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Wat? Wer bist Du denn!

Von Florian Regelmann
NBA, Miami Heat, Stephane Lasme, Blake Ahearn
© Getty

München - Willkommen bei den Miami Heat! Dem NBA-Team, das in dieser Saison so schlecht ist, dass nicht einmal mehr jemand darüber spricht. 

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Heute im Heat-TV im Programm: Wer bist Du! Und was machst Du eigentlich hier? Das heitere Beruferaten mit Dwyane Wade.

Keine zwei Jahre ist es her, da gewann Wade mit Miami durch den Finaltriumph gegen Dallas den Titel. Es muss ihm Lichtjahre entfernt vorkommen.

Denn, was die Heat zuletzt auf das Parkett schickten, hatte mit der Championship-Mannschaft so gut wie nichts mehr zu tun.

"Ein Jahr zum Vergessen" 

Häufig, wenn der Superstar der Heat in der nun fast abgelaufenen Spielzeit zum Training erschien, blickte er in völlig unbekannte Gesichter und stellte sich wohl immer eine Frage: Wat? Wer bist Du denn?! Spielst Du etwa jetzt bei mir im Team?

Die Antwort lautete jedes Mal ja. "Es ist einfach ein Jahr zum Vergessen. Die Fans sehen, dass das Team sich Mühe gibt und es zumindest versucht. Aber wir hatten so viele Verletzte", klagt Wade im Gespräch mit SPOX.com.

Die fünfte NBA-Saison des 26-Jährigen war geprägt durch Frust, Frust und noch einmal Frust. Nur 51 Spiele konnte Wade absolvieren, bevor entschieden wurde, dass er aufgrund seiner Verletzungsprobleme, mit denen er sich seit über einem Jahr herumschlägt, und wegen der Aussichtslosigkeit bei den Heat besser geschont werden sollte.

Die magische 70-Punkte-Marke 

Mit einem sich abrackernden Wade, der auch in dieser Saison mit durchschnittlich 24,6 Punkten und 6,9 Assists gute Zahlen vorweisen kann, gewann Miami fast kein Spiel.

Ohne ihn gewinnen die Heat - logischerweise - noch weniger. Teilweise tut sich Miami sogar schwer, die 70-Punkte-Marke zu erreichen. Die Bilanz steht vor dem Abschlussspiel gegen Atlanta bei 14-67. Niederschmetternd. Das sind neun Siege weniger als die New York Knicks auf dem Konto haben. Schockierend. 

"Man kann nicht davon weglaufen. Es ist wie ein Albtraum. Ich hoffe, dass ich irgendwann aus ihm erwache", sagt Wade.

Shaquille O'Neal getradet, Alonzo Mourning ganz früh in der Saison so schwer verletzt, dass er seine Karriere beenden muss, Neuzugang Shawn Marion ebenso verletzt wie Udonis Haslem, Dorrell Wright und Marcus Banks.

Mr. Unbekannt Nummer eins, zwei und drei  

Um das zu kompensieren, stellten die Heat wohl einen Rekord an Zehn-Tages-Verträgen auf. Miami verpflichtete einen Spieler nach dem anderen und bediente sich aus dem schier unerschöpflichen Reservoire der NBA Development League.

So eiste man Stephane Lasme von den Los Angeles D-Fenders los, holte Blake Ahearn von den Dakota Wizards und Kasib Powell von den Sioux Falls Skyforce.

Im Gegensatz zu Wade haben alle drei in dieser Saison schon richtig Auszeichnungen abgeräumt. Lasme (Defensive Player of the Year), Ahearn (Rookie of the Year) und Powell (MVP) gehörten zur Creme de la Creme der NBDL.

Riley scoutet lieber  

Man nehme noch Shaq-Liebling Chris Quinn - O'Neal machte kürzlich klar, wie froh er sei, in Phoenix zu sein und nicht mehr mit Leuten wie Quinn spielen zu müssen -, mische dazu Earl Barron und hebe den Mittelmaß-Brei aus Jason Williams, Mark Blount und Ricky Davis vorsichtig unter. Fertig ist der Teig für den Heat-Kuchen 2008. Garantiert ungenießbar.

Kein Wunder, dass Headcoach Pat Riley angesichts dieses Kaders in den vergangenen Wochen lieber beim College-Basketball vorbeischaute und potentielle Draft-Picks unter die Lupe nahm.

Denn jetzt kommt die gute Nachricht: Miami hat gar keine schlechten Chancen, schon in der nächsten Saison wieder weiter vorne mitzumischen.

Beasley oder Rose? 

Grundvoraussetzung sind ein gesunder Dwyane Wade, ein gesunder Shawn Marion und ein gesunder Udonis Haslem.

Bekommen die Heat dann noch im Draft einen der beiden Super-Picks (entweder Forward Michael Beasley oder Point Guard Derrick Rose), es könnte tatsächlich wieder Spaß machen, Miami-Spiele zu besuchen.

"Ich bin seit 13 Jahren in Miami und in dieser Zeit waren wir fast immer eines der Topteams der Liga. Ich kann garantieren, dass wir nicht lange unten sein werden. Wir haben den Draft-Pick und viel Platz unter dem Salary Cap. Wir können die Sache sehr schnell drehen", ist Riley optimistisch.

Auch Wade will "nur noch nach vorne schauen", es wäre schließlich zu schön, wenn er wieder zu einem Training gehen könnte und wüsste, wer denn da in den Heat-Jerseys steckt... 

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