Festnahmen bei tibetischen Protesten

SID
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Hamburg - Bei anti-chinesischen Protesten hat die Polizei in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu rund 100 Exil-Tibeter vorübergehend festgenommen.

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Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking hätten die Demonstranten versucht, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen und zur chinesischen Botschaft vorzudringen, teilte die Polizei mit.

Die Demonstranten, unter denen buddhistische Mönche und Nonnen waren, skandierten "China, verlasse unser Land" und "Wir wollen ein freies Tibet".

Hungerstreik für Tibet 

Exiltibeter in Nepal demonstrieren seit März gegen die chinesische Besatzung ihrer Heimat. Die nepalesische Regierung ist wegen des harten Vorgehens gegen die Demonstranten international in die Kritik geraten.

Sechs Exil-Tibeter in Indien sind derweil aus Protest gegen die Olympischen Spiele gegen die chinesische "Besatzung" ihrer Heimat seit mehr als einer Woche im Hungerstreik.

Der unbefristete Hungerstreik, bei dem die Demonstranten auch kein Wasser trinken, sei am Montag in der indischen Hauptstadt Neu Delhi in den achten Tag gegangen, sagte der Vizepräsident des Tibetischen Jugendkongresses (TYC), Dhondup Dorjee Shokda.

Der Gesundheitszustand der Männer verschlechtere sich schnell. Sie hätten bislang im Schnitt jeweils elf Kilogramm Gewicht verloren.

TYC fordert Olympia-Boykott

Shokda sagte, die sechs Exil-Tibeter hätten bislang allen Bemühungen der Polizei widerstanden, sie in ein Krankenhaus zu bringen. "Wir werden den Streik fortsetzen. Wir wollen ein sofortiges Ende der brutalen Schreckenstaten und Unterdrückung in Tibet."

Der TYC fordere außerdem die bedingungslose Freilassung tibetischer politischer Gefangener. Der Tibetische Jugendkongress hat zu einem internationalen Boykott der Olympischen Spiele aufgerufen.

In einer Mitteilung hieß es: "Ohne Zweifel verdient es das chinesische Volk, Gastgeber der Olympischen Spiele zu sein, aber was das tibetische und chinesische Volk noch mehr verdienen, ist Freiheit."

Protest vor chinesischen Botschaften?

In Indien leben mehr als 100.000 tibetische Flüchtlinge im Exil, mehr als in jedem anderen Land. Auch der Dalai Lama, der Anführer der Tibeter, lebt in Nordindien.

Tibetische Flüchtlingsorganisationen protestieren seit Monaten gegen die Olympischen Spiele in China. Der Dalai Lama hat sich allerdings nicht für einen Boykott ausgesprochen. Er fordert stärkere Autonomie innerhalb Chinas für seine Heimat.

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" hat für den 8. August zeitgleich zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele weltweit zu Demonstrationen vor den chinesischen Botschaften aufgerufen.

Bereits am Vortag will die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gemeinsam mit Repräsentanten nationaler Minderheiten in China vor der chinesischen Botschaft in Berlin demonstrieren.

Ende der Nachrichtenzensur gefordert

"Reporter ohne Grenzen" will "auf Chinas gebrochenes Versprechen, mehr Presse- und Meinungsfreiheit zuzulassen", aufmerksam machen.

Die Vereinigung forderte in einer in Berlin veröffentlichten Presseerklärung von China "ein Ende der Nachrichten- und Internetzensur, die Freilassung der rund 80 inhaftierten Journalisten und Internetdissidenten sowie ungehinderte Recherche für ausländische Medienvertreter".

Ab 13.00 Uhr (MEZ) will "Reporter ohne Grenzen" am 8. August vor den chinesischen Vertretungen in Berlin, Brüssel, London, Madrid, Montreal, Paris, Rom, Stockholm und Washington demonstrieren. Im Internet kann zudem virtuell vor dem Pekinger Olympia-Stadion demonstriert werden.

Pekinger Einwohner protestierten

Auch in China gab es Proteste gegen die Spiele. Eine Gruppe Pekinger Einwohner hat den Besuch ausländischer Medien in ihrer ehemaligen Nachbarschaft für einen Protest genutzt.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, dass die Anwohner ihre Unzufriedenheit mit der Höhe der staatlichen Entschädigung nach dem Abriss ihrer Häuser ausgedrückt hätten.

Die Straße Qianmen Dajie wurde in den vergangenen Monaten im Stil der 30er Jahre restauriert und soll nun als Geschäftsstraße neu eröffnet werden.

Die dortige Demonstration habe sich innerhalb einer halben Stunde aufgelöst, nach dem die Polizei eingetroffen sei und versucht habe, die "Ordnung aufrechtzuerhalten". Der Protest hätte einen Stau ausgelöst und Schaulustige angelockt.

"Songs for Tibet"

Ein japanisches Fernsehteam habe in der Straße vor dem berühmten Spezialitätenrestaurant für Peking-Ente "Quanjude" Filmaufnahmen gemacht, als "drei bis vier Haushalte" zu protestieren begannen, berichtete Xinhua weiter.

Darauf seien weitere Medien hinzugekommen. Die Pekinger Olympia-Organisatoren hatten einen Besuch ausländischer Journalisten, die wegen der Olympischen Spiele in Peking sind, in das Restaurant organisiert.

20 internationale Spitzenmusiker wie Sting, Dave Matthews, Alanis Morissette und Suzanne Vega haben zu den Olympischen Spielen in Peking eine Platte für Tibet aufgenommen. Das Doppel-Album heißt "Songs for Tibet" und soll im Internet vertrieben werden.

Mit den Einnahmen sollen Friedensprojekte unterstützt werden, die sich an den Ideen das Dalai Lama orientieren.

Unterstützung durch Musiker

"In einer Zeit, wo die Augen der Welt auf China gerichtet sind, wollten wir unsere Unterstützung für das tibetische Volk und seine Friedensbotschaft durch Musik ausdrücken", sagte Michael Wohl, der geschäftsführende Direktor der Stiftung Art of Peace in New York, die das Projekt initiiert hat.

Bei den 20 Songs handelt es sich zum Teil um neue Titel, andere wurden für den Zweck neu aufgenommen. Zu den Interpreten gehören auch John Mayer, Rush, Imogen Heap, Garbage, Damien Rice und die britische Band Underworld.

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