Didier Cuche: Grüezi Ruhestand!

Von SPOX
Da grinst er, der Didier! Und Recht hat er, der Didier! Einfach ein echtes Schlitzohr, der Didier!
© Getty

Der Schnee taut, der Frühling naht! Was das bedeutet? Es ist Zeit für die Tops und Flops des Sportwinters 2011/2012. Während Didier Cuche und Magdalena Neuner laut bzw. leise Servus sagen, fühlt sich die rot-weiß-rote Ski-Nation wie ein Weltmeister. Im Skispringen gibt's ein Schrecken ohne Ende und auf der Piste wird ein Klassiker von Bud Spencer und Terence Hill neu aufgerollt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

+ "Es gibt nur eine Lena Neuner...

...eine Lena Neuner, es gibt nur eine Lena Neuner!" Zugegeben: Der Klassiker zu Ehren von Rudi Völler klingt mit unserer Biathlon-Queen nicht ganz so rhythmisch. Aber wie bei Tante Käthe stimmt jedes einzelne Wort. Am Sonntag ging sie also zu Ende, die Karriere der wohl besten Biathletin aller Zeiten.

47 Weltcupsiege durfte ganz Deutschland mit ihr feiern. 12 WM-Titel. Zwei Olympische Goldmedaillen. Und drei Gesamtweltcupsiege. Während andere mit 25 überlegen, welcher Master-Studiengang denn der richtige sei, ist Neuner nunmehr die bekannteste Frührentnerin Deutschlands.

Und wer weiß, ob wir in 20 Jahren nicht der legitimen Nachfolgerin zujubeln dürfen. Stichwort Nachwuchs...

- Ein Schrecken ohne Ende

Zwei deutsche Siegspringer hatte unsereins lange nicht mehr gesehen. Es kam einem fast vor, als wäre man durch ein Raum-Zeit-Kontinuum gefallen und wieder in den 90er Jahren aufgewacht, zu Zeiten von Thoma und Weißflog. Oder bei Glanztaten von Hannawald und Schmitt, WM-Titel und Olympiasieg inklusive.

Wäre das jedoch der Fall gewesen, hätte man der hüpfenden Lila Pause sagen können, wie man mit Würde zurücktreten kann. Stattdessen entwickelt sich die Laufbahn von Martin Schmitt immer mehr zu einem Schrecken ohne Ende.

Höhepunkt war wohl das vorzeitige Aus nach dem zweiten Springen der Vierschanzentournee. "Soweit ich weiß gibt es nächstes Jahr auch noch eine Tournee", gab sich Schmitt danach kämpferisch. Zumindest Oliver Kahn wäre stolz auf ihn. Weiter, immer weiter!

+ Der Abschied des Streif-Dominators

In Sachen Rücktritt ist unsere Gold-Lena allerdings nicht alleine. In Schladming verabschiedete sich ein anderer Großer des Wintersports. Didier Cuche ging, wie er einst wohl auch gekommen war. Auf traditionellen Holzlatten und mit Mütze, Rucksack und schicker Kniebundhose aus dem Wintersportmuseum im österreichischen Mürzzuschlag bewaffnet bewältigte er den zweiten Lauf des Riesenslaloms.

Fast wäre der Schweizer sogar noch gestürzt, aber Cuche ist nicht umsonst vierfacher Sieger auf der legendären Streif, und hielt sich gerade noch so auf den Brettern. "Ich wollte aufkanten, aber das ging leider nicht", so der mittlerweile 37-Jährige: "Ich musste viel rutschen."

Seine langjährigen Konkurrenten erwiesen ihm am Ende sogar noch eine besondere Ehre und wirbelten die Skier beim Abschnallen durch die Luft, so wie er es häufig getan hatte. Der Cuche'sche Ski-Flip ist jedoch nicht das einstige Vermächtnis: Cuche hält die Rekorde als älteste Sieger einer Abfahrt, eines Super-G und eines Riesenslaloms.

- Ja, wo laufen sie denn hin?

Dem deutschen Team drohen die Langläufer wegzulaufen. Schneller als in den Jahren zuvor, denn durch Katrin Zeller und Nicole Fessel bei den Frauen und Tobias Angerer und Axel Teichmann bei den Männern gab es in dieser Saison durchaus Lichtblicke. Aber trotzdem laufen sie womöglich weg.

Und zwar zum Biathlon. Evi Sachenbacher-Stehle hat ihren Wechsel schon angekündigt, weitere junge Langläuferinnen könnten folgen. Denn der Biathlon-Verband wirbt nach dem Rücktritt von Magdalena Neuner nach Kräften ab.

Sogar ein Casting soll es im Frühjahr geben, in dem Talente wie Denise Herrmann oder Hanna Kolb die Chance bekommen könnten, sich im Schießen zu versuchen. "Ja, diese Überlegungen gibt es", sagt DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller.

Vielleicht findet sich ja eine neue Kati Wilhelm, so die Hoffnung der Trainer. Die kam damals auch vom Langlauf und lief danach im Biathlon jahrelang fast alles in Grund und Boden. So etwas Ähnliches wird nun wieder gebraucht, um die Geld- und Medienkuh Biathlon weiter melken zu können. Ohne Erfolge droht Biathlon nämlich dorthin zu verschwinden, wo der Langlauf schon ist - in der Versenkung.

"Wir erwirtschaften mit Biathlon unser Geld, nicht mit Langlauf", sagt Pfüller. Das würde im Erfolgsfall auch für die Sportlerinnen gelten. Im Biathlon gibt es einfach mehr Kohle. Punkt.

+ Die ultimative Krönung

Wenn man die Ohren gespitzt hatte und gen Süden lauschte, konnte man ihn hören. Den Steinfelsen, der der rot-weiß-roten Skination vom Herzen fiel. Es war im Winter 2005/2006, als mit Benjamin Raich, dem Blitz aus Pitz, zuletzt ein Österreicher die große Kristallkugel gewonnen hatte.

Seitdem gab es Norweger, Amis, Schweizer und Kroaten, die den Thron bestiegen. Bis zu dieser Saison. Marcel Hirscher setzte der Durststrecke ein Ende. Oder wie es Sportdirektor Hans Pum gegenüber "LAOLA1" erklärte: "Der Gesamtweltcup ist für eine Ski-Nation wie Österreich die ultimative Krönung."

Dass Pum ein Mann von Welt ist, bewies er danach noch mit folgenden Vergleich: "Bei uns hat der Skisport den Stellenwert des Fußballs in Brasilien. Wenn die Weltmeister werden, dann herrscht auch Ausnahmezustand." In diesem Sinne darf man sich wohl auf Karneval in Ischgl freuen. Wobei das ja auch nichts Neues wäre.

- Die Eine-Million-Euro-Frage

Wer hat in diesem Jahr den Gesamtweltcup in der Nordischen Kombination gewonnen? Ohne Telefon- oder Publikumsjoker wird diese Frage wohl kaum jemand beantworten können. So gut die Regeländerungen am Anfang der Saison geklungen haben mögen, die Praxis sah dennoch anders aus.

Gerade das Penaltyrace sorgte vor allem beim übertragenden TV-Sender für die eine oder andere Ungewissheit. Ganz nach dem Motto "Wo ist Behle" hieß es plötzlich: "Wer oder was geht wann und wie in die Strafrunde?"

Übrigens: Jason Lamy-Chappuis war der König der Kombinierer und holte sich den Gesamtweltcup. Der Franzose macht allerdings auch ab und zu bei den Spezialspringern mit. Mit besten Grüßen an die schießenden Langläufer.

+ Der Rodel-Meister aller möglichen Klassen

Deutschland hat einen neuen Georg Hackl. Er sieht ganz anders aus und ist gebürtig noch nicht einmal Bayer. Aber Felix Loch ist schon lange genug am Königssee zu Hause, um sich als Ziehsohn des großen Hackl Schorsch bezeichnen zu können.

Nach einer perfekten Saison 2011/2012 muss er sich auch in Sachen Erfolge nicht mehr hinter dem Mentor verstecken. Unglaublich, aber Felix Loch gewann im zarten Alter von gerade mal 22 Jahren seinen dritten WM-Titel im Einer der Männer und holte als erster Deutscher nach eben jenem Hackl vor 22 Jahren den Gesamtweltcup.

Olympiasieger 2010 ist Loch auch schon. Wenn er noch zehn Jahre weiter macht, kann er im Rodeln alle Rekorde brechen. Und vielleicht wird er dann auch noch Nachfolger vom Hackl Schorsch als Weltmeister in Stefan Raabs Einer-Wok. Im Vierer hat er 2012 am mittlerweile heimischen Königssee den Titel schon gewonnen. Wenn's einmal läuft, läuft's eben.

- Zwei wie Vonn und Schwefel

Manchmal muss man auch mit weniger zufrieden. Außerdem gibt es auch wichtigeres als den Sport. Vielleicht sind das genau die Gedanken von Maria Höfl-Riesch nach einer Saison, die sie wohl sehr schnell versuchen wird, abzuhaken.

Das Kuriose dabei: Die 27-Jährige stand dreimal ganz oben auf dem Podest. Klingt eigentlich gar nicht so schlecht, oder? Wer jedoch als Gesamtweltcupsiegerin in den Winter geht, erwartet sicherlich mehr. Der Tiefpunkt waren die vier Ausfälle im Riesenslalom gegen Ende der Saison.

Gegen die Vonnatorin war jedoch auch kein Kraut gewachsen. Sweet Lindsey knackte in einer echten Rekordsaison sogar fast die 2000-Punkte-Marke. Am Ende standen sie übrigens vertraut wie eh und je nebeneinander. Lindsey und Maria, Zwei wie Pech und Schwefel. Zumindest so lange die "Richtige" gewinnt...

+ Vicky Victorious

Während sich Maria-Höfl-Riesch in dieser Saison also wieder mehr um die deutsch-amerikanische Freundschaft bemühte, sorgte Viktoria Rebensburg für die Glanzlichter.

Fünf Saisonsiege, unter anderem ihren ersten im Super G, und die Titelverteidigung der kleinen Kristallkugel im Riesenslalom-Weltcup sprechen eine deutliche Sprache. Rebensburg hat in dieser Saison noch mal einen weiteren Schritt nach vorne gemacht.

Damit stehen die Zeichen nicht so schlecht, dass die Deutsche ihrem Namen alle Ehre macht und einer gewissen Amerikanerin die Hörner aufsetzt.

Biathlon: Endstand im Gesamtweltcup der Damen 2011/2012

Artikel und Videos zum Thema