DOSB vergibt letzte Olympia-Tickets

SID
Ex-Weltcup-Gesamtsieger Tobias Angerer musste lange um die Olympia-Teilnahme zittern
© getty

Am Donnerstag nominiert der DOSB die letzten deutschen Athleten für die Winterspiele in Sotschi. Etwa 165 Namen wird die deutsche Mannschaft umfassen, wie so oft wird es Härtefälle geben.

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Anja Huber schläft seit Tagen schlecht. Wochenlang ist die Skeleton-Fahrerin der ersehnten Olympia-Norm hinterhergehetzt, zuletzt fehlten 0,05 Sekunden. Am Donnerstag hat die 30-Jährige endlich Klarheit. "Ich hoffe, es geht gut für mich aus", sagt die Olympiadritte von Vancouver vor der letzten Nominierungsrunde des Deutschen Olympischen Sportbundes. Als einer von wenigen Härtefallen muss die einstige Medaillen-Anwärterin auf eine Ausnahmeregelung hoffen.

Bei der Einkleidung für Sotschi am Montag war Huber immerhin dabei. In Erding blickte sie neidisch auf die Kollegen vom Biathlon, Skilanglauf oder Rodeln, die zum Großteil schon Planungssicherheit haben. Etwa 165 Namen wird die deutsche Mannschaft wohl am Ende umfassen, das ist Rekord. Mit dabei sind Gold-Hoffnungen wie Skifahrerin Maria Höfl-Riesch oder Rodler Felix Loch, in der Männer-Abfahrt und im Männer-Eishockey fehlen die deutschen Farben.

Auf der Liste stehen werden dagegen die Skilangläufer Tobias Angerer (36) und Claudia Nystad (35). Beide hatten am Wochenende unfreiwillig die Probleme der zu Saisonbeginn festgezurrten Olympia-Normen aufgezeigt. Denn während es Nystad und Angerer beim Weltcup in Polen in Abwesenheit zahlreicher Stars vergleichsweise leicht hatten, mühten sich andere Athleten wie Skeleton-Pilot Alexander Kröckel vergeblich. Der ehemalige Junioren-Weltmeister kam bei sieben Starts fünfmal unter die besten Zehn - aber nie unter die geforderten ersten Sechs.

Kein Abfahrer in Sotschi

Kröckel, Huber und auch der WM-Fünfte Frank Rommel müssen daher zittern, nur Marion Thees hat die harten Kriterien erfüllt. "Ich hoffe natürlich sehr, dass wir mit mehr als nur einer Fahrerin nach Sotschi reisen dürfen", sagte Bundestrainer Jens Müller dem SID. Auf der anderen Seite gab es dann Fälle wie den der Eisschnellläuferin Stephanie Beckert. Eine der zwei geforderten Top-16-Platzierungen war ihr zu Saisonbeginn in den Schoß gefallen, da sie in der A-Gruppe gesetzt war. In der gab es nur 16 Starter.

In den meisten Sportarten aber werden die erwarteten Namen auch auf der Liste stehen. So fahren sieben Alpine mit nach Sotschi, angeführt von Höfl-Riesch und Felix Neureuther. Einziges Manko: Ein Abfahrer ist nicht darunter. "Das ist extrem bitter. Ich hatte gehofft, dass wir da heuer schon weiter sind. Aber das ist schwer zu akzeptieren", sagte Alpindirektor Wolfgang Maier.

Die Biathleten werden wohl mit sechs Männern und fünf Frauen nach Sotschi fahren, darunter der zuletzt starke Simon Schempp. "Wir vertrauen den Athleten, die in den letzten Wochen die Norm erfüllt haben", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang.

Pechstein zum sechsten Mal bei Olympia

Keine Überraschungen sind in den nordischen Disziplinen zu erwarten. Fünf Skispringer reisen mit nach Sotschi, vier dürfen pro Wettbewerb starten. Die größten Hoffnungen ruhen auf Wisla-Sieger Andreas Wellinger und Severin Freund, das letzte Ticket hatte Andreas Wank im internen Duell mit Michael Neumayer geholt. Fünf Athleten schicken auch die erfolgverwöhnten Kombinierer nach Russland, Weltmeister Eric Frenzel gilt als heißer Gold-Kandidat.

Bei den Skilangläufern gibt es nach der Last-Minute-Qualifikation durch Angerer und Nystad immerhin 15 Sotschi-Fahrer. Fix sind auch die sechs Bobpiloten um Olympiasiegerin Sandra Kiriasis sowie die zehn Rodler um Vancouver-Sieger Loch. Bereits in ihre sechsten Spiele geht Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Die fünfmalige Goldmedaillen-Gewinnerin steht an der Spitze eines 14-köpfigen Teams, in dem neben Pechstein wohl nur Sprinterin Jenny Wolf Chancen auf eine Medaille hat.

25-30 Medaillen als Ziel

Offene Fragen gibt es noch bei den jüngeren Sportarten. So hat Snowboard-Crosserin Luca Berg zwar die Norm erfüllt, liegt in der bereinigten FIS-Punkteliste aber nicht unter den ersten 24 und bekommt keinen Quotenplatz über die FIS.

Auf Gnade hoffen müssen auch Ski-Freestylerin Laura Grasemann und Skicrosserin Julia Eichinger, die beide nur die halbe Norm erreicht haben. Der Großteil des Teams steht aber auch hier, an der Spitze steht Ski-Freestylerin Lisa Zimmermann. Die 17-Jährige hatte am 18. Januar als erste Deutsche einen Weltcup-Slopestyle gewonnen.

Die deutsche Mannschaft unter DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Chef de Mission Michael Vesper strebt erneut die vor vier Jahren erreichte Zahl von 30 Medaillen an: "Wir wollen am Ende wieder unter den drei besten Nationen sein", sagt Generaldirektor Vesper. Erstmals hatte 2010 vor eigenem Publikum Kanada (14/7/5) vor Deutschland (10/13/7) das erfolgreichste Team gestellt, die USA (9/15/13) hatten die meisten Medaillen gewonnen.

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