Witts Tränen trocknen langsam

SID
Katarina Witt kann nach der gescheiterten Olympia-Bewerbung wieder strahlen
© Getty

Die Tränen von Durban trocknen nur langsam: Rund drei Monate nach dem bitteren Aus der Münchner Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 kann Katarina Witt aber zumindest wieder strahlen.

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Im Dirndl zeigte sich die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin auf der Abschlussveranstaltung der gescheiterten Bewerbung - und machte Mut für einen neuen Anlauf: "Vielleicht haben wir einen Fortsetzungsroman geschrieben. Ich sehe viele Menschen hier, deren Herzen für eine gemeinsame Fortsetzung schlagen", sagte die ehemalige Kuratoriumsvorsitzende am Montagabend vor rund 250 geladenen Gästen im alten Münchner Rathaus. Der Traum von Olympia in München ist noch nicht ausgeträumt.

Denn Witts Worte spiegelten den allgemeinen Optimismus wider, den die Verantwortlichen trotz der deutlichen 25:63-Abstimmungsniederlage gegen Pyeongchang verbreiten wollen. "Wir können Olympia in München und Garmisch", sagte etwa Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), und forderte seine ehemalige Crew dazu auf, "erhobenen Hauptes aus der Bewerbung zu gehen".

Gespräche mit den Verantwortungsträgern haben Bach in den vergangenen Monaten bestätigt, "dass das keine Abstimmung gegen München und gegen Deutschland war, sondern eine für Pyeongchang und den aufstrebenden asiatischen Markt". Man dürfe deshalb "den Schatz nicht vergraben", sondern als Basis für eine erneute Bewerbung nehmen.

Warten auf den optimalen Zeitpunkt

"Die Frage ist nur: Wann?", sagte Bach und verwies wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude auf Geduld. "Eine Bewerbung macht nur Sinn, wenn sie vom gesamten deutschen Sport getragen wird", sagte der SPD-Politiker und forderte dazu auf, "nicht den Traum vom Sommer zu leben, sondern sich auf den Winter einzulassen".

Die gescheiterten Bewerbungen von Berlin (2000) und Leipzig (2016) sollten dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gezeigt haben: Die besten Chancen hat die Wintersportnation Deutschland mit einer erneuten Bewerbung von München und Garmisch-Partenkirchen. Ob allerdings schon für 2022 der nächste Anlauf gewagt werden soll, müsse man laut Bach "sorgfältig prüfen".

"Das hängt von so Vielem ab, vom DOSB, den Sportbotschaftern, der Wirtschaft und davon, ob die Bewerberlage mehr Erfolg verspricht", sagte auch Ude. Bereits im kommenden Jahr müsste sich der DOSB für eine erneute Kandidatur entscheiden. Die Bewerbungsfrist dauert drei Jahre, die Entscheidung über die Austragung der 24. Olympischen Winterspiele fällt auf der 127. IOC-Session im Jahr 2015. Zwar könnte Thomas Bach, der als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge des scheidenden IOC-Präsidenten Jacques Rogge gilt, bis dahin als Präsident zeichnen, Unsicherheiten gibt es aber vor allem innenpolitisch.

Die Politik ist der größte Unsicherheitsfaktor

Ein Jahr vor der Entscheidung werden in München und Garmisch-Partenkirchen neue Stadträte gewählt, Unterstützer Ude wird dann nicht mehr im Amt sein. "Wir müssen den richtigen Zeitpunkt abwarten", sagte das Münchner Stadtoberhaupt deshalb. "Die Idee steht aber im Raum. Man wird sie dort nicht mehr wegwischen können. Für die Katz haben wir nicht gearbeitet, sondern für die Zukunft".

Viel Lob galt vor allem Witt, die seit der Übernahme des Vorsitzes 2010 aufopfernd gearbeitet hat. "Ich hatte zum Glück nicht geahnt, dass ein einfaches 'Ja' mein Leben so auf den Kopf stellen würde", gab die 45-Jährige zu und ließ offen, erneut zur Verfügung zu stehen.

Für ihr Engagement wurde die viermalige Weltmeisterin wie Botschafterin Verena Bentele zumindest schon mal mit der goldenen Medaille "München leuchtet" ausgezeichnet. Eine zweite Goldene würde sie vielleicht noch nehmen - dann wäre aber Schluss: "Unser Buch wird bitte, bitte keine Trilogie."

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