London wartet gelassen auf den Ansturm

SID
Die olympischen Ringe schmücken schon die Tower Bridge in London
© Getty

Kronjubiläum, Wimbledon und nun Olympia - "London wird in diesem Sommer der Partyort schlechthin", sagte Sportminister Hugh Robertson schon vor Wochen. Aktuell laufen die Vorbereitungen für das Spektakel im Endspurt, am 27. Juli steigt die Eröffnungsfeier mit Queen Elizabeth II und Ex-Beatle Paul McCartney.

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Bereits 1908 und 1948 war London Gastgeberstadt für die Olympischen Spiele - doch die Zeiten lassen sich kaum vergleichen. Vor 64 Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg, waren Lebensmittel rationiert, Häuser ausgebombt und die Athleten mussten sich ihre Handtücher selbst mitbringen, erinnert sich der amerikanische Wasserspringer Sammy Lee, der 1948 Gold im Turmspringen errang.

2012 beträgt das Olympia-Budget 9,3 Milliarden Pfund (11,7 Milliarden Euro), und im Londoner Osten entstanden auf 230 Hektar ein völlig neues Stadion, das Olympische Dorf und moderne Wettkampfstätten. Seit dem Mittelalter habe die englische Hauptstadt keine solche Erneuerung erlebt, sagte Bürgermeister Boris Johnson. Nach den Spielen soll das Areal zu einem Wohn- und Geschäftsviertel weiterentwickelt werden, ein Einkaufszentrum ist schon in Betrieb.

6,5 Millionen Besucher erwartet

Während der Sommerspiele werden 6,5 Millionen Gäste erwartet - das bleibt selbst für die britische Millionen-Metropole eine Herausforderung. Die Zuverlässigkeit der U-Bahn und das Wetter machen den Verantwortlichen wohl die meisten Sorgen.

Vorsorglich wurden die Londoner aufgefordert, nach Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten. Denn zu dem Ansturm von Olympia-Besuchern auf den öffentlichen Nahverkehr kommen auch Straßensperrungen, um für Sportler, Offizielle und Journalisten Schnellspuren frei zu halten. Fast alle Wettbewerbe finden im Stadtgebiet statt, kurze Wege gehörten von Beginn an zum Konzept.

Während sich der Verkehr vielleicht noch beeinflussen lässt, helfen gegen die bekannten Wetterkapriolen auf der britischen Insel eigentlich nur Regenschirme und Kleidung für alle Temperaturen. Fünf Meteorologen gehören zum Olympia-Team, um rund um die Uhr zuverlässige Prognosen abzuliefern.

Rekord-Regen im Juni - Meteorologen im Olympia-Team

Nachdem sich der Juni als niederschlagsreichster in der Geschichte Londons herausstellte, meinte Wetterdienst-Sprecher Charles Powell: "Du meine Güte! Es ist doch nur britisches Wetter."

Für die Eröffnungsfeier sind neben 70 Schafen, 12 Pferden, 10 Hühnern und 9 Gänsen auch mindestens eine Regenwolke eingeplant. Falls die Sonne scheint, soll Kunstregen helfen, Landleben glaubwürdig darzustellen.

Ironie und schwarzer Humor gelten als typisch für England. In Sicherheitsfragen aber ist niemandem zum Lachen zumute. Gerade einen Tag, nachdem London am 6. Juli 2005 vom IOC die Sommerspiele für 2012 zugesprochen bekam, wurde die Stadt von einem Angriff islamistischer Selbstmordattentäter mit 56 Todesopfern erschüttert.

12.000 Polizisten und zwei Kriegsschiffe sorgen für Sicherheit

Mehr als 30.000 Sicherheitskräfte, darunter 12.000 Polizisten, werden nun für ein friedliches Olympia aufgeboten. Dazu kommen zwei Kriegsschiffe auf der Themse, Boden-Luft-Raketen auf Häuserdächern und Computerspezialisten, um auch auf Hackerangriffe vorbereitet zu sein.

Ob sich die Londoner wirklich für Olympia begeistern, die Organisation wie geplant funktioniert und sich das Spektakel für die Stadtentwicklung auszahlt, lässt sich erst nach der Schlussfeier (12. August) beurteilen.

Die olympische Flagge für die Sommerspiele 2016 geht dann erstmals nach Südamerika, wo in Brasilien schon jetzt Rio de Janeiro mit seinen Vorbereitungen begonnen hat.

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