UFC

Die Heimkehr des Outlaws

Von Oliver Copp
Dan Hardy (l.) trifft in Nottingham auf Amir Sadollah
© ufc

Am Samstag wird die UFC zum ersten Mal überhaupt im englischen Nottingham gastieren, wenn dort UFC on Fuel 5 - Struve vs. Miocic stattfindet. Doch nicht nur der Hauptkampf begeistert die lokalen Fans, sondern auch die Heimkehr ihres Lokalmatadors, Dan "The Outlaw" Hardy.

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Dan Hardy aus Nottingham war im Jahr 2009 der erste Engländer, der je um einen Titel der UFC kämpfen durfte. Zwar unterlag er dem Weltergewichtsmeister Georges St. Pierre aus Kanada klar nach Punkten, aber seine mentale Stärke begeisterte damals die Fans weltweit.

In der Folgezeit hatte Hardy mit einem Karrieretief zu kämpfen, wurde aber gleichzeitig von Kampf zu Kampf populärer. Als er nach vier Niederlagen in Folge am 26. Mai in Las Vegas Duane Ludwig in der ersten Runde k.o. schlug und so seinen Fortbestand in der Königklasse des Mixed Martial Arts-Sports sicherte, flog förmlich das Dach von der Halle. Der martialisch aussehende, gleichzeitig aber extrem gebildete und höfliche Punkfan ist inzwischen einer der beliebten Kämpfer der UFC.

Wenn Hardy am Samstag nach mehr als viereinhalb Jahren Abwesenheit zum ersten Mal vor heimischem Publikum ins Octagon steigen wird, werden seinem Gegner, Amir Sadollah, nur wenige Sympathien zufliegen.

Sieger der 7. TUF-Staffel

Der sympathische Amerikaner mit persischen Wurzeln gewann im Jahr 2008 die siebte Staffel der UFC-Realityshow The Ultimate Fighter, blickt insgesamt aber auf einen ebenso durchwachsenen Kampfrekord zurück. Alle seine Kämpfe in der UFC folgen bislang dem Muster Sieg-Niederlage-Sieg. Nach dem Gesetz der Serie wäre nun also wieder ein Sieg dran, nachdem das letzte Tripel durch seinen geteilten Punktsieg gegen Jorge Lopez beendet wurde.

Amir Sadollah ist zudem stilistisch alles andere als ein leichter Gegner für Dan Hardy. Die größte Schwachstelle des Engländers war schon immer die Defensive gegen Takedowns, und Sadollah verfügt über ausgezeichnete ringerische Fähigkeiten. Er ist außerdem extrem zäh und auch am Boden gefährlich.

Hardy muss einen Weg finden, den Kampf um jeden Preis auf den Beinen zu halten - er wird sonst verlieren. Gleichzeitig wird ihm Sadollah nicht den Gefallen tun, den ihm zuletzt Duane "Bang" Ludwig getan hatte: einfach vor Hardy stehen zu bleiben. Sadollah könnte sich am morgigen Abend so zum "Spoiler" entwickeln.

Struves Schwachstelle: Das Kinn

Der tatsächliche Hauptkampf im Schwergewicht zwischen dem Niederländer Stefan Struve und dem kroatischstämmigen Amerikaner Stipe Miocic hat das Potential, schnell und böse zu enden. Der 2,10 Meter große Struve ist eines der talentiertesten Schwergewichte der Liga und mit nur 24 Jahren noch dazu jemand, der noch viel Zeit hat, sich zu entwickeln.

Seine einzige große Schwachstelle bislang ist sein Kinn. Er nutzt seine überlegene Reichweite nicht immer erfolgreich, um den Gegner auf Distanz zu halten. Kommt dann einer an ihn heran, kassiert er gern einen Schlag gegens Kinn und fällt in sich zusammen - so geschehen in seinen Fights gegen Junior Dos Santos, Roy Nelson und Travis Browne.

Gleichzeitig blickt Struve nun auf eine Serie von drei Siegen zurück und hat fünf seiner letzten sechs Kämpfe gewonnen. Seine Aufgabegriffe waren schon immer gefährlich, und gegen Lavar Johnson bewies der Holländer zuletzt, dass er im Grappling auch mit langen Gegnern zurechtkommt.

Fäuste aus Granit

Stipe Miocic ist allerdings auch nicht irgendein Gegner. Er ist ein früherer Golden-Gloves-Boxer, hat Fäuste aus Granit und ist unbesiegt. Sucht man mit der Lupe nach einem Fehler, würde man sagen, dass er weniger mit dem Kinn blocken sollte.

Dieses Argument hätte allerdings mehr Gewicht, wenn er schon einmal ausgeknockt oder wenigstens angeklingelt worden wäre. So ist es nett gemeinter Hinweis, der aber bislang in der Praxis keine Relevanz hatte.

Miocic ist in den Wettbüros von Las Vegas mit fast 3:1 der klare Favorit in diesem Kampf. Die Kombination aus "gefährlicher Striker" und "Gegner mit gelegentlich suspektem Kinn" wiegt scheinbar schwerer als Struves ausgezeichnetes Grappling. Vermutlich werden die Buchmacher Recht behalten, aber es wäre ein Fehler, den Holländer von vornherein auszuzählen.

Außerdem in Nottingham:

  • Brad Pickett will zu Hause in England mit einem Sieg gegen den technisch starken Kanadier Yves Jabouin Titelambitionen anmelden.
  • Paul Sass, der Meister des Triangle Chokes, will auch gegen Wiman wieder beweisen, dass er jeden beliebigen Gegner zur Aufgabe zwingen kann. Dreimal hat es in der UFC schon funktioniert und zwölfmal in seinen dreizehn Kämpfen.
  • Andy Ogle aus der letzten Staffel von The Ultimate Fighter bekommt es mit dem "Badboy aus Schweden", Akira Corassani zu tun.
  • Mit Tom "Kong" Watson debütiert eines der talentiertesten britischen Mittelgewichte endlich in der UFC. Das Affenkostüm ist eingepackt, sein Gegner Brad Tavares aber keinesfalls eingeschüchtert.
  • Gunnar Nelson aus Island wird seinen ersten Kampf in der UFC bestreiten. Das unbesiegte Weltergewicht hätte eigentlich auf den Freiburger Pascal Krauss treffen sollen, dieser wurde allerdings aus Verletzungsgründen durch DaMarques Johnson ersetzt - eine deutlich einfachere Aufgabe für den Debütanten.

UFC on Fuel 5: Struve vs. Miocic wird am Samstag ab 22 Uhr live aus Nottingham auf SPOX.com und UFC.tv übertragen. Los geht es um 19:30 Uhr mit einem Vorkampf auf facebook.com/UFC, und um 20 Uhr startet der Rest der Vorkämpfe auf SPOX.com und UFC.tv.

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