Medaille im Straßenrennen das Ziel

SID
Voller Tatendrang ist Andre Greipel (r.) zu den Olympischen Spielen in London angereist
© Getty

Als Andre Greipel seine Olympia-Mission in Angriff nahm, hatte er dann doch noch ein frisches Erfolgserlebnis im Gepäck. Den Triumph auf den Champs Elysees hatte er noch deutlich verpasst, dafür gewann er kurz vor der Abreise in die englische Hauptstadt wenigstens noch das bedeutungslose Kriterium im niederländischen Stiphout.

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Ein paar Euros extra spült so ein Erfolg in die Privatschatulle, und nebenbei hat er dem dreimaligen Tour-Etappensieger Peter Sagan gezeigt, dass er im Sprint Mann gegen Mann der Fahrer mit der höheren Endgeschwindigkeit ist.

Greipel ist bereit für den Kindheitstraum Olympia. "Wer Sportler ist, will bei Olympia dabei sein. Das ist das größte Event, an dem man teilnehmen kann", sagt der gebürtige Rostocker, der erstmals im Zeichen der fünf Ringe an den Start geht.

Und nach dem großen Showdown am Samstag auf dem Prachtboulevard "The Mall" vor dem Buckingham Palace will er auch etwas in den Händen halten. Eine Medaille ist das erklärte Ziel.

Ewiges Duell mit Cavendish

Dafür muss er aber, so das Rennen denn planmäßig verläuft, den König der Sprinter in dessen Heimat besiegen. Weltmeister Mark Cavendish ist der große Favorit, erst recht nachdem er zum Ende der Tour zur großen Form aufgelaufen war und die Sprintentscheidungen in Brive-la-Gaillarde und Paris in souveräner Manier gewonnen hatte. "Mark weiß sich clever in Position zu bringen und war schon immer der schnellste Fahrer in einem flachen Finale", sagt Greipel, dem die etwas ansteigenden Sprintfinals eher liegen.

Inzwischen spricht er mit großem Respekt von seinem Rivalen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. In ihrer gemeinsamen Zeit bei HTC Highroad, als meist Cavendish den Vorzug erhalten hatte, waren die beiden einige Male verbal aneinandergeraten. Eine unglückliche Situation sei das damals gewesen, sagt Greipel, der inzwischen für den belgischen Rennstall Lotto unterwegs ist, während der "Manxman" für das britische Sky-Team fährt.

Lob vom Weltmeister

Auch von Cavendish ist längst nicht mehr zu hören, dass Greipel nur "beschissene kleine Rennen" gewinnen könne. "Er ist ein starker Typ, der dieses Jahr richtig gut in Form ist", lobt der Egozentriker von der Isle of Man seinen Rivalen. Das hat Greipel in der Tat bewiesen.

Drei Etappen gewann er bei der Tour de France. "Wir haben vielmehr erreicht, als wir jemals gedacht hatten", sagte der WM-Dritte von Kopenhagen und untermauerte, dass er im Kreis der weltbesten Sprinter angekommen ist.

Dabei hatte er auch seine Bergtauglichkeit unter Beweis gestellt. Bei seinem Sieg am Cap d'Agde hatte er sich 23 Kilometer vor dem Ziel im Gegensatz zu Cavendish am steilen Mont Saint-Clair nicht abhängen lassen. Das könnte ihm in London entgegen kommen, geht es doch neunmal über den Box Hill, einen 2,5 Kilometer langen Anstieg mit durchschnittlich 5,5 Prozent Steigung.

Zabel lobt Greipel

Erik Zabel ist nach den Eindrücken von der Tour jedenfalls voll des Lobes für Greipel. "Andre ist klasse, ein richtig Guter. Er ist unwahrscheinlich gereift und hat nach dem Weggang von Gilbert die alleinige Herrschaft im Lotto-Team übernommen. Er ist an der Herausforderung gewachsen", sagt Deutschlands nach Siegen erfolgreichster Fahrer aller Zeiten über seinen legitimen Nachfolger.

Eine olympische Medaille war Zabel aber nie vergönnt gewesen. Rein statistisch gesehen wäre Greipel in diesem Jahr an der Reihe. Alle zwölf Jahre hat zuletzt ein deutscher Fahrer Olympia-Gold im Straßenradrennen geholt. 1988 war es Olaf Ludwig in Seoul, 2000 Jan Ullrich in Sydney.

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