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Zehn Fragen zum Start der MLB-Saison 2024: 1,3 Milliarden Dollar! Sind die Los Angeles Dodgers das neue "Evil Empire"?

Von Stefan Petri
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In der MLB steht am Donnerstag der große Opening Day 2024 an. Zum Saisonstart der besten Baseball-Liga der Welt beantwortet SPOX die wichtigsten Fragen: Warum droht 700-Millionen-Mann Shohei Ohtani ein großer Skandal? Haben die Los Angeles Dodgers die taumelnden Yankees als "Evil Empire" abgelöst? Darf Dirk Nowitzki erneut jubeln - und was ist mit dem Deutschen Max Kepler?

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Außerdem: Warum ziehen die neuen Uniformen Hohn und Spott auf sich? Hat sich die Pitch Clock bewährt? Wie geht es mit den Oakland Athletics weiter? Und: Wer gewinnt im Herbst die World Series?

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MLB-Saisonstart 2024: Was wird aus dem Wettskandal um 700-Millionen-Dollar-Mann Shohei Ohtani?

Die MLB tut sich schwer, Superstars hervorzubringen, deren Strahlkraft über die Baseball-Fangemeinde hinausgeht. Ein LeBron James oder Stephen Curry ist längst nicht nur NBA-Anhängern ein Begriff, ähnlich sieht es mit Tom Brady oder Patrick Mahomes aus. Mike Trout, bester Baseball-Spieler der 2010er-Jahre, könnte dagegen wohl weitgehend unbehelligt über den Sunset Boulevard in Los Angeles schlendern. Dabei spielt er sogar für die Angels. Das liegt in der Natur des Sports begründet, mit Sicherheit auch an verfehltem Marketing.

Mit Shohei Ohtani ist der Major League Baseball und Commissioner Rob Manfred zuletzt aber der so ersehnte globale Superstar in den Schoß gefallen: Der 29-Jährige ist nicht nur einer der besten Hitter und Pitcher gleichzeitig - als würde Mahomes für die Kansas City Chiefs nebenbei auch noch 20 Sacks verbuchen -, sondern so gut zu vermarkten wie kein Zweiter: Bereits nach gerade mal sechs Jahren in den USA hat Ohtani Yankees-Legende Derek Jeter als bestverkauftes Jersey der Geschichte überflügelt. In Japan trägt er den Spitznamen "kanpeki no hito" - "perfekte Person".

Das war den Los Angeles Dodgers in dieser Offseason einen Vertrag über zehn Jahre und unfassbare 700 Millionen Dollar wert. Ohtani, ganz der Musterprofi, bekommt auf eigenen Wunsch hin erst einmal nur zwei Millionen Dollar pro Jahr, um dem Team finanziellen Spielraum zu gewähren. Den Rest der Summe streicht er nach seinem Karriereende ein.

Viel populärer als Ohtani kann man als Baseballer kaum werden: Die Pressekonferenz im Dodgers Stadium mit seiner offiziellen Vorstellung hatte global 70 Millionen Zuschauer. In seiner Heimat spendete er in der Offseason mal eben 60.000 Baseball-Handschuhe: drei für jede Grundschule im gesamten Land.

US-Sport: Die Rekordverträge der NFL, NBA, MLB und NHL

LigaSpielerTeamVertragJahresgehaltJahr
NFLPatrick MahomesKansas City Chiefs10 Jahre / 450 Mio.45 Mio.2021
NBAJaylen BrownBoston Celtics5 Jahre / 304 Mio.60,8 Mio.2023
MLBShohei OhtaniLos Angeles Dodgers10 Jahre / 700 Mio.70 Mio.2023
NHLAlex OvechkinWashington Capitals13 Jahre / 124 Mio.9,5 Mio.2008

Aber diese heile Welt, sie bekam unlängst Risse: Plötzlich wird Ohtanis Heiligenschein von einem Wettskandal überschattet. Ippei Mizuhara, langjähriger Übersetzer und Kumpel, stand nämlich bei einem zwielichtigen Buchmacher mit stolzen 4,5 Millionen Dollar in der Kreise (Sportwetten sind in Kalifornien verboten) - und das Geld, mit dem diese Schulden beglichen wurden, kam von Ohtanis Konto.

ESPN bekam Wind von der Sache und forschte nach, anschließend wurde es undurchsichtig. Erst sprach Mizuhara davon, dass ihm Ohtani aus der Patsche geholfen habe, doch dann veränderte sich die offizielle Version: Er habe den Superstar ohne dessen Wissen bestohlen.

Ohtani bestätigte diese Version in einer öffentlichen Erklärung, zeigte sich bestürzt darüber, dass er von seinem Vertrauten belogen und bestohlen worden war. Er selbst habe nie gewettet, beteuerte er. Fragen ließ der Japaner, der sich fast nie ohne Dolmetscher äußert, anschließend nicht zu, und doch sind noch einige offen: Welche Befugnisse hatte Mizuhara über seine Konten? Warum bekam dieser vom Buchmacher so hohen Kredit? Warum griff Ohtanis Bank nicht ein? Und welche Behörde kümmert sich nun um den Fall?

Die Liga selbst hat ebenfalls eine Untersuchung begonnen, doch nichts wäre ihr lieber, wenn der Fall fein säuberlich vom Winde verweht wird: Mizuhara hat dem gutgläubigen Ohtani das Geld geklaut, fertig, aus. Es ist aber zumindest nicht auszuschließen, dass es doch noch ein bisschen komplizierter wird ...

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MLB-Saisonstart 2024: Sind die Los Angeles Dodgers das neue "Evil Empire"?

Es gab eine Zeit in der MLB, da gaben die New York Yankees fast so viel an Gehältern aus wie die Teams auf Rang zwei und drei in dieser Hinsicht - der "Two-Power-Standard" im Baseball, wenn man so will. So lange ist das noch gar nicht her: 19 Jahre, um genau zu sein. Im vergangenen Jahrzehnt waren es aber fast immer die Dodgers, die die Gehaltsmaßstäbe setzten. Seit 2012 eine neue Besitzergruppe um Lakers-Legende Magic Johnson das Team kaufte, herrschen andere Regeln.

Sportlich hat das dazu geführt, dass den Yankees das Wasser abgegraben wurde, die Schlagzeilen werden mittlerweile in Kalifornien gemacht. In den letzten elf Jahren haben die Dodgers ihre Division nur einmal nicht gewinnen können, zwölfmal in Serie erreichte man die Playoffs. Unerhörte Serien, auch wenn dabei nur ein einziger Titel heraussprang (2020) - "October Baseball" ist eben unberechenbar.

Aber die Mannen in blau wollen nicht nur sportlich unantastbar sein, sondern auch in puncto Strahlkraft. Dafür wurde letztes Jahr das Pulver einigermaßen trocken gehalten - die New York Mets bezahlten tatsächlich noch höhere Gehälter -, um nun mit Ohtani den ganz großen Fisch an Land zu ziehen. Und weil das nicht reicht, wurde mit Yoshinobu Yamamoto der beste Pitcher aus Japan für weitere 325 Millionen Dollar geholt, Tyler Glasnow bekam einen 136-Mio.-Dollar-Vertrag und mit Catcher Will Smith verlängerte man für weitere 140 Millionen.

Um es anders auszudrücken: Die Dodgers gaben in dieser Offseason über 1,3 Milliarden Dollar an fixen Gehältern aus - die komplette übrige Liga kam mit 29 Teams gerade mal auf über 1,6 Milliarden. Kein Wunder, dass Manager Dave Roberts das Team als das "Epizentrum des Sports und des Baseball" bezeichnen kann, oder MVP-Kandidat Mookie Betts davon spricht, dass jedes Spiel gegen sein Team für den Gegner wie eine World Series daherkommt. Natürlich schickte die Liga die Dodgers zum vorgezogenen Saisonbeginn gegen die San Diego Padres nach Südkorea. 2025 ruft Japan, heißt es bereits. Von den Yankees spricht dagegen kaum jemand.

Noch fehlt dem Team die absolute Dominanz, mit mehreren World-Series-Titeln in kurzer Zeit, um die vielbeschworene "Dynasty" darzustellen. So wie es die Yankees zur Jahrtausendwende schafften, mit Namen wie Jeter oder Mariano Rivera (vier Titel von 1996 bis 2000). In Sachen Öffentlichkeit kann aber längst niemand mehr mit den Dodgers mithalten. Wo der Sport immer fragmentierter daherkommt - Fans verfolgen vor allem ihr eigenes Team, der Rest interessiert kaum -, sucht man in L.A., wie könnte es anders sein, das Scheinwerferlicht. Und das strahlt 2024 so hell wie vielleicht noch nie zuvor.

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MLB-Saisonstart 2024: Geht der Absturz der New York Yankees weiter?

Im Big Apple jährt sich der letzte Titelgewinn in dieser Saison zum 15. Mal. Damals kam das Team noch überlebensgroß daher. Davon war zuletzt kaum noch etwas übrig. Die berühmten Nadelstreifen auf dem Jersey, die verbotenen langen Haare oder Bärte, die Spitznamen wie "Evil Empire" oder "Bronx Bombers": Kultig ist das vor allem dann, wenn man auch regelmäßig Championships feiern kann. Aber um die World Series hat man nun seit 2009 nicht mehr gespielt, 2023 wurden die Playoffs komplett verpasst.

So wird die große Fangemeinde immer unruhiger, das Vertrauen in Besitzer Hal Steinbrenner und General Manager Brian Cashman sinkt - zumal der weiterhin am vor sich hin dilettierenden Manager Aaron Boone festhält. Obwohl der in seinen sechs Jahren noch nichts gewinnen konnte. Die Yankees geben zwar immer noch viel Geld aus, man denke an den 360-Millionen-Dollar-Vertrag für Homerun-Held Aaron Judge vor einem Jahr. Aber generell ist das Team überaltert und zu verletzungsanfällig - mit Gerrit Cole fällt das Ass im Kader erst einmal monatelang aus.

Richten soll es neben Judge und Giancarlo Stanton so vor allem Neuzugang Juan Soto: Der 25 Jahre alte Slugger aus der Dominikanischen Republik wurde per Trade von den San Diego Padres losgeeist und war entsprechend teuer, hat aber nur noch dieses Jahr Vertrag. Sein nächster Kontrakt wird mehrere hundert Millionen Dollar schwer sein. Macht Steinbrenner das Scheckbuch erneut locker?

In der hart umkämpften AL East haben die Yankees hinter den favorisierten Baltimore Orioles durchaus Playoff-Chancen, aber dafür müssen die Leistungsträger gesund bleiben - tief ist das Team wahrlich nicht. Es braucht endlich wieder den großen Wurf, denn aktuell wächst in New York City eine Generation heran, die die großen Zeiten nur noch von YouTube oder Papas Schoß kennt.

Immerhin: Die verhassten Boston Red Sox sind noch einmal deutlich schlechter. Doch deren letzter Titel ist nur sechs Jahre her ...

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MLB-Saisonstart 2024: Darf Dirk Nowitzki schon wieder feiern?

Rückblick: Mit 90 Siegen zogen die Texas Rangers in der letzten Saison als Five-Seed in die Playoffs ein, mussten also inklusive Wild-Card-Series gleich vier Serien für sich entscheiden. 2-0 gegen die Rays, 3-0 gegen die Orioles, 4-3 gegen die Astros und 4-1 in der World Series gegen die Diamondbacks: Mit diesem Titel hatten nur die härtesten der Hardcore-Fans gerechnet. Woran et jelejen hat? Nicht an den Assen Jacob deGrom (Saisonaus im Juni) und Max Scherzer (nur drei gepitchte Innings in der World Series). Nein, der Grund für den Titel war - natürlich - Creed!

Der erste Titel in der 63-jährigen Franchise-Historie für das in Dallas beheimatete Team wurde natürlich auch von NBA-Ikone Dirk Nowitzki gefeiert. Wie stehen die Chancen auf den Repeat? Das kommt vor allem auf den Saisonverlauf an. Die Rangers werden erneut eine potente Offense haben, angeführt von Shortstop Corey Seager und Second Baseman Marcus Semien. Außerdem stehen zwei vielversprechende Rookies (Wyatt Langford, Evan Carter) in den Startlöchern. An der Payroll liegt es nicht, da gehört das Team mit knapp 250 Millionen Dollar zu den Top-10 der Liga.

In Sachen Pitching weist der Kader aber ein stattliches Loch auf. DeGrom und Scherzer kassieren zusammen im Jahr über 80 Millionen Dollar, werden aber nach Verletzungen erst in der zweiten Saisonhälfte zurückerwartet. Tyler Mahle ist ebenfalls kaputt, Workhorse Jordan Montgomery zu den Diamondbacks abgewandert. Die Rotation mutiert so vorerst in einen Flickenteppich. Das wird im Rennen gegen die Astros in der AL West nicht reichen, man müsste also erneut über die Wild Card in die Postseason schlüpfen.

Man kann nicht damit planen, dass Teams und Fangemeinde erneut von den Hits alternder Post-Grunge-Rocker zusammengeschweißt und zum Titel getragen werden, wie es in der vergangenen Postseason der Fall war. Auch dass elf der 13 Erfolge in den Playoffs auswärts eingefahren wurden, passiert eher selten. Aber der Kader gibt dennoch einiges her: Schaffen die Rangers es wieder in den Oktober, könnte es tatsächlich zur Titelverteidigung reichen.

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MLB-Saisonstart 2024: Wer spielt noch um den Titel mit?

Drei der vier Topfavoriten auf den MVP-Award in der National League spielen für die Dodgers. "Das ist das beste Lineup, das ich jemals gesehen habe. Kein Zweifel", zitiert ESPN einen alteingesessenen Buchmacher aus Las Vegas. Die Frage nach dem Topfavorit ist also so schnell beantwortet, wie sie gestellt wurde.

Das muss im Baseball aber nichts heißen, sonst hätten die Dodgers im letzten Jahrzehnt mehr als einen Ring gewonnen. Deshalb im Schnelldurchlauf die übrigen Favoriten:

  • Atlanta Braves: Das Team um MVP Ronald Acuna Jr. und Homerun-Maschine Matt Olson (54 Long Balls) stellte 2023 die vielleicht beste Offense der MLB-Geschichte: Kein Team hat jemals mehr als 307 Homeruns in einer Spielzeit geschlagen. Nach 104 Siegen wurde man in der Division Series aber von den Phillies geschockt (1-3). Die Braves werden aber erneut um den Titel spielen, den man hat den teuren Kader zusammengehalten und in Spencer Strider einen der besten Starting Pitcher der Liga. Mal sehen, was der per Trade aus Boston geholte Altmeister Chris Sale noch bringen kann.
  • Philadelphia Phillies: 298 Millionen Dollar wurden in Vertragsverlängerungen der beiden Asse Zack Wheeler und Aaron Nola investiert. Im Lineup warten Schlägertypen wie Bryce Harper, Trea Turner und Kyle Schwarber - damit lässt sich so einiges anfangen. So manch einer traut Philly sogar zu, die Braves in der NL East abzufangen.
  • Houston Astros: In den letzten sieben Jahren erreichten die Astros immer mindestens die AL Championship Series, 2017 und 2022 gewann man sogar den Titel. Auch diesmal wird die Truppe um Franchise-Ikone Jose Altuve wieder mitmischen. Damit der Bullpen in den Playoffs alles niedermähen kann, verpasste man dem neuen Closer Josh Hader einen Rekordvertrag über 95 Millionen Dollar.
  • Arizona Diamondbacks: Als das Playoff-Team mit der schlechtesten Bilanz in der Regular Season waren die D'backs 2023 in jeder Playoff-Serie Außenseiter, schmuggelten sich aber bis in die World Series. Damit das keine Eintagsfliege bleibt, wurde trotz des kleinen Marktes in den Kader investiert, unter anderem kam Pitcher Eduardo Rodriguez (4 Jahre/80 Mio.). Auf dem Papier sind die Klapperschlangen besser als letztes Jahr ...
  • Baltimore Orioles: Letztes Jahr gewannen die Orioles trotz schmaler Payroll 101 Spiele und verloren in den Playoffs erst gegen den späteren Champion. Mit Corbin Burnes holte man einen potenziellen Cy-Young-Pitcher aus Milwaukee, dazu strotzt der Kader vor jungen Talenten, die ... irgendwie alle gleich aussehen? Der Verkauf an den neuen Eigentümer David Rubenstein für 1,725 Milliarden Dollar ist frisch eingetütet, das bringt Zuversicht in der Fangemeinde. Wenn jetzt noch Super-Rookie Jackson Holliday einschlägt, erscheint alles möglich.
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MLB-Saisonstart 2024: Gibt es die nächste Regel-Revolution?

In der vergangenen Saison debütierte mit der Pitch Clock die vielleicht größte Neuerung seit der Einführung des Designated Hitter (=ein Spieler, der für den Pitcher ans Schlagmal tritt). Plötzlich hatten die Pitcher zwischen ihren Fast- und Curveballs nur noch 15 Sekunden Zeit, 20 Sekunden mit einem Mann auf Base. Auch die Batter durften nicht andauernd aus der Box treten, um Helm und Handschuhe völlig sinnlos neu zu justieren. Dazu wurde die Infield Shift verboten und die Anzahl der Pick-off-Throws begrenzt.

Das gefiel nicht jedem - und war doch ein voller Erfolg! Plötzlich waren die Partien im Schnitt 24 Minuten - rund 15 Prozent - kürzer, boten dabei aber mehr Runs, Stolen Bases und schlicht und ergreifend mehr Action. Wie sieht es in der Saison 2024 aus?

Weitere revolutionäre Neuerungen gibt es erst einmal nicht. Zwar wurde noch an ein paar Stellschrauben gedreht (18 statt 20 Sekunden mit Mann auf Base, ein Besuch auf dem Pitching Mound durch die Coaches weniger), prinzipiell wird das Spiel aber in etwa so aussehen wie letztes Jahr. Keine automatischen Balls und Strikes, die lassen noch auf sich warten. Mal sehen, ob sich die Pitcher an den Zeitdruck gewöhnen konnten und jetzt zurückschlagen, oder ob es bei den im Schnitt 9,2 Runs pro Spiel bleibt.

Wobei: Eine weitere Änderung gab es doch. Und die sorgte für richtig viel Ärger.

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MLB-Saisonstart 2024: Warum lachen die Fans über die neuen Uniformen?

Baseball-Spieler - und auch viele Fans - sind Gewohnheitstiere: Veränderung ist erst einmal aus Prinzip schlecht, schließlich hat ja bisher immer alles ganz gut funktioniert. Natürlich gibt es dennoch Veränderungen. Manche sind ein voller Erfolg, wie etwa die oben erwähnte Pitch Clock. Und manche sind ein richtiger Griff ins Klo.

Letzteres scheint bei den neuen Uniformen der Fall zu sein, die Ausrüster Nike in Zusammenarbeit mit der Liga designt hat und von Hersteller Fanatics produzieren lässt. Jedes Jahr (mehrere) neue Jerseys gibt es in der MLB nicht, schon deshalb wird jegliche neue Arbeitskleidung argwöhnisch beäugt. Und in diesem Fall ist die neue "Nike Vapor Premier"-Variante für 2024 und darüber hinaus nicht nur angeblich leichter, flexibler und atmungsaktiver, sondern auch ganz schön durchsichtig.

Da zeichnete sich in der Saisonvorbereitung nur nur ganz deutlich das in die Hose gesteckte Jersey ab, sondern von hinten sogar ... noch etwas mehr. Die Reaktionen der Fans ließen nicht lange auf sich warten. "Ich kaufe meiner Frau Baseball-Hosen von Fanatics statt Dessous", ulkte einer, "Wenn ich bei einer öffentlichen Rede nervös werde, stelle ich mir das Publikum einfach in Fanatics-Hosen vor" ein anderer.

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Ohnehin fühlten sich die neuen Jerseys nicht mehr wertig an, beschwerten sich viele Stars, sondern wie eine Replika-Variante, quasi verramschte Grabbelware. Nummern und Namen etwa sind kleiner und nur noch aufgedruckt statt aufgenäht. "Ich weiß, dass alle sie hassen", sagte Phillies-Shortstop Trea Turner über die neuen Uniformen. "Wir verstehen zwar das Geschäft, aber wir wollten alle, dass es so bleibt wie bisher, mit ein paar Anpassungen hier und da." Auch die Spielergewerkschaft fühlte sich weitgehend ignoriert.

Den Shitstorm bekam Fanatics ab. "Wir halten uns genau an die Absprachen, man sagt uns wir machen alles richtig. Und dann fallen alle über uns her", grummelte Gründer Michael Rubin Anfang März. "Das macht keinen Spaß." Die MLB um Commissioner Rob Manfred bemühte sich um Schadensbegrenzung: "Nachdem die Spieler sie eine Weile getragen haben, werden die Uniformen bestimmt sehr beliebt sein", versicherte er.

Ein Sturm im Wasserglas? Einfach nur extrem unglückliche Lichtverhältnisse bei den Fotos? Oder der übliche Aufruhr, sobald sich etwas ändert? Manfred kann nur hoffen, dass sich die Angelegenheit beruhigt. Schlagzeilen aus Japan wie "Warum trägt Shohei Ohtani durchsichtige Hosen?" sind wohl eher nicht gut fürs Geschäft.

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MLB-Saisonstart 2024: Sind die Oakland Athletics der größte Schandfleck im US-Sport?

Es ist die mit Abstand hässlichste Geschichte in der MLB: John Fisher, Besitzer der Oakland A's, hat das Team in den letzten Jahren systematisch heruntergewirtschaftet, bis er im vergangenen Jahr die Zusage der übrigen Teameigner zum erwünschten Umzug nach Las Vegas bekam. Allen Protesten der Fans zum Trotz.

Wie aus dem "Moneyball"-Phänomen die schlechteste Franchise im US-Sport wurde: Der tiefe Fall der Oakland Athletics

Statt dem abgehalfterten Oakland Coliseum, der mit Abstand schlimmsten Bruchbude im US-Sport, wird ab 2028 in einem nagelneu funkelnden und glitzernden Ballpark in der Stadt der Sünde gespielt, eineinhalb Milliarden Dollar teuer. Die ersten Animationen des Doms für 33.000 Zuschauer sehen wie üblich richtig knorke aus, ganz nah dran am Strip und den vollen Taschen der Touristen. Die gewünschte Wertsteigerung seiner Franchise wird Fisher bekommen, auch wenn ein paar rechtliche Fragen noch zu klären sind.

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© Oakland Athletics

Nur: Was passiert bis dahin? Vier Jahre sind es noch, bis der neue Palast in Las Vegas steht, gemietet ist das Coliseum aber nur noch für ein weiteres Jahr. Aktuell wird über eine Ausweitung verhandelt, aber selbst wenn die A's noch ein paar Jahre in der Stadt herumvegetieren dürfen, wird es ein Trauerspiel sondergleichen werden. Kaum ein Zuschauer tut sich das Ganze noch an, und wer kommt, der tut das oft, um gegen Fisher zu protestieren. Schließlich ist auch das Schauspiel auf dem Feld hundsmiserabel: 112 Spiele verlor Oakland im Jahr 2023, so viele wie seit 1916 nicht mehr. Sehr viel besser wird es auch diesmal nicht werden.

Alternativen zum Coliseum wären Triple-A-Stadien in Sacramento, Salt Lake City, eine Untermiete bei den San Francisco Giants oder sogar der kleine Las Vegas Ballpark, der knapp 10.000 Zuschauern Platz bietet. Womöglich werden die A's in den kommenden Jahren zur fahrenden Gauklertruppe. Eine Schande für die so traditionsreiche Franchise: In der Geschichte der American League haben nur die Yankees mehr Titel geholt.

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MLB-Saisonstart 2024: Steigt Max Kepler zur Twins-Legende auf?

Er hält als Einziger die deutsche Fahne in der MLB hoch: Max Kepler geht bei den Minnesota Twins 2024 in seine insgesamt zehnte Saison. 31 Jahre alt ist der Right Fielder mittlerweile, dürfte in den Twin Cities aber vor allem gegen rechtshändige Pitcher wieder zur Startformation gehören.

2023 kam Kepler in 128 von möglichen 162 Spielen zum Einsatz und steigerte sich mit 24 Homeruns - Bestwert im Team - und einem Schlagdurchschnitt von .260 deutlich im Vergleich zum Vorjahr (9 HR, .227 Average). Das belohnten die Twins, indem sie die Option auf eine Vertragsverlängerung im Wert von zehn Millionen Dollar zogen.

"Also es ist immer ein bisschen kalt zu Jahresbeginn, aber es ist eine sehr schöne Gegend, die Menschen sind sehr nett, das Essen ist gut. Es ist schon schön hier", sagte Kepler einmal im SPOX-Interview. Setzt er seinen Aufwärtstrend aus der zweiten Jahreshälfte 2023 fort, haben die Twins erneut gute Chancen auf Platz eins in der AL Central und damit die Playoffs. Und Kepler auf eine Vertragsverlängerung: Mittlerweile gehört er zu den Veteranen im Team, für das er insgesamt schon 153 Homeruns geschlagen hat - Platz 14 in der Franchise-Geschichte. Zu den Top-10 fehlen noch 15 Homeruns, das kann er auf jeden Fall schaffen.

Max Kepler: Statistiken der Saison 2023

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MLB-Saisonstart 2024: Wer gewinnt die World Series?

An den Los Angeles Dodgers sind trotz des überragenden Kaders Zweifel erlaubt. Über Ohtani schwebt eine dunkle Wolke, Yamamoto muss sich erst in den USA zurechtfinden. Dafür sollte das Team 2025 umso stärker sein, wenn Ohtani auch wieder als Pitcher glänzen kann.

Das macht in der National League den Weg für die Atlanta Braves frei. Die Offense des Teams ist so phänomenal, dass man locker die Postseason erreichen wird. Als hochkarätige Konkurrenz bleibt dann in der NL eigentlich nur noch Philly - auf jeden Fall machbar.

Neben einem Topfavoriten schaffte es in den letzten Jahren jeweils auch ein niedriger Seed in die World Series. Diese Serie geht 2024 weiter, und zwar mit den Seattle Mariners. Zwar reicht es in der AL West nicht gegen die Astros, doch über die Wild Card klappt es endlich mit der ersten World-Series-Teilnahme überhaupt.

World Series: Atlanta Braves - Seattle Mariners 4-2

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