Giffey erneut College-Champion!

Von Philipp Dornhegge
Niels Giffey setzte sich im Finale mit UConn gegen die Wildcats durch
© getty

Mit einem Start-Ziel-Sieg im Finale des NCAA Tournament haben sich die UConn Huskies die College-Meisterschaft 2014 gesichert. Vor 79.238 Zuschauern im AT&T Stadium in Arlington gewann das Team mit DBB-Nationalspieler Niels Giffey 60:54 gegen die Kentucky Wildcats.

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Star-Point-Guard Shabazz Napier wurde anschließend zum Most Outstanding Player des Turniers gewählt. Im Endspiel war der Senior mit 22 Punkten Topscorer der Partie und brach anschließend in Tränen aus.

Guard-Kollege Ryan Boatright steuerte 14 Zähler bei, Giffey war mit 10 Punkten (und 5 Rebounds) drittbester Spieler.

Für die Senioren Napier, Giffey und Tyler Olander (kam nicht zum Einsatz) war es nach 2011 bereits der zweite Titel, Coach Kevin Ollie durfte schon im zweiten Jahr seiner Amtszeit jubeln. Sophomore Leon Tolksdorf, der zweite Deutsche im Team, spielte nicht.

Die fast ausschließlich aus Freshmen bestehenden Wildcats gerieten schon in der ersten Minute des Spiel ins Hintertreffen, konnten nur zwei Mal (2:2, 6:6) ausgleichen und liefen ansonsten die gesamte Spielzeit einem Rückstand hinterher.

James Young (20 Punkte, 7 Rebounds) stemmte sich leidenschaftlich gegen die Niederlage, vermisste allerdings die Hilfe von Julius Randle. Der Power Forward steuerte nur 10 Punkte und 6 Rebounds bei.

Auch die Backcourt-Zwillinge Andrew und Aaron Harrison (8 bzw. 7 Punkte) spielten unter ihren Möglichkeiten.

Als entscheidend erwies sich letztlich die Freiwurfschwäche der unterlegenen Wildcats: Young traf noch acht von neun Versuchen, aber der Rest: 5/15. Connecticut blieb bei allen zehn Freiwürfen eiskalt.

Die Reaktionen:

Niels Giffey (UConn): "Es geht nicht darum, das nächste Level zu erreichen, es geht nicht darum, Profi zu werden, sondern für deine Universität und deine Teamkollegen zu spielen. Ich bin so stolz auf die Jungs, die dem Team die Treue gehalten haben."

Shabazz Napier (UConn): "Ihr schaut auf hungrige Huskies. Ladies und Gentlemen, das passiert, wenn Ihr uns abschreibt."

John Calipari (Coach Kentucky): "Wir hatten unsere Chance auf den Sieg. Wir haben aber zu viele Würfe und Freiwürfe vergeben. Wir hatten einfach nicht genug im Tank."

Ryan Boatright (UConn) über seine Verletzung: "Ich habe eine Menge Herz. Wir haben einfach das ganze Jahr zu viel Arbeit investiert, um dann wegen einer Knöchelverstauchung aufzugeben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Zum Start spielen auf Seiten der Huskies Shabazz Napier, Ryan Boatright, Niels Giffey, DeAndre Daniels und Philipp Nolan.

Kentucky schickt die Freshmen Aaron & Andrew Harrison, James Young, Julius Randle und Dakari Johnson auf den Court. Shotblocker Willie Cauley-Stein fällt seit dem Sweet-16-Spiel mit einer Fußverletzung aus.

3.: Daniels mit dem Jab-Step zur Mitte und dem Zug die Baseline entlang. Da kommt keine Hilfe, also steigt der Forward hoch und stopft. Im nächsten Angriff kommt UConn ins Laufen, Giffey schließt per Layup ab. 6:2 für die Huskies.

6.: Napier mit dem Pull-Up-Dreier, Uconn mit einem 7:0-Lauf zum 13:6. Die Huskies scheinen mit dem Druck zu Beginn besser klar zu kommen.

9.: Klasse Ausrufezeichen der Wildcats: Andrew Harrison splittet das Double-Team im Pick'n'Roll, zieht zum Korb und will stopfen. Der Versucht geht daneben, allerdings hat der Guard mit seinem Drive mehrere Verteidiger auf sich gezogen, sodass Poythress am offensiven Brett zur Stelle ist und den Putback durch die Reuse jagt. Dennoch: 17:10 Huskies.

15.: Boatright kündigt den Pass zu Napier an und kann nicht überrascht sein, dass Aaron Harrison den Passweg zumacht. Der Kentucky-Guard ist auf und davon und stopft zum 20:30. Ollie nimmt eine Auszeit.

20.: Andrew Harrison zieht zum Korb und legt auf Randle ab - erstes Field Goal des Power Forwards. Mit 2,9 Sekunden auf der Uhr ist er dann erneut zur Stelle. Kentucky ist wieder da, es steht zur Pause nur noch 31:35.

25.: Ein komplett anderer Start in die zweite Hälfte als in die erste: Beide Mannschaften bringen offensiv nichts zustande, es steht ganz lange 3:2 Kentucky, ehe Aaron Harrison einen Layup versenkt. 37:36 UConn, alles offen.

29.: Giffey for threeeee! Danach spritzt Boatright in einen Pass und wird beim Layup gefoult. Die zwei Freiwürfe sitzen, UConn setzt sich wieder leicht ab, 46:39.

30.: Young mit Dampf in die Zone... was für ein Dunk über die gesamte Shotblocker-Riege der Huskies!!! Mit dem anschließenden Freiwurf verkürzt der Lefty auf 42:48.

37.: Boatright mit einem wichtigen Jumper zum 56:50 für UConn, doch Poythress wird beim Putback-Dunk von Giffey gefoult.

40.: Kentucky spielt gegen einen Rückstand und die Uhr an. Und muss jetzt foulen - doch die vielleicht besten Freiwerfer des Turniers bleiben von der Linie eiskalt. Kromah macht alles klar, UConn gewinnt den Titel!!!

Der Star des Spiels: Shabazz Napier. Der Most Outstanding Player des Turniers war auch der beste Mann im Endspiel. LeBron James twitterte während der Partie: "Auf keinen Fall darf man im Draft irgendeinen Point Guard vor Napier nehmen!"

Zusammen mit Boatright verteidigte Napier giftig und nahm vorne die wichtigen Würfe. Mit seinen Crossovers und Stepback-Jumper erinnerte er stark an Kemba Walker, der diese Huskies 2011 zum Titel geführt hatte.

Der Flop des Spiels: Julius Randle. Für den zu erwartenden Top-5-Pick im kommenden Draft war eigentlich angerichtet: UConn konnte personell nicht annähernd mit den Big Men der Wildcats mithalten. Randle hätte mit seiner Mischung aus Power und Speed eigentlich für mächtig Alarm unter den Körben sorgen sollen.

Stattdessen spielte der Lefty passiv, griff sich verhältnismäßig schwache 6 Rebounds und trieb sich in der Offense fast ausschließlich am Perimeter herum. Selbst das Mismatch mit dem schmaleren Giffey wusste Randle überhaupt nicht zu nutzen. Erst als es schon zu spät war, tankte er sich noch zwei Mal zum Korb durch. Sieben Wurfversuche waren eindeutig zu wenig.

Das fiel auf:

  • Die Hymne wurde in diesem Jahr von Darius Rucker, dem Leadsänger von Hootie & The Blowfish, und dem Chor der Booker T. Washington High School gesungen. Eine tolle Combo mit einer tollen Performance, die das Publikum dankend annahm. Richtig ausflippen wollten die Fans aber erst, als Ex-US-Präsident George W. Bush in seiner Loge auf dem Videowürfel gezeigt wurde.
  • Kentucky hatte von Anfang an große Probleme mit dem superschnellen Backcourt der Huskies. Ryan Boatright und Shabazz Napier konnten fast nach Belieben in die Zone ziehen und sorgten so für jede Menge Chaos in der Wildcats-Defense. Gut fünf Minuten vor der Halbzeit stellte Coach John Calipari auf eine Zone um - und schon legte Kentucky einen 16:5-Lauf hin.
  • Ryan Boatright und Shabazz Napier machten es anfangs richtig: In der Defense bauten die beiden UConn-Guards enormen Druck auf und machten so die Freshmen der Wildcats sichtlich nervös. In der Anfangsphase bekam Caliparis Truppe keinen vernünftigen Angriff auf die Reihe. Zur Halbzeit stand Kentucky bei 7 Ballverlusten, mehr als im gesamten Halbfinale gegen Wisconsin (4).
  • Julius Randle hatte bis zur letzten Minute der ersten Hälfte noch kein Field Goal verbucht und überhaupt nur einen Wurf genommen. Mit zwei späten Layups gab er den Wildcats neue Hoffnung - auf einen Comeback-Sieg und eine Randle-Explosion in der zweiten Hälfte. Letztere kam allerdings nie.
  • UConns "Big Man" hatten große Probleme mit der Größe und Athletik des Kentucky-Frontcourts. Immer wieder bekamen Phillip Nolan oder Amida Brimah nach Drives der Kollegen den Ball durchgesteckt, konnten dann aber nicht finishen. Zusammen trafen die beiden 0 von 5 Würfen und sammelten 8 Fouls an. Dass die Huskies fast sensationell den Reboundkampf gewannen (34:33), lag eher an der erstklassigen Mithilfe der Flügelspieler.
  • Was war denn das? Napier und Boatright waren die klar besten Spieler der Huskies, dennoch hatten sich die beiden Guards gleich mehrfach in der Wolle. In der Offense schnauzte Napier seinen Kollegen wegen eines Missverständnisses über einen Spielzug und die richtigen Laufwege an, in der Defense hechteten beide einem Ball hinterher ins Aus - und waren sich anschließend nicht einig, wer von beiden besser im Feld geblieben wäre, um die gerettete Kugel zu sichern.

Die Final-Four-Spiele beider Teams in der Zusammenfassung

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