Sachenbacher-Stehle kämpft um Ruf

SID
Evi Sachenbacher-Stehle wurde bei den Olympischen Spielen in Sotschi positiv getestet
© getty

Evi Sachenbacher-Stehle kämpft gegen ihre Dopingsperre und um ihren Ruf. In einem Interview gewährte die 33-Jährige nun Einblicke in ihr Seelenleben.

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Im Kampf um ihren Ruf und gegen die Dopingsperre ergreift Evi Sachenbacher-Stehle den letzten Strohhalm, gedanklich aber bereitet sich die die 33-Jährige längst auf ein Leben ohne Biathlon vor.

Ernährungswissenschaften werde sie ab Herbst studieren, verriet die verurteilte Dopingsünderin im Interview mit dem Magazin stern - angesichts des Teepulvers, das ihr vor rund fünf Monaten zum Verhängnis wurde, ein Plan mit durchaus ironischem Beigeschmack.

Doch zuvor will Sachenbacher-Stehle kämpfen. Gegen den Weltverband IBU, für ihren Ruf. Sie wolle so eigentlich nicht abtreten, "als Dopingsünderin, als jemand, der aus seinem Job gejagt wird".

Daher wird sie beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Berufung einlegen gegen die zweijährige Sperre, mit der die IBU aus ihrer Sicht "ein Exempel statuieren" wollte.

"Mit kriminellen Dopern in einen Topf geworfen"

Eine Rückkehr auf die Biathlon-Bühne erscheint mehr als fraglich, Sachenbacher-Stehle will ihre Entscheidung nach dem CAS-Urteil fällen: "Wieder so eine Zitterpartie. Dann entscheide ich, ob ich ein Comeback starte oder nicht."

Sollte die Sperre um sechs Monate reduziert werden, könnte sie zur Saison 2015/2016 theoretisch wieder einsteigen, denn die Sanktion gilt rückwirkend seit der bei den Winterspielen in Sotschi positiv auf das im Wettkampf verbotene Stimulans Methylhexanamin getesteten Dopingprobe vom 17. Februar.

Seit jenem Tag habe sie sich fremdgesteuert gefühlt, "wie eine Figur in einem Computerspiel, die hin- und hergeschoben wird, und am Joystick sitzen mächtige Menschen, die mich gar nicht kennen".

Dass sie von der IBU "mit kriminellen Dopern in einen Topf geworfen werde, mit Leuten zum Beispiel, die sich Epo in die Venen spritzen", belaste sie sehr, fast habe sie sich nicht getraut, nach dem Urteil zu ihrem Praktikum in einer Reha-Klinik zu gehen, aus "Angst vor der Reaktion der Patienten".

Teil einer Ernährungsumstellung

Das verhängnisvolle Nahrungsergänzungsmittel sei Teil einer kompletten Ernährungsumstellung auf Rat ihres früheren Mentaltrainers gewesen.

Der ehemalige Zehnkämpfer habe ihr geholfen, 2011 aus einem Tal herauszukommen. Sie sei "zum Beispiel morgens auf die Wiese gegangen, habe Löwenzahn, Frauenmantel und Brennnesseln gepflückt und dann daraus einen Smoothie gemixt".

Gesunde Ernährung sei während der Wettkämpfe in vielen Hotels nicht gewährleistet: "Ich habe versucht, das durch bestimmte Pflanzen auszugleichen."

Studium soll helfen

Nun geht der juristische Kampf in die nächste Runde. Ihr Anwalt gibt sich optimistisch, dass der CAS die Sperre verkürzen wird.

Seine Mandantin könne nicht behandelt werden wie ein Epo-Dopingsünder, zumal die gefundene Konzentration des verbotenen Stoffes "objektiv gar nicht geeignet war, die sportliche Leistung in irgend einer Art und Weise zu steigern", erklärte Marc Heinkelein und verwies auf die Leichtathleten Asafa Powell und Sherone Simpson. Der CAS hatte die Dopingsperren der Jamaikaner jüngst von 18 auf sechs Monate verkürzt. Beide waren positiv auf das Stimulans Oxilofrin getestet worden.

Egal, wie der CAS entscheidet - diese "Dopingsache" werde der ehemaligen Langläuferin wohl ewig anhaften, glaubt die einstige Strahlefrau des deutschen Wintersports: "Diesen Makel werde ich nicht mehr wegbekommen, auch wenn die ganze Geschichte nur ein Unfall war. Ich werde irgendwie meinen Frieden damit machen müssen."

Das Studium soll ihr dabei helfen: "Ich interessiere mich schon lange für das Thema und will es jetzt richtig wissenschaftlich angehen."

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