Merritt verübt "Majestätsbeleidigung"

SID
Leichtathletik, US-Trials, LaShawn Merritt
© Getty

Eugene - Der König wankte, fiel und war restlos bedient. Der Prinz hingegen ließ sich für seine "Majestätsbeleidigung" feiern. Vize-Weltmeister LaShawn Merritt gewann die Olympia-Qualifikation der US-Leichtathleten im Hayward Field von Eugene in 44,00 Sekunden über 400 Meter.

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Olympiasieger und Weltmeister Jeremy Wariner (44,20) kassierte dagegen die zweite Saisonniederlage. Bei den Frauen überwand derweil Sanya Richards ihr Trauma des Vorjahres und gewann in 49,89 Sekunden.

Rund fünf Wochen nach seinem knappen Sieg mit einem Vorsprung von 4/100 Sekunden beim ISTAF in Berlin verwies Merritt den Superstar der Stadionrunde diesmal klar auf Rang zwei. "In Berlin war er noch direkt neben, diesmal klar hinter mir. Aber wichtig ist für mich nur, dass ich gewonnen habe", sagte Merritt auf der Pressekonferenz.

Wariner maßlos enttäuscht

Der Platz rechts neben ihm blieb leer. Wariner war wütend und enttäuscht und hatte bis auf ein knappes "Lashawn war heute besser" unmittelbar nach dem Rennen nichts zu sagen. Kein weiteres Wort zu Fans und Fachpresse.

Kommentarlos marschierte der gestürzte Star aus dem Stadion durch die Mixed-Zone und verschwand für den Rest des Abends im weißen Athleten-Zelt. Sein Frust verbarg er so gut es ging hinter seinem Markenzeichen, der Sonnenbrille.

"Rematch" in Peking

Weitaus gesprächiger präsentierte sich hingegen Merritt, der mit einem Vorsprung von zwei Metern auf die Zielgerade kam und Wariner spielend auf Distanz hielt.

"Jeremy war der Champion in den vergangenen Jahren, aber jetzt haben wir 2008", so der 22-Jährige, der bei der WM in Osaka noch 0,51 Sekunden hinter Wariner ins Ziel gekommen war.

"Als Zweiter musst du das machen, was nun einmal zu tun ist, um die Nummer eins zu werden. Und ich habe alles dafür getan." Sein Ziel, so Merritt, sei nun auch in Peking zu gewinnen. Sein größter Gegner dort wird erneut Wariner sein, der im direkten Duell immer noch mit 12:3-Siegen führt.

Richards deklassiert Konkurrenz

Ein einsames 400 Meter-Rennen lief Sanya Richards. Die Weltleichtathletin von 2006 hatte bei ihrem Triumph in persönlicher Jahresbestleistung von 49,89 Sekunden fast eine Sekunde Vorsprung auf die Zweitplatzierte Mary Wineberg (50,85).

"Seit 2004 habe ich so hart für mein Ziel, die Sommerspiele in Peking, gearbeitet. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass ich dabei bin", freute sich Richards nach ihren Start-Ziel-Sieg. Für die 23-Jährige war es auch ein Erfolg über die eigene Vergangenheit.

Im Vorjahr nur Vierte 

Im Vorjahr war Richards als Topfavoritin bei den Trials in Indianapolis nur Vierte geworden und hatte die Qualifikation für die Einzelstrecke bei der WM verpasst. Und das, obwohl sie zuvor in 18 Rennen unbesiegt war.

"Als ich ins Stadion kam, war die Erinnerung an das Vorjahr plötzlich wieder da und ich konnte sie einfach nicht ausblenden. Erst als ich am Startblock stand, konnte ich mich voll aufs Rennen konzentrieren", so Richards, die mit ausgestreckten Armen und einem strahlenden Lächeln im Gesicht über die Ziellinie lief.

Jetzt, so die neue US-Meisterin, werde sie nach Hause fahren und sich dort noch härter auf Peking vorbereiten.