Magdalena Neuner tritt 2012 zurück!

SID
Magdalena Neuner feierte in Östersund ihren 25. Weltcupsieg
© Getty

Biathletin Magdalena Neuner beendet nach diesem Winter ihre erfolgreiche Karriere. Was schon seit Wochen spekuliert worden war, bestätigte Neuner am Dienstag auf ihrer Homepage: Die 24-Jährige wird bei der Heim-WM in Ruhpolding (29. Februar bis 11. März) noch an den Start gehen, anschließend jedoch vom Leistungssport zurücktreten.

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Schock für die deutschen Skijäger und ihre Fans: "Ich werde meine Karriere als Biathletin nach diesem Winter beenden", verkündete Magdalena Neuner auf ihrer Homepage und zieht damit einen unverhofft frühen Schlussstrich unter ihre einmalige Karriere.

Die zweimalige Olympiasiegerin und mit zehn Titeln Rekordweltmeisterin wird nach der Heim-WM in Ruhpolding Anfang März als dann 25-Jährige die Showbühne des Wintersports verlassen.

"Ich habe einfach das Gefühl, dass die Zeit reif ist für eine Veränderung und mich nach dem Sport etwas Neues, ganz Tolles erwartet", teilte Magdalena Neuner mit und wandte sich auch direkt an ihre große Fangemeinde: "Für einige von Euch ist das jetzt sicherlich sehr überraschend und unangenehm. Lange Zeit habe ich mit mir gehadert, mir Gedanken gemacht, die Situation aus mehreren Blickwinkeln betrachtet und habe dabei natürlich auch an Euch gedacht. Ich habe es mir mit Sicherheit nicht leicht gemacht".

Rücktritt deutete sich an

Der Rücktritt der Wallgauerin am Beginn der vermeintlich besten Biathlon-Jahre hatte sich allerdings angedeutet. Bereits nach ihren beiden Olympischen Goldmedaillen in Vancouver 2010 beklagte sie Motivationsprobleme und äußerte, dass ein schneller Rücktritt möglich sei, weil es für sie wichtigere Dinge als Biathlon gäbe.

Bis dahin hatte die schon im Alter von 14 Jahren als "Jahrhunderttalent" Gefeierte eine einmalige Blitzkarriere hingelegt.

Erster Weltcup-Sieg im Januar 2007 beim Heim-Weltcup in Oberhof, einen Monat später Dreifach-Weltmeisterin in Antholz, deutsche Sportlerin des Jahres 2007, in den vier Jahren danach weitere sieben WM-Titel und zweimal (2008 sowie 2010) der Gewinn des Gesamtweltcups. Innerhalb von vier Jahren avancierte Magdalena Neuner zum Weltstar des Wintersports zur Werbe-Millionärin und zur Ikone der Skijägerzunft.

Schwerer sportlicher Verlust vor Sotschi 2014

"Wir verlieren eine Athletin, die nicht zu ersetzen ist. Das ist natürlich ein schwerer Schlag für uns, aber wir müssen das akzeptieren. Magdalena hat alles erreicht und nun andere Ziele", sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig. "Für unsere Mannschaft gibt es keinen Ersatz. Wir müssen nun versuchen vor den Olympischen Spielen in Sotschi Athletinnen zu entwickeln, die dort konkurrenzfähig sind, aber zu ersetzen ist Magdalena nicht."

Für die seit vielen Jahren das Weltniveau dominierenden deutschen Biathletinnen war Magdalena Neuner nach den vorherigen Rücktritten von Uschi Disl, Martina Glagow-Beck, Kati Wilhelm und Simone Denkinger-Hauswald neben der fast 34 Jahre alten Andrea Henkel die einzig verbliebene Führungsfigur.

"Natürlich bedauern wir, dass sie nur noch dieses eine Jahr aktiv sein wird. Lena hat so viel für ihre Sportart und den Deutschen Skiverband geleistet, dass es für uns selbstverständlich ist, sie auch bei ihrer weiteren Lebensplanung bestmöglich zu unterstützen", sagte der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), Alfons Hörmann.

Neuner strebt Trainerlizenz an

"Magdalena Neuner hat in ihrer Karriere Überragendes geleistet. Ich ziehe den Hut davor, wie sie es immer wieder schaffte, bei Großereignissen auf den Punkt fit zu sein. Sie ist eine Sympathieträgerin und ein großes Vorbild im deutschen Sport", sagte Thomas Bach.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und langjährige Biathlon-Fan ergänzte: "Ich hoffe, ihr gelingt bei der WM in Ruhpolding ein goldenes Finale. Wir würden uns freuen, wenn Magdalena Neuner nach ihrer Karriere im Deutschen Ski-Verband (DSV) aber auch im deutschen Sport insgesamt noch eine Rolle spielt. Hier sind die Türen im DOSB ebenso weit offen wie im DSV."

Auch Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hält ihr wie vor langer Zeit versprochen das Törchen offen: "Ich wünsche ihr alles Gute. Alles, was wir zu besprechen haben, werden wir mit ihr zusammen machen."

Franziska Hildebrand war beim Saisonauftakt im schwedischen Östersund ganz nah dran an Neuner, sie teilte sich dort mit ihr ein Zimmer. "Hut ab, das ist eine sehr mutige Entscheidung. Ich finde es sehr schade, da mit ihr eine tolle Athletin und eine echte Bereicherung des deutschen Teams aufhört", sagte Hildebrand: "Aber sie hat alles erreicht und kann sich jetzt neuen Aufgaben stellen."

"Thema Familienplanung spielt eine Rolle"

Genau das ist der Plan von Neuner. Sie sehnt sich "nach Normalität, nach ein wenig mehr Ruhe und danach, einfach mal die Dinge machen zu können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen konnte". Zusammen mit ihrem Freund Sepp Holzer will sie im heimischen Wallgau einen neuen Lebensabschnitt beginnen, zu dem natürlich auch Kinder gehören sollen: "Irgendwann spielt auch das Thema Familienplanung für mich eine Rolle, das können bestimmt gerade die Frauen unter Euch gut nachvollziehen."

Die dreimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm, Ende November im Alter von 35 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden, zeigte Verständnis für Neuners Entscheidung: "Eine Heim-WM ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Magdalena ist keine, die auf Superlative aus ist. Sie weiß, dass sie das, was sie wollte, geschafft hat", sagte Wilhelm dem Nachrichtenportal "news.de".

Am Mittwoch will sich Magdalena Neuner in Leogang im Vorfeld des am Freitag in Hochfilzen/Österreich beginnenden zweiten Saisonweltcups in der Öffentlichkeit zu ihren Zukunftsplänen äußern. Zunächst kündigte sie an, sich ins Privatleben zurückziehen zu wollen, aber auch eine Trainerlizenz anzustreben.

Nach dem erfolgreichsten Saisonstart ihrer Karriere (ein Sieg und zwei dritte Plätze beim Weltcup-Auftakt in Östersund) will sie das Gelbe Trikot der Weltcup-Spitzenreiterin möglichst bis zum Saisonende verteidigen. "Der Gesamtweltcup ist definitiv ein Thema für mich in diesem Winter", sagte Neuner. "Und bei der Heim-WM in Ruhpolding ganz oben auf dem Siegerpodest stehen und die deutsche Hymne hören - das wäre das Größte".

Biathlon: Der Weltcup-Kalender 2011/2012

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