UFC

"Stagnation ist keine Option"

Alexander Gustafsson (l.) will sich einen weiteren Titelkampf erarbeiten
© imago

Heute ist er ein Vorbild, doch Alexander Gustafsson hat einen weiten Weg hinter sich - vom Gefängnis bis unter die besten Kämpfer der UFC. Der Schwede spricht im Interview über einen geplatzten Traum, Champion Jon Jones und das Heimspiel gegen Anthony Johnson.

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SPOX: Herr Gustafsson, Ihr Kampf gegen Jon Jones im vergangenen Jahr sorgte für einen bleibenden Eindruck - trotz der knappen Niederlage. Warum ist Jones eigentlich so stark?

Alexander Gustafsson: Es war in der Tat sehr eng. Jones ist ein großartiger Athlet und sehr unberechenbar. Er ist ein äußerst kompletter Kämpfer, der immer etwas verbessern möchte. Außerdem versteht er es einfach, die richtige Mischung zu finden. Stagnation ist für uns beide keine Option. Deshalb erreicht er Jahr für Jahr einen neuen Höhepunkt in seiner Entwicklung.

SPOX: Warum wäre das Resultat bei einem Rückkampf dennoch ein anderes?

Gustafsson: Ich war bereits sehr nah dran, das Ergebnis deshalb ein bisschen enttäuschend für mich. Ich habe mich allerdings weiterentwickelt, noch mal deutlich zugelegt. Ich bin einfach weiter als noch vor einem Jahr und glaube daran, dass ich ihn schlagen kann. Das würde ich gerne unter Beweis stellen.

SPOX: Nicht zuletzt aufgrund des Zuspruchs der UFC-Fans hätte es bereits dazu kommen können, ein Rückkampf schien reine Formsache. Eine Knieverletzung verhinderte den geplanten Fight jedoch. Sie mussten Ihren Platz für Daniel Cormier räumen. Ein schwerer Schlag?

Gustafsson: Es war zunächst wirklich hart für mich. Ich bin ein Kämpfer, will immer auf dem höchsten Level antreten und hatte mir diese Chance an jenem Abend in Las Vegas verdient. Nach einer Weile habe ich mich jedoch damit abgefunden.

SPOX: Einfach so?

Gustafsson: Ja, aber jetzt muss man natürlich weitersehen. Ich will den Titel und werde alles dafür tun. Für mich steht jedoch erst mal der nächste Kampf im Vordergrund - vor allem jetzt, wo ich in meiner Heimat antreten kann.

SPOX: Sie sprechen den Kampf gegen Anthony Johnson, der mit dominanten Siegen gegen Phil Davis und Antonio Nogueira im Rücken in das Duell geht, an. Wäre ein Sieg nicht auch ein entsprechendes Statement in Richtung Jones?

Gustafsson: Ich hoffe, dass ich mit einem dominanten Sieg gegen Johnson wieder näher an meinen Traum herankomme. Dennoch nehme ich die Herausforderung sehr ernst, schaue nur von einem Fight zum nächsten. Alles andere würde auch keinen Sinn ergeben.

SPOX: Der Kampf findet in der schwedischen Tele2 Arena vor rund 30.000 Zuschauern statt. Wie gehen Sie mit dem Druck um?

Gustafsson: Wirklichen Druck verspüre ich eigentlich gar nicht, vielmehr überwiegt die Vorfreude. Die Chance in meiner Heimat vor einer solchen Masse an Fans antreten zu können, macht mich stolz und motiviert mich eher zusätzlich. Es ist also eher ein positiver Druck, der mich noch besser werden lässt.

SPOX: Sie genießen in Ihrer Heimat großes Ansehen, werden oftmals mit dem früheren Boxweltmeister Ingemar Johansson verglichen.

Gustafsson: Das ist etwas, das für mich eine sehr große Bedeutung hat und mich mit Stolz erfüllt. Allerdings werde ich mir darauf nichts einbilden, ich gehe meinen eigenen Weg.

SPOX: Der verlief jedoch alles andere als gradlinig. Im Alter von 15 gab es die ersten Probleme mit dem Gesetz, drei Jahre später wurden Sie gar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Gustafsson: Es war eine lange Reise bis zu dem Punkt, an dem ich heute bin. Ich lebe meinen Traum und habe mich auf menschlicher Ebene weiterentwickelt. Die Vergangenheit wird immer ein Teil von mir sein, allerdings ist es ein abgeschlossenes Kapitel meines Lebens.

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SPOX: Welche Rolle hat Ihre Familie dabei gespielt?

Gustafsson: Sie hat mir unheimlich geholfen. Die Unterstützung, die ich auch während einer Phase meines Lebens, die nicht die einfachste war, erfahren habe, war für mich sehr wichtig. Zusammen mit meinem Glauben und dem MMA-Sport bin ich zu dem Mensch geworden, der ich heute bin. Dafür bin ich sehr dankbar.

SPOX: Heute sind Sie ein Vorbild für viele Jugendliche. Wie hat Ihnen neben der Familie auch der Sport geholfen?

Gustafsson: Der Sport war die Grundlage, er hat mich in vielerlei Hinsicht weitergebracht. Ich habe durch das Training eine völlig neue Sicht kennengelernt, habe meinen Fokus geändert und bin gereift. Heute konzentriere ich mich voll und ganz auf den MMA-Sport. Wäre dies nicht der Fall, hätte ich es wohl niemals auf solch ein Niveau geschafft. (lacht)

SPOX: Früher haben Sie auch geboxt. Was hat den Ausschlag für den MMA-Sport gegeben?

Gustafsson: Es ist ein ganz anderer Sport. Man hat einfach viel mehr Möglichkeiten, muss im Gegenzug allerdings auch die unterschiedlichsten Kampfsportarten beherrschen. Der Anspruch ist einfach enorm hoch. Es gibt immer etwas zu erlenen oder zu verbessern.

SPOX: Gibt es ein Limit?

Gustafsson: Ich habe nicht das Gefühl, dass jemand bisher auch nur in der Nähe des Maximums angekommen ist - wenn dies überhaupt möglich ist. Jeder Tag, jedes Training ist anders als das vorherige. Es gibt immer etwas zu tun.

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