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MLB Spring Training: Die besten Positionskämpfe in den Trainingscamps

Zahlreiche Prospects bekommen im Spring Training die Chance, den Sprung in den MLB-Kader ihrer Teams zu schaffen.
© getty

Das Spring Training der MLB hat bereits seit ein paar Wochen seine Pforten geöffnet. Am Freitag beginnt dann auch endlich der Spielbetrieb in Grapefruit und Cactus League. Einer der interessantesten Aspekte der Saisonvorbereitung sind dabei immer die teaminternen Duelle um die letzten noch offenen Positionen, die erst während der Trainingscamps entschieden werden. SPOX stellt die besten Positionskämpfe vor und gibt Prognosen.

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Boston Red Sox

In Bostons Bullpen ist eine Planstelle in Stein gemeißelt: Die Closer-Rolle hat Craig Kimbrel inne. Doch das Problem war und ist der "Setup Man": Wer übernimmt das achte Inning? 2017 wurde diese Frage erst durch einen Trade für Rechtshänder Addison Reed geklärt. Doch der spielt nun für die Minnesota Twins.

Ein Ersatz wurde nicht verpflichtet, schließlich stehen schon diverse Nachfolge-Kandidaten im Kader. Carson Smith, Joe Kelly und Matt Barnes sind die drei, die letztlich als Setup Men agieren könnten. Alle drei hatten so ihre Schwierigkeiten in der Vergangenheit, bringen jedoch allesamt den Stuff mit, um spät im Spiel konkurrenzfähig zu sein.

Ein weiterer Name auf der Liste ist Tyler Thornburg, den die Red Sox vor der letzten Saison im Tausch für Third Baseman Travis Shaw von den Milwaukee Brewers geholt hatten. Bislang spielte er aber nicht für Bostonn eine hartnäckige Verletzung setzte ihn das komplette Jahr außer Gefecht. Nun soll er langsam herangeführt werden und könnte dann ein wichtiges Puzzleteil werden.

Prognose: Der Wunsch der Red Sox wäre es sicherlich, dass früher oder später Thornburg in die Bresche springt, denn dass man für ihn Shaw abgab, der sich in Milwaukee prächtig entwickelt hat, ist bis heute nur schwer nachzuvollziehen. Doch fürs Erste wird wohl Barnes die Nase vorn haben. Er hielt seine Gegner bei einem Schlagdurchschnitt von .224 über 70 Einsätze und zeigte bessere Kontrolle als etwa Kelly, der am härtesten aus der Gruppe wirft, aber manchmal etwas wild wird.

Chicago White Sox

Ginge es nur um seine Defense, dann wäre die Rolle des Center Fielders bei den White Sox kein Wettbewerb: Adam Engel hätte den Job sicher. Er spielte 2017 in 97 Spielen spektakulär und schaffte 16 Outs Above Average gemäß Statcast. Genauso viele wie Bostons Star-Right-Fielder Mookie Betts!

Doch offensiv war er weit unter Durchschnitt. Er hatte eine .517 OPS (On Base plus Slugging) mit 117 Strikeouts und war einfach kein Faktor. Das wiederum bringt Leury Garcia und Charlie Tilson ins Spiel.

Tilson kam 2016 im Trade für Pitcher Zach Duke aus St. Louis in die Windy City. Damals schon setzte das Team große Hoffnungen in den Outfielder. Doch schon in seinem ersten Spiel verletzte er sich am hinteren Oberschenkelmuskel und verpasste den Rest der Saison. 2017 war er dann gar nicht im Einsatz, Fuß- und Knöchelverletzungen kosteten ihn die komplette Spielzeit. Er gilt immer noch als talentierter Offensivspieler, doch die lange Ausfallzeit garantiert fast, dass seine Saison in den Minors beginnt.

Garcia wiederum ist ein Switch-Hitter und versteht es, regelmäßig auf Base zu kommen, was ihn zu einer Option als Lead-Off-Hitter macht. Zudem kann er auch die Ecken des Outfields beackern und hat so bessere Chancen auf einen Platz im Lineup.

Und dann wäre da noch Luis Robert. Er stammt aus der Dominikanischen Republik und galt als eines der internationalen Top Prospects der aktuellen Signing-Periode. Viele sehen in ihm den Center Fielder der Zukunft für Chicago. Mit seinen erst 20 Jahren und noch keinerlei Erfahrung oberhalb des Rookie-Balls dürfte aber auch er erstmal keine Rolle spielen.

Prognose: Die White Sox sind unter keinerlei Druck, in dieser Saison irgendwas zu gewinnen. So weit sind sie in ihrer Entwicklung ganz einfach noch nicht. Daher können sie es sich leisten, auf Engel zu bauen und ihm die Zeit geben, vielleicht doch eine zumindest passable Schlagleistung zu erarbeiten. Daher bekommt er zunächst das Vertrauen. Ob das langfristig so bleibt, ist jedoch fraglich.

Cleveland Indians

Eigentlich steht das Lineup der Indians. Doch ein Problem könnte eine kleinere Kettenreaktion auslösen: Was ist, wenn Left Fielder Michael Brantley nicht wie erwartet zum Saisonstart fit wird? Er war in den letzten paar Jahren permanent verletzt, soll jetzt aber bereit sein. Festlegen auf den Opening Day will man sich aber nicht in Ohio.

Sollte Brantley noch nicht soweit sein, wird es interessant. Möglich wäre es, einfach eine der zahlreichen Backup-Optionen wie Lonnie Chisenhall oder Melvin Upton Jr. einzusetzen. Sollte Brantley aber länger ausfallen, wäre es wohl sinnvoller, Second Baseman Jason Kipnis, der zuletzt öfter Center Field spielte, ins Left Field zu stellen.

Dadurch entstünde aber eine Lücke an der zweiten Base. Eine, die Third Baseman Jose Ramirez stopfen könnte. Er vertrat Kipnis gegen Ende der letzten Saison des Öfteren und überzeugte im Feld. Nach eigenen Angaben fühlt er sich ohnehin wohler auf der rechten Seite des Infields.

An die dritte Base würde in diesem Szenario wohl Yandy Diaz rücken, der im Vorjahr im August ins MLB-Team berufen wurde und direkt gute Leistungen an der Platte (.914 OPS) zeigte. Defensiv ließ er sich ebenfalls nichts zu Schulden kommen.

Das Dark Horse in dieser Diskussion ist derweil Giovanny Urshela. Er ist ein herausragender Verteidiger an der dritten Base. Man könnte argumentieren, dass die Infield-Defense mit ihm an der dritten und Ramirez an der zweiten Base die wohl beste im Team der Indians wäre. Das Problem ist jedoch, dass er offensiv kaum eine Rolle spielt. Er hat eine Karriere-OPS+ von 56, was grob gesagt bedeutet, dass er 44 Prozent unter Major-League-Durchschnitt schlägt. Als defensiver Ersatzmann mag das reichen, als Starter jedoch nicht.

Prognose: Die Indians hoffen zwar, dass Brantley gesund zurückkehrt, aber nach all den Verletzungen wird es wohl tatsächlich auf die Variante mit Kipnis im Left Field, Ramirez an der zweiten Base und Diaz an der Hot Corner hinauslaufen. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass so Talent Diaz ins Stamm-Lineup integriert wird.

Houston Astros

Der World Champion verfügt über eines der tiefsten Lineups in den Majors. Doch im Left Field scheint sich noch keine klare Lösung gefunden zu haben. Vor Ende der letzten Saison holte man Cameron Maybin, der aber nur bedingt überzeugte.

Des Weiteren spielten dort Marwin Gonzalez, Jake Marisnick und Josh Reddick, der wohl im Right Field startet. Zudem ist Tony Kemp eine Option. Aus dem Farmsystem kam zudem Derek Fisher zu ein wenig Einsatzzeit. Sein größer Moment war freilich der Sieg-Run in Spiel 5 der World Series - als Pinch-Runner.

In 53 Spielen schlug der letztjährige Rookie .212 mit 5 Homeruns und 17 RBI. Nicht berühmt, doch seine Zahlen in den Minors (.318, 21 HR, 66 RBI) in Triple-A suggerieren, dass mehr in ihm steckt, wenn er entsprechende Spielzeit erhält.

Prognose: Die Präferenz der Astros wird es in der Tat sein, Fisher im Left Field zu etablieren. Gonzalez kann auch im Right Field und im Infield spielen und wäre eine interessante Utility-Option, während Reddick eben im Right Field zuhause ist. Daher wird Fisher alle Chancen kriegen, den Job zu gewinnen.

New York Yankees

Denkt man an die Yankees, hat man dieser Tage in erster Linie Aaron Judge und Giancarlo Stanton vor Augen. Diese beiden spielen etatmäßig beide im Right Field. Doch zu einem Battle wird es hier nicht kommen. Was auch immer geschehen mag: Beide werden im Lineup stehen. Einer könnte ins Left Field wechseln, einer könnte als Designated Hitter fungieren, und Judge wiederum spielte auf dem College schon Center Field, was also auch theoretisch eine Option wäre.

Weitaus spannender ist da schon die Situation im Infield. Durch den Stanton-Trade, der Starlin Castro nach Miami schickte, ist die zweite Base vakant. Zudem schickten die Yankees noch Chase Headley nach San Diego. Auch Third Base ist damit offen.

Vor wenigen Tagen fädelten die Yankees dann einen Trade für Allzweckwaffe Brandon Drury ein, der aus Arizona kommt und nach Angaben von General Manager Brian Cashman für die dritte Base eingeplant ist. Bleibt die Planstelle Second Base. Die Kandidaten hierfür sind die Allrounder Ronald Torreyes und Tyler Wade. Torreyes schlug letztes Jahr .291/.314/.375 in 108 Spielen, 43 davon von Beginn an an der zweiten Base. Wade wiederum kam lediglich auf 58 At-Bats in der MLB und elf Starts an der zweiten Base.

Beide können mehrere Positionen bekleiden, doch für beide haben die Yankees eigentlich andere Pläne - Torreyes ist der ideale fünfte Infielder, Wade wiederum kann auch im Outfield spielen und soll New Yorks Antwort auf Ben Zobrist (Cubs) sein, der im In- und Outfield variabel einsetzbar ist.

Mit Jace Peterson und Danny Espinosa wurden zwei Veterans ins Camp geladen, zudem hatte bislang Prospect Miguel Andujar die besten Karten auf den Platz in der Hot Corner. Der nämlich gilt als drittbestes Third-Base-Prospect in der Liga. Defensiv hat er noch Nachholbedarf, doch an der Platte wusste er im Vorjahr für Double- und Triple-A schon zu überzeugen.

An der zweiten Base ist die Idealvorstellung derweil, dass Top-Prospect Gleyber Torres direkt übernimmt. Er hätte wohl schon 2017 den Sprung nach oben geschafft, wäre da nicht seine schwere Ellenbogenverletzung am linken Arm gewesen. Er ist mittlerweile wieder fit und bereit, sich zu empfehlen.

Prognose: Vor der Ankunft Drurys sprach vieles für Andujar an der dritten Base. Dieses Szenario ist nicht ausgeschlossen, doch Drury scheint eine sicherere Variante gerade zu Saisonbeginn zu sein und wird dort wohl zunächst als Starter in die Saison gehen. Second Base dürfte hingegen zunächst der zuverlässige Torreyes besetzen. Torres jedoch übernimmt spätestens im Mai, nachdem er nach langer Verletzungspause erstmal in den Minors Spielpraxis sammelt und seinen Rhythmus wiederfindet.

Texas Rangers

Texas hat vier Starter, die man als gesetzt ansehen muss: Cole Hamels, Martin Perez, Doug Fister, Matt Moore. Der fünfte Platz der Rotation wird erst im Camp entschieden.

Als Kandidaten gelten Mike Minor, Bartolo Colon, Matt Bush, Jonathan Niese, Ronald Herrera und Yohander Mendez.

Minor und Bush haben den Vorteil, dass sie zuletzt eher als Reliever aktiv waren und daher gewissermaßen auf dem zweiten Bildungsweg den Sprung in den Kader schaffen könnten. Minor war ein wichtiger Relief Pitcher im Bullpen der Royals. Zuvor zeigte er jedoch schon in Diensten der Braves, dass er als Starter brauchbar sein kann. Sein letzter Start war jedoch 2014. Bush wiederum war schon im letzten Jahr im Bullpen der Rangers tätig und hat wohl den härtesten Fastball im Staff der Rangers. Doch wer weiß, ob er das auch als Starter ausnutzen kann?

Colon, mittlerweile 44 Jahre alt, hängt noch eine 21. Saison dran. Im Vorjahr war er für die Braves und Twins aktiv. In Atlanta bekam er keinen Fuß auf die Erde, in Minnesota präsentierte sich "Big Sexy" dann passabel.

Niese wiederum ist ein weiteres Reklamationsprojekt. Er war verlässlich bei den Mets von 2010 bis 2015, verpasste aber 2017 mit einer Knieverletzung. Er verfügt nicht über ein spektakuläres Wurfarsenal, schafft es aber dennoch, Leute auszumachen.

Der Youngster der Gruppe ist Herrera (22). Er präsentierte sich gut im System der Yankees in den Minors und kam auf eine 8-0-Bilanz in neun Starts auf Double-A-Niveau. Darüber hinaus fehlt ihm jedoch jegliche Erfahrung - er hatte ganze drei Starts in Triple-A und hat nur drei Big-League-Innings auf dem Konto.

Geht es nach Upside, dann kommt man an Mendez nicht vorbei. Er ist das viertbeste Prospect der Organisation. Aber: Er hat nie oberhalb von Double-A gepitcht, hat noch so seine Probleme mit Fastball-Command und muss generell noch an seinen Pitches feilen.

Prognose: Die beste Story wäre sicherlich, wenn sich Big Sexy abermals durchsetzen würde. Doch in Arlington zu pitchen ist schon für Pitcher in bestem Alter schwierig. Mit 44 und seinem Stuff hingegen scheint es für Colon fast ausgeschlossen. Minor wird sich zunächst durchsetzen und zu Saisonbeginn den fünften Platz übernehmen. Was danach passiert, steht noch in den Sternen. Bush bleibt freilich im Bullpen.

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