihm sprach. Oder der Stolz, dem Gegenspieler und zukünftigen Superstar Rajon Rondo bewiesen zu haben, dass in den entscheidenden Situationen nicht nur das Talent, sondern auch das Herz ein Spiel entscheiden kann.

Seine Lakers begannen gut, wurden nach der Halbzeit von Minute zu Minute jedoch immer schwächer. Seine Lakers waren dabei, eine 17-Punkte-Führung zu verschenken. Fisher jedoch drehte plötzlich die Zeit zurück und spielte wie sein athletisches Alter Ego von vor zehn Jahren.

Im letzten Viertel, als Boston mehrmals kurz davor war, zum ersten Mal seit Mitte des ersten Viertels in Führung zu gehen, schenkte Fisher den Celtics im Stile eines Kobe Bryant 11 seiner 16 Punkte ein. Alleine im Abschlussviertel traf er 5 Würfe - so viele wie in den ersten beiden Final-Spielen zusammen.

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Fisher von Coast-2-Coast

Fisher war es auch vorbehalten, für die Entscheidung zu sorgen. 53 Sekunden vor dem Ende lag L.A. lediglich mit 84:80 in Front und Boston hatte Ballbesitz.

Ray Allen nimmt von der Dreierlinie den Wurf - aber der Ball trifft nur den Ring. Fisher schnappt sich den Rebound, sprintet wie ein Berserker über den ganzen Platz, trifft trotz Bewachung von drei Celtics-Gegenspielern den Korbleger und holt auch noch einen Extra-Freiwurf raus, den er anschließend versenkt.

87:80 Lakers, Boston war geschlagen.

Kobe ohne Rhythmus, Allen ohne Korb

"Derek war Derek, er war unglaublich. Die Celtics bekamen ihn nicht unter Kontrolle", sagte Bryant, der mit 29 Punkten zwar Topscorer der Partie war, jedoch teils zu wilde Würfe nahm (10 von 29) und so seinen Anteil daran hatte, dass Boston zurück ins Spiel fand.

Wobei: Die Celtics wären wohl froh gewesen, wenn ihr bester Scharfschütze zumindest rund ein Drittel der Versuche versenkt hätte. Denn in einer von Unkonzentriertheiten geprägten Partie war Allen die größte Enttäuschung.

In Spiel 2 noch die herausragende Figur, traf Allen keinen einzigen (!) seiner 13 Würfe. Statt 8 von 11 erfolgreichen Dreiern wie im vorherigen Aufeinandertreffen lautete seine Quote von Downtown: 0 von 8. Die beiden einzigen Punkte verdankte er der Freiwurflinie. Warum ausgerechnet Allen dann beim Stand von 76:80 sowie 80:84 jeweils einen Dreier nehmen sollte, bleibt wohl das Geheimnis von Celtics-Coach Doc Rivers.

Garnett und Big Baby überzeugen

Einen schwachen Abend erwischte auch Paul Pierce (15 Punkte), nach überzeugendem Beginn glich sich Rondo dem Niveau ebenfalls an (11). Dass die Celtics trotzdem beinahe das Spiel drehten, war vor allem dem Forward-Duo Kevin Garnett und Glen "Big Baby" Davis zu verdanken.

Garnett (25 Punkte, 6 Rebounds, 3 Assists) zeigte die mit Abstand überzeugendste Leistung in den Finals und lieferte sich mit Pau Gasol (13, 10, 4) ein packendes Duell, das Garnett für sich entschied.

Wann immer Garnett wegen der Müdigkeit oder der Foulbelastung eine Pause benötigte, wurde Davis eingewechselt, über den vor allem in der Endphase viele Spielzüge liefen (4 von 5 für 12 Punkte).

Big Shot Fisher

Sein Pendant auf Seiten der Lakers hieß Lamar Odom. Zuletzt in der Mini-Krise - in den ersten beiden Partien hatte er insgesamt mehr Fouls begangen (10) als Punkte erzielt (8) - war der Backup-Forward ein Muster an Effizienz und beendete das Spiel ohne Fehlwurf (5 von 5 für 12 Punkte).

Der gefeierte Mann war jedoch zweifelsfrei Derek Fisher, der sich anschickt, seinem ehemaligen Teamkollegen Robert Horry den Titel "Big Shot" streitig zu machen.

Die nächste Chance auf eine seiner Wundertaten hat Fisher bereits in der Nacht auf Freitag: In Boston findet Spiel 4 der Finals statt.

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