Biathletinnen bleiben ohne Medaille

SID
Für die deutsche Biathlon-Staffel um Andrea Henkel reichte es nur zu Platz elf
© getty

Überschattet vom Dopingverdacht gegen Evi Sachenbacher-Stehle hat das sportliche Debakel der deutschen Biathletinnen bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi seinen Höhepunkt erreicht. Völlig verunsichert lief das DSV-Quartett um Doppel-Olympiasiegerin Andrea Henkel nur auf Platz elf der Staffel.

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Die deutschen Skijägerinnen kehren damit erstmals in der Geschichte ohne eine einzige Medaille von Olympischen Spielen zurück.

Bereits am Nachmittag war das Podest in weite Ferne gerückt, als der Name Sachenbacher-Stehles in Verbindung mit einer positiven A-Probe die Runde machte. "Wir haben sehr geschockt reagiert. Wir sind zu einer Mannschaftsbesprechung zusammengerufen worden, da wurde uns das gesagt. Viel mehr wissen wir jetzt aber noch nicht", sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig vor dem Rennen. Andrea Henkel, Franziska Hildebrand, Laura Dahlmeier und Franziska Preuß schlichen mit hängenden Köpfen und ohne Hoffnung zum Start.

"Wir haben versucht, die Mädels auf das Sportliche einzuschwören", sagte Hönig, "wir haben Tipps gegeben. Sie sollten ihren Computer nicht anschalten und das Handy weglegen". Alles Zureden verpuffte wirkungslos - besonders bei Startläuferin Preuß. Die 19-Jährige stürzte nach wenigen Metern, ihr Stock brach. Endlich angekommen am Schießstand, versuchte sie verzweifelt aber ein paar Mal vergeblich, den Schnee aus dem Diopter zu pusten, verhinderte mit Mühe eine Strafrunde und übergab schließlich mit drei Minuten Rückstand an Henkel.

"Skeptische Reaktionen aber auch Zuspruch"

Die 36-Jährige hatte so große Hoffnungen in das letzte Olympiarennen ihrer Karriere gelegt, nun lief sie allein und aussichtslos durch die Wälder um Krasnaja Poljana - dem Feld meilenweit hinterher. "Ich habe versucht, mich vernünftig auf das Rennen vorzubereiten und das andere Thema auszublenden", sagte Henkel. Ihren Traum von einer weiteren Medaille erfüllten sich andere: Olympiasieger wurde die Ukraine, Silber ging an Russland (+26,4 Sekunden), Bronze holte Norwegen (+37,6).

Während des Rennens bestätigte DSV-Pressesprecher Stefan Schwarzbach, dass nach der A-Probe auch die B-Probe der betroffenen deutschen Athletin positiv auf ein Stimulans getestet worden sei. Einen Namen nannte Schwarzbach nicht, jeder im deutschen Team ging allerdings davon aus, dass es sich um Sachenbacher-Stehle handelte. "Es gab skeptische Reaktionen der anderen Nationen, als wir ins Stadion gekommen sind, aber auch Zuspruch", sagte Bundestrainer Hönig: "Es werden jetzt natürlich die Ergebnisse der Mannschaft angezweifelt. Aber wir würden bei anderen Nationen in einem solchen Fall vielleicht auch so denken."

Hoffen auf Herren-Staffel

Tatsächlich waren die Team-Ergebnisse in dieser Saison medaillenwürdig gewesen. Als Weltcup-Spitzenreiter trug das Quartett die Nummer eins auf dem Roten Trikot. Seit der Premiere in Albertville 1992 hatten deutsche Frauenstaffeln bei Olympischen Spielen stets eine Medaille gewonnen. Gold gab es zuletzt 2002 und 1998, in Vancouver reichte es immerhin zu Silber.

Zum Abschluss der olympischen Wettbewerbe greift die deutsche Männerstaffel am Samstag (15.30/18.30 Uhr MEZ/OZ) nach Edelmetall. Das Team um Silbermedaillen-Gewinner Erik Lesser gehört in den Bergen über Sotschi zu den Mitfavoriten. "Wir werden alles daran setzen, um noch eine Medaille zu gewinnen", sagte Herren-Bundestrainer Mark Kirchner.

Sollte das gelingen, können die DSV-Skijäger die Bilanz auf zwei Medaillen verbessern. Fünfmal Edelmetall in Vancouver (2010) und in Nagano (1998) sind die bislang schwächsten Resultate des Erfolgsteams seit Männer und Frauen gemeinsam starten. 2006 in Turin hatte es elfmal für den Sprung auf das Podium gereicht.

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