Trainer Grahn entlassen

SID
Rudern, Deutschland-Achter, DRV, Dieter Grahn
© DPA

Dortmund - Neuer Trainer, neuer Schlagmann, neue Besatzung - ein abrupter Kurswechsel in letzter Minute soll den Deutschland-Achter in Peking vor einer drohenden Havarie bewahren.

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Ungeachtet des ungünstigen Zeitpunkts zwei Monate vor den Olympischen Spielen entzog die Führung des Deutschen Ruderverbandes (DRV) dem bisherigen Trainer Dieter Grahn mit sofortiger Wirkung die Verantwortung für das Großboot.

An Grahns Stelle soll der bisherige Assistenz-Coach Christian Viedt (39) in aller Eile einen neuen Achter aufbauen.

"Wir müssen jetzt handeln. Der Achter ist unser Aushängeschild und in diesem Jahr noch nicht richtig in Fahrt gekommen", kommentierte Verbandspräsident Siegfried Kaidel. Der überraschenden Maßnahme fielen auch sechs altgediente Ruderer zum Opfer

Rücktrittsforderungen

Die mutige Entscheidung schlug am Achter-Stützpunkt in Dortmund hohe Wellen. Aus Verärgerung über den Alleingang der Verbandsspitze gingen die für Olympia ausgemusterten Ruderer in die verbale Offensive. "Enttäuschung ist das falsche Wort. Wir sind entsetzt über die Konzeptionslosigkeit des DRV. So kurz vor Olympia auf gleich alle erfahrenen Leute zu verzichten, halten wir für einen Fehler", klagte der verbannte Sebastian Schulte (Wiesbaden).

Vor allem die Tatsache, dass die Verbandsspitze einen Vergleichs- Wettkampf zwischen dem neuen und alten Achter beim Weltcup-Finale in Posen (20. bis 22. Juni) verweigerte, stieß bei Schulte auf wenig Verständnis: "Wir fordern den Rücktritt von Sportdirektor Michael Müller."

Grahn: "man gewinnt, oder man verliert"

Anders als seine ehemalige Auserwählten hielt sich Grahn mit öffentlicher Kritik zurück. "So etwas muss man sportlich sehen - man gewinnt, oder man verliert", kommentierte der entmachtete Trainer mit Leichenbittermiene.

Er bleibt zwar offiziell Disziplin-Trainer für den Riemenbereich, kann aber nur indirekt Einfluss auf die Zusammenstellung der entsprechenden Bootsklassen nehmen. Nach Meinung der Verbandes hatte er zu lange an erprobten Kräften wie Schlagmann Bernd Heidicker (Herne) und Schulte festgehalten.

Damit findet die lange Aufbauarbeit von Grahn ein unrühmliches Ende. Noch zum Saisonstart wähnte sich seine seit 2001 nahezu unveränderte Crew auf klarem Medaillenkurs für Peking.

Mut- und kratflos 

Der WM-Titel von 2006 in Eton und der zweite Rang bei den Titelkämpfen ein Jahr später in München machten Mut für Olympia. Doch bei den deutlichen Schlappen dieses Jahres in München und Luzern wirkte das Team mut- und kraftlos.

Viel Zeit bleibt der neuen Crew nicht. Schon in knapp drei Wochen steht beim Weltcup-Finale in Posen die Generalprobe für Peking an. Bei der Zusammenstellung des Achters legt Viedt vor allem die Ergebnisse der Kleinboot-DM im April zugrunde. Deshalb behalten nur Jochen Urban (Krefeld) und Sebastian Schmidt (Mainz) ihre Rollsitze.

"Wir wollten einen unbelasteten Neuanfang mit den unbestritten stärksten Leuten", sagte Sportdirektor Müller. Viedt ist zuversichtlich, dass in Peking trotz der Turbulenzen ein konkurrenzfähiger Achter an den Start geht: "Die Zeit, um das zu schaffen, müsste reichen."