Geblieben ist nur Martin Schmitt

Von Daniel Börlein
Martin Schmitt
© Getty

München - Es gibt Sportarten, die funktionieren bei der breiten Masse nur, wenn echte Typen mitwirken. Herausragende Athleten, die auch abseits der Wettkämpfe etwas hermachen. Helden eben.

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Im Tennis war das beispielsweise so, mit Boris Becker und Steffi Graf. Auch der Radsport interessierte die Menschen erst, als plötzlich der junge Jan Ullrich schneller in die Pedale trat, als alle anderen.

Im Skispringen war dieses Phänomen ebenfalls zu beobachten. Zunächst begeisterte ein junger Schwarzwälder namens Martin Schmitt die Massen, kurz darauf setzte Sven Hannawald noch mal einen drauf. Skispringen war plötzlich Volkssport. 15 Millionen Zuschauer lockten die deutschen Adler zur Hoch-Zeit mit Hilfe von "RTL" vor die Bildschirme.

"Er ist nicht mehr Weltklasse"

Von den 15 Millionen sind nicht mehr viel da, "RTL" und Hannawald sind auch weg. Geblieben ist nur: Martin Schmitt. Aus dem jungen Schwarzwälder von damals ist mittlerweile der Routinier des deutschen Teams geworden. Die Massen begeistert Schmitt allerdings nicht mehr.

"Er ist nicht mehr Weltklasse", war zuletzt sogar aus der DSV-Verbandsspitze zu vernehmen. Schon lange nicht mehr, ist man geneigt hinzuzufügen. Der letzte der 28 Weltcuperfolge des 29-Jährigen datiert vom 1. März 2002.

Seither kämpft Schmitt um die Rückkehr in die Weltspitze. "Jetzt habe ich ein gutes Gefühl", sagt er dann vor jeder Saison, oder: "Mein Leistungsvermögen wird von Sprung zu Sprung besser." Ergebnisse lässt Schmitt seinen Ankündigungen aber nur sehr selten folgen.

Sieg im Continental-Cup

Hinwerfen will der viermalige Weltmeister allerdings nicht. "Ich habe ihn auch schon gefragt, warum er weiter springt. Er braucht sich schließlich nichts mehr zu beweisen", sagte DSV-Sportdirektor Rudi Tusch jüngst in "Bild". "Seine Antwort ist immer die gleiche: 'Ich habe Freude am Springen.'"

Grund zur Freude hatte Schmitt vergangene Woche, als er immerhin das Continental-Cup-Springen in Garmisch gewann. "Da hat er mal wieder übers ganze Gesicht gestrahlt", verriet sein Heimtrainer Stefan Horngacher, der von einer Rückkehr seines Schützlings nach ganz vorne überzeugt ist: "Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass er wieder an die Weltspitze kommen könnte, würde ich ihn nicht trainieren."

"Drei gute Jahre reichen"

Mit 29 Jahren gehört Schmitt mittlerweile allerdings schon zum alten Eisen im Skisprungzirkus. In diesem Alter nochmals durchzustarten ist bislang kaum einem Springer gelungen.

"Wenn ich wie Schmitt zwei Mal den Gesamtweltcup gewinne und vier Mal Weltmeister werde, kann ich auch zufrieden sein. Dann reichen mir drei gute Jahre", sagte der bisherige Überflieger der Saison, Thomas Morgenstern, in der "SZ".

Schmitt reicht das offenbar nicht, er will zurück. "So ein Kämpferherz findet man nicht immer", sagt ÖSV-Youngster Gregor Schlierenzauer. "Da ist er auf jeden Fall ein Vorbild." Immerhin.