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Jochen Tittmar

Dass der SC Freiburg für die große Mehrheit der deutschen Profiklubs ein Vorbild darstellt, ist längst keine Neuigkeit mehr. Die hohe Kontinuität, der Mut, die verlässliche Ruhe, mit der die Breisgauer dem an fast allen anderen Standorten teils sehr hektischen Tagesgeschäft begegnen, sucht ihresgleichen und ist ohne Frage beneidenswert.<img src="https://vg06.met.vgwort.de/na/10c6ce05f4d04751a8f945e5a7fff4c7" alt="" style="width: 1;height: 1;" width="1" height="1"><script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

"Wahnsinn, was der Kerl mitkriegt": Noah Atubolu wurde per Zufall zu einem der größten Hoffnungsträger Deutschlands

Ein herausragendes Beispiel für gezielte, effiziente Spielerentwicklung ist dabei Torwart Noah Atubolu. Der Sportclub hatte 2023 Stammkeeper Mark Flekken an den FC Brentford verloren - und dabei nebenbei innerhalb von fünf Jahren einen Gewinn von elf Millionen Euro erzielt. Und dann entschied man beim SCF eben, den in Freiburg geborenen Stammtorhüter der eigenen zweiten Mannschaft als neue Nummer eins aufzubauen. Schon in den beiden Spielzeiten zuvor ließ man Atubolu immer wieder gezielt in Pflichtspielen der Profis ran.Heute geht der 23-Jährige als leuchtendes Muster für Weitsicht und Vertrauen in die eigene Philosophie durch. Und mittlerweile durchaus auch als Erfolgsgeschichte, die in ihrer Konsequenz ihresgleichen sucht. 75 Pflichtspiele hat Atubolu nun absolviert, in etwas mehr als ein Drittel davon hielt er den Kasten sauber (26). In der Bundesliga kassierte er in 60 Partien 20-mal kein Gegentor."Weil es dem Freiburger Weg entspricht und er sich das verdient hat", ging man damals diesen Schritt, wie Sportdirektor Jochen Saier betonte: "Wenn wir den jungen, im Verein ausgebildeten Spielern mit dieser Qualität nicht das Vertrauen schenken, können sie sich hier auch nicht weiterentwickeln und die nächsten Schritte gehen."

Dass dazu auch Fehler gehören, ist unumgänglich. Auch Atubolu war da keine Ausnahme und musste diese Erfahrung machen. Er zeigte die eine oder andere Unsicherheit, zahlte Lehrgeld und bekam in den sozialen Medien viel unterirdische Kritik ab."Das ist zu viel Theater in den sozialen oder teilweise asozialen Medien. Das ist Wahnsinn, was der Kerl mitkriegt. Ich kann die Unruhe nicht nachvollziehen", sagte Ex-SC-Cheftrainer Christian Streich dazu und betonte, dass zum damaligen Zeitpunkt lediglich Leverkusens Lukas Hradecky (14-mal) den Kasten sauberer hielt als Atubolu. "Du kannst nicht zu einem 20-Jährigen sagen, schalte jetzt alles aus - die sind ja gewissermaßen mit der Muttermilch groß geworden mit den sozialen Medien. Aber dann musst du natürlich ertragen, dass du als Bundesligaspieler, wenn du mal ein paar Tore gekriegt hast, obwohl du gar nichts dafür kannst, auch üble Sachen zu hören kriegst. Und wenn du dann noch vielleicht eine Hautfarbe hast, die ein bisschen brauner ist als jemand anders, wird es nicht besser. Die Jungs müssen lernen, mit solchen Sachen umzugehen, auch wenn es hart ist und ekelhaft."Doch Freiburg hielt an ihm fest, weil bedingungslose Rückendeckung fast schon ein Markenzeichen des Vereins ist und sie den Grundstein legte für Atubolus weiteren Reifeprozess. Der Plan des Vereins ging auf. Atubolu biss sich durch. Seine Präsenz im Tor wurde von Spiel zu Spiel souveräner, seine Paraden spektakulärer, sein Spiel mit dem Ball am Fuß präziser.

Plan des SC Freiburg mit Noah Atubolu ging auf

Nachdem er bereits in seiner Debütsaison auf zehn Zu-Null-Spiele gekommen war und damit nur zwei andere Keeper vor sich hatte, wuchs Atubolu in der vergangenen Spielzeit noch weiter: Sechs Ligaspiele blieb er zwischen Februar und März ohne Gegentor, mit jenen insgesamt 576 Minuten übertraf er die einstige Klub-Bestmarke von Richard Golz (510). Auch einen Bundesliga-Rekord stellte Atubolu ein. Er hielt vier Elfmeter in Folge - das schafften zuvor nur Hansjörg Butt, Bernd Leno, Frank Rost und Thomas Zander.Coach Julian Schuster zeigte sich zuletzt voll zufrieden mit dem Eigengewächs: "Seine Entwicklung ist toll, man merkt, dass er jetzt im zweiten Jahr ist, ein ganzes Jahr gespielt hat. Er ist fleißig und investiert sehr viel. Er ist auch selbstkritisch, das treibt ihn an. Sein gesamtes Torwartspiel hat sich in allen Bereichen entwickelt." Von Matthias Ginter ist überliefert, dass ihn der 1,90 Meter große und 96 Kilogramm schwere Atubolu an einen "Baumstamm" erinnert.Die Anerkennung seiner Leistungen beschränkt sich längst nicht mehr nur auf den Breisgau. Atubolu spielt seit der U17 für die deutsche Nationalmannschaft, im März 2022 debütierte er für die U21. Dort ist er mittlerweile Stammtorwart und kommt auf 20 Einsätze, am Mittwochabend folgt bei der EM im <a href="https://www.spox.com/fussball/live/deutschland-vs-italien-das-dfb-team-im-viertelfinale-der-u21-em-heute-im-liveticker/blt6a24076c6a63c5b1" target="_blank">Halbfinale gegen Frankreich</a> der nächste - ein weiterer Meilenstein in Atubolus noch junger Karriere.

Noah Atubolu brach Rekorde und stellte sie ein 

"Mein Ziel ist, irgendwann mal für Deutschland zu spielen. Das ist mein Traum", sagte er bereits und meinte damit nicht die Jugendnationalteams. Langfristig wäre es gewiss nicht abwegig zu prophezeien, dass Atubolu in nicht allzu ferner Zukunft ein ernsthafter Konkurrent für die Nummer eins im Tor der deutschen A-Nationalmannschaft werden könnte. Hier dürfte sich angesichts des Alters der aktuellen Kandidaten mittelfristig etwas tun. Gemeinsam mit dem 21-jährigen Jonas Urbig vom FC Bayern zählt Atubolu zweifelsohne zu Deutschlands talentiertesten Keepern.Eigentlich irre, dass es so weit gekommen ist. Denn dass er im Kasten landete, hat Atubolu einem ehemaligen Mitspieler aus der Jugend beim Freiburger FC zu verdanken.Dort hatte sich die Nummer eins bei einem Hallenturnier verletzt. Also ging Innenverteidiger Atubolu rein und parierte in einem Elfmeterschießen drei von fünf Schüssen. Zum Glück für Freiburg und Deutschland.

Ein Zufall brachte Noah Atubolu einst ins Tor

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"Wahnsinn, was der Kerl mitkriegt": Noah Atubolu wurde per Zufall zu einem der größten Hoffnungsträger Deutschlands | SPOX

Der SC Freiburg baute Noah Atubolu gezielt auf. Heute gehört er zu den talentiertesten Torhütern Deutschlands. Obwohl er einst Innenverteidiger war.