UFC

"Ich verfolge einen Traum"

Von Interview: Philipp Zotter/Philipp Ertl
Krach im Octagon: Sobotta (l.) , hier im Mai 2014 in Berlin gegen Pawel Pawlak
© imago

Am Samstag den 14. November 2015 steigt im australischen Melbourne eines der größten Events in der Geschichte der UFC. Bis zu 70.000 Besucher werden im Etihad Stadium erwartet, erstmals in der UFC-Geschichte führen zwei Titelkämpfe der Frauen ein Event an. Alle Augen sind auf Ronda Rousey gerichtet. Doch auch Peter Sobotta (28) versucht in Melbourne seine Serie von sieben Siegen in Folge auszubauen. Im Interview verrät er unter anderem, wie er sich auf seinen Kampf (zu sehen mit UFC Fight Pass) vorbereitet und was er von Frauen-MMA hält.

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SPOX: Nach einem ersten, nicht so erfolgreichen Run in der UFC und einer krankheitsbedingten Pause sind Sie mit sieben Siegen in Folge kurz davor bei einem der größten UFC Events der Geschichte anzutreten. Woher kommt die Kraft, sich wieder so aufzurappeln und was geht in Ihrem Kopf so kurz vor dem Kampf vor?

Peter Sobotta: Bei meinem ersten Anlauf in der UFC war ich noch sehr jung und unerfahren. Ich habe eine Chance bekommen und mich der Herausforderung gestellt. Obwohl es drei Niederlagen waren, habe ich unterm Strich gewonnen, denn ich habe sehr viel daraus gelernt. Ich habe noch härter trainiert und bin dadurch physisch und technisch auf einem höheren Level, wie man in den letzten fünf Jahren gut sehen konnte. Ich verfolge voller Leidenschaft einen Traum und bin bereit die besten Kämpfer zu besiegen. Es ist kein Zufall, dass ich auf dieser Card gelandet bin, ich habe mir das verdient. Ich habe wieder die Chance vor einem großen Publikum zu zeigen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin - und das werde ich auch machen.

SPOX: Ihr Gegner ist der 35-jährige Kyle Noke. Nicht nur für die Wettbüros gehen Sie als Favorit in den Kampf, allerdings ist Noke der Lokalfavorit. Wie denken Sie über den australischen MMA-Veteranen?

Sobotta: Es beflügelt mich vor so vielen Leuten zu kämpfen. Klar, mein Gegner ist der Lokalmatador, aber all seine Fans können ihm im Octagon auch nicht helfen. Ich respektiere ihn, weil er auf hohem Niveau kämpft und schon sehr lange im Fightbusiness ist. Kyle Noke ist ein guter Allrounder, bietet aber nichts was mir schlaflose Nächte bescheren könnte. Seine größte Schwäche ist, dass er keine Stärken hat. Mein Groundgame und mein Standup ist einfach besser und darum gehe ich zurecht als Favorit in diesen Kampf.

Sobotta vs. Noke - hier geht es zum ultimativen Vergleich

SPOX: Wie läuft die Vorbereitung?

Sobotta: Seit über einer Woche bin ich hier in Australien, um mich zu akklimatisieren. Ich bin in Topform und da ich eigentlich das ganze Jahr trainiere, passt das Gewicht auch. Im Trainingscamp, also in den letzten acht Wochen vor dem Kampf, liegt der Fokus dann gänzlich auf meinem Gegner. Mein Team und ich sichten Videomaterial des Gegners, um Schwächen und Stärken zu ermitteln. Wir trainieren dann dementsprechend und schmieden an einem Gameplan für den Fight.

SPOX: Polnische Härte und Deutsche Gründlichkeit, ergibt das die perfekte Kampfmaschine?

Sobotta: Ja, kann man so sagen. (lacht) Ich bin nicht so ein Nationalist, sagen wir es mal so. Für viele Leute ist es wichtig wo man herkommt und welches Land man repräsentiert. Für mich hat das nie eine Rolle gespielt. Ich bin stolz darauf wo ich herkomme und wohin ich es geschafft habe. Ich habe polnische Wurzeln und bin noch sehr verflochten mit diesem Land, lebe aber in Deutschland. Die Debatte ob ich Pole oder Deutscher bin lässt mich kalt. In erster Linie bin ich Mensch.

SPOX: Der Main Event und der Co-Main Event von UFC 193 sind Kämpfe in der Women's Division. Superstar Ronda Rousey und die ungeschlagene Polin Johanna Jedrzejczyk wollen ihre Titel erfolgreich verteidigen. Was halten Sie von Frauen-MMA und kennen Sie Johanna Jedrzejczyk persönlich, da Sie ja beide polnische Wurzeln haben?

Sobotta: Ich kenne Johanna schon lange vor ihrer Zeit in der UFC, von Fight-Events an denen wir am Start waren. Ich würde aber übertreiben, wenn ich sage wir sind dicke Freunde. Wir laufen uns hin und wieder über den Weg und drücken uns die Daumen, weil wir aus demselben Land stammen. Was Frauen in der UFC angeht: Ausnahme-Athletinnen wie Ronda und Johanna sind natürlich spitze, wahrscheinlich sogar besser als die meisten Männer. Aber prinzipiell denke ich, dass das Niveau der Frauen nicht so hoch ist wie das der Männer. Das liegt aber einfach daran, dass der Sport jung ist und es daher noch nicht so viele Frauen gibt, die den Sport ausüben. Ich finde die Entwicklung jedenfalls positiv und es macht Spaß, Frauen wie Ronda zuzusehen.

SPOX: Ein mit Spannung erwarteter Rückkampf zwischen Antonio Silva und Mark Hunt findet bei UFC 193 ebenso statt. Der erste Kampf der beiden ging als einer der besten Schwergewichtskämpfe in die UFC-Geschichte ein. Ihre Meinung zu diesem Aufeinandertreffen?

Sobotta: Ich bin grundsätzlich auch ein Fan von MMA und schaue mir sehr gerne Kämpfe an, aber in erster Linie interessiere ich mich nur für meinen Kampf. Ob ich ihn mir nachher ansehen werde oder direkt an den Strand schwimmen gehe, mein Kampf ist ja schon um zehn Uhr Morgens, werden wir erst sehen. Ich glaube aber nicht, dass der Rückkampf ebenso eine Schlacht wird wie die erste Auseinandersetzung. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch.

SPOX: Sie sind Besitzer des Planet Eater Gyms und organisieren regelmäßig Seminare, unter anderem mit Gast-Trainer wie Ernesto Hoost. Wie war das Training mit ihm?

Sobotta: Sehr lehrreich und inspirierend. Ich habe zwar als Organisator dementsprechend viel zu tun, aber bis auf einmal bei jeder Trainingseinheit mitgemacht und auch privat etwas Zeit mit ihm verbracht. Das Wort "Legende" trifft auf ihn am meisten zu. Er hat eine so hohe Weisheit erreicht, dass man nur mit offenem Mund dasitzen kann wenn er etwas erzählt. Ich bin bestimmt nicht irgendein Fanboy, habe demnächst meinen sechsten Kampf in der UFC, mit den besten der Welt trainiert und sie kennengelernt. Aber Ernesto Hoost ist wirklich ein ganz besonderer Kämpfer, ein guter Trainer und eine inspirierende Persönlichkeit. Es war absolut positiv.

SPOX: Warum kämpft Sobotta?

Sobotta: Anfangs wollte ich mir einfach beweisen, dass ich das Zeug dazu habe mich in den Ring zu stellen, um gegen andere Kämpfer anzutreten. Mit der Zeit hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wurde immer besser. Ich bin ein klassischer Martial Artist, der immer an sich arbeitet, immer versucht besser zu werden. Sei es körperlich, technisch oder mental, ich will immer die beste Version aus mir herausholen. Und das ist der Reiz. Ich will sehen, wie weit ich gehen kann, wie weit ich es nach oben schaffen kann. Ich bin jetzt 28 Jahre alt, natürlich spielt mittlerweile der finanzielle Aspekt auch eine Rolle. Alls ich mit 16 oder 17 meine ersten Fights hatte, war Geld immer zweitrangig. Das soll auch so sein, aber wenn man versucht Karriere zu machen und richtig gut sein will in diesem Sport, dann muss man sich auch zu hundert Prozent darauf konzentrieren können. So eine Wettkampfvorbereitung kostet mehr Geld als sich die meisten vorstellen. Wenn man auf hohem Niveau trainieren möchte, muss man dementsprechend verdienen.

SPOX: Zum Abschluss noch ein Frage: Was wird nach dem Einwiegen bzw. nach dem Kampf serviert?

Sobotta: Also nach dem Einwiegen kann man ja nicht gleich volle Kanne mit Fastfood loslegen, sondern man muss sich regenerieren und vernünftig Nahrung zu sich nehmen. Am Abend vielleicht ein Stück Schokolade. Nach dem Kampf gibt es auf jeden Fall etwas sehr ungesundes, etwas auf das ich die ganze Zeit habe verzichten müssen. Burger, Hot Dog, was weiß ich. Eigentlich fällt es mir schwer darüber zu reden, da ich mitten im Weight Cut stecke.

SPOX: Sorry!

Sobotta: (lacht) Kein Problem!

SPOX: Alles Gute für den Kampf am Samstag!

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