Schwimmen - Michael Groß nach Goldmedaille durch Florian Wellbrock: "Wichtiges Signal, aber Boom wird es nicht geben"

Von Alexander Hagl
Michael Groß stellte gegenüber SPOX die Leistung von Florian Wellbrock heraus.
© getty

"Albatros" Michael Groß hat im Gespräch mit SPOX die Leistung von Florian Wellbrock bei dessen Olympiasieg in Tokio über die 10 Kilometer im Freiwasserschwimmen herausgestellt. Auswirkungen auf die Breite im Nachwuchs werde der Erfolg laut dem mehrmaligen Olympiasieger jedoch nicht haben.

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"Einen Boom wird es nicht geben. Den hat es auch bei mir oder Franziska van Almsick nicht gegeben. Ich glaube nicht, dass tausende Kinder deswegen jetzt mit dem Leistungsschwimmen anfangen werden", sagte Groß.

Der 57-Jährige war 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul insgesamt dreimal Olympiasieger geworden, van Almsick war in den 90er Jahren als Teenager in die Weltelite geschwommen und wurde zweimal Weltmeisterin.

Für Groß ist der Triumph von Wellbrock dagegen ein Signal an die jungen Nachwuchssportler und Nachwuchssportlerinnen: "Wichtig ist, dass die sehen, da geht was in Deutschland. Man kann Erfolg bei Olympia haben."

Wellbrock selbst erfüllte sich als amtierender Weltmeister auf dieser Strecke seinen Traum. "Es ist für ihn persönlich das Sommermärchen. Er hat sich nach vielen Jahren Training belohnt. Weil Olympiasieger - das darf man nicht vergessen - ist man ein Leben lang", sagte Groß.

Wellbrock hatte zuvor im Becken über die 800 Meter Freistil eine Medaille verpasst. Über die 1500 Meter Freistil holte er wenige Tage später Bronze. Im Anschluss zeigte er sich ein klein wenig enttäuscht: "Es ist ärgerlich. Wenn man als amtierender Weltmeister anreist, hat man den Anspruch ganz vorne anzukommen", sagte er.

Michael Groß: Wellbrock hat "eine klare Kante gezeigt"

Im Freiwasser dagegen dominierte der die Konkurrenz. "So wie er das Rennen angegangen ist, hat er von der ersten Sekunde klargemacht, dass er das Ding nach Hause schwimmen will. Damit hat er den Wettbewerbern auch eine klare Kante gezeigt. Das war von Anfang klar: Leute, ich zeige euch, wer hier das Sagen hat", sagte Groß.

Wellbrock hatte sich zu Beginn des Rennens an an die Spitze gesetzt und war den anderen enteilt: "Ich bin um die erste Boje rum, habe mich umgeguckt und gedacht: Jungs, wollt ihr heute keinen Wettkampf schwimmen", sagte der 23-Jährige danach in der Mixed Zone.

In beiden Becken-Finals lag er zweimal bis kurz vor Schluss ganz vorne. Laut Groß habe er daraus gelernt und es war klar, dass er sich im Freiwasser "die Butter nicht mehr vom Brot nehmen" lasse.

"Wenn man zweimal im Endspurt abgefangen wird, hat er sich wahrscheinlich gesagt: Dieses Mal lasse ich es nicht auf den Endspurt ankommen. Das habe ich jetzt zweimal gehabt, das will ich nicht nochmal. Das kann wohl jeder nachvollziehen, da muss man kein Spezialist im Schwimmen sein", sagte Groß.