Auf der Jagd nach seinem ersten Grand-Slam-Titel muss sich der Hamburger aber deutlich steigern, am Donnerstag wackelte er bedenklich. "Um ehrlich zu sein, er hätte den Sieg heute mehr verdient gehabt, aber so ist Tennis manchmal", sagte Zverev im On-Court-Interview: "Ich dachte, es gibt heute um 23 Uhr einen Heimflug für mich."
Auch Jan-Lennard Struff musste über fünf Sätze gehen, den Warsteiner ereilte aber dramatisch das Aus. Struff verlor ein packendes Match gegen den Serben Miomir Kecmanovic mit 4:6, 6:1, 6:7 (5:7), 6:1, 6:7 (9:11) und verpasste den erstmaligen Einzug in die dritte Runde von Melbourne trotz eigener Matchbälle.
Die Nummer 25 der Welt war ambitioniert ins erste Major-Turnier des Jahres gegangen, am Donnerstag nutzte der in der Weltrangliste um 35 Plätze schlechter notierte Serbe aber seinen vierten Matchball zum Sieg. Bereits in Runde eins hatte sich Struff einen packenden Fünfsatz-Krimi mit dem Lokalmatadoren Rinky Hijikata geliefert.
Zverev hatte zum Auftakt in vier Sätzen gegen Landsmann Dominik Koepfer reichlich Mühe, am Donnerstag fand er gegen den furios aufspielenden 163. der Weltrangliste kaum zu seinem Spiel, auch eine 1:0-Satzführung brachte ihm kein Selbstvertrauen.
Von seiner starken Form zum Jahresstart war am Donnerstag nichts zu sehen. Im Tiebreak des vierten Satzes behielt er mit starken Nerven die Oberhand und drehte dann im fünften Durchgang entscheidend auf.
Unter dem geschlossenen Dach der John Cain Arena nutzte er im dramatischen finalen Tiebreak seinen ersten Matchball. In der dritten Runde trifft Zverev auf den US-Amerikaner Alex Michelsen (19).
Zverev hatte das Jahr mit dem Triumph beim United Cup stark gestartet, am Yarra River sucht er aber noch seinen Rhythmus. Als Nummer sechs der Welt zählt der Hamburger beim ersten Major-Turnier des Jahres zum Favoritenkreis. Sein bestes Ergebnis in Melbourne ist der Halbfinaleinzug 2020.
Holger Rune scheitert - Becker leidet am TV mit
Holger Rune wehrte sich nach Kräften, das dänische Toptalent kämpfte um jeden Punkt - und Trainer Boris Becker litt als TV-Kommentator mit. Der 20 Jahre alte Weltranglistenachte ist überraschend in der zweiten Runde der Australian Open gescheitert. Becker begleitete die 6:7 (4:7), 4:6, 6:4, 3:6-Niederlage gegen den ein Jahr älteren Franzosen Arthur Cazaux für Eurosport.
"Cazaux war heute einen Ticken besser", sagte Becker, als die Niederlage nach 3:22 Spielzeit für Rune feststand: "Ich bin aber auch von Holger Rune nicht enttäuscht. Er hat alles versucht, alles gemacht."
Vor dem Turnier hatte Rune für sich selbstbewusst das Ziel ausgegeben, seinen ersten Grand-Slam-Titel in diesem Jahr gewinnen zu wollen. "Ich habe das Gefühl, dass ich bereit bin", sagte er: "Wenn ich nicht glauben würde, dass ich bereit dafür bin, dann wird es sicher nicht passieren."
In Abwesenheit von Becker wurde Rune in Australian vor allem von Severin Lüthi betreut, der einst Roger Federer trainierte. Becker bezeichnete es im Vorfeld des Turniers als "echten Team-Einsatz, so einen Weltklassespieler wie Holger zu betreuen". Er selbst kommuniziere jeden Tag mit Rune, der die Erfahrung des sechsmaligen Grand-Slam-Siegers schätzt. In Melbourne reichte es zur großen Enttäuschung von Rune aber nicht für ein Topresultat.
Melbourne: Medvedev zittert sich in nächste Runde
Mitfavorit Daniil Medvedev hat bei den Australian Open spät in der Nacht einen umkämpften Sieg gefeiert. Gegen den ungesetzten Finnen Emil Ruusuvuori nutzte der Russe um 3.40 Uhr Ortszeit seinen ersten Matchball zum 3:6, 6:7 (1:7), 6:4, 7:6 (7:1), 6:0.
4:21 Stunden dauerte das Zweitrunden-Match, in dem der Weltranglistendritte einen 0:2-Satzrückstand drehte und so zum fünften Mal nacheinander in Melbourne in die dritte Runde einzog. Dort wartet nun der Kanadier Felix Auger-Aliassime.
Australian Open: Mitfavorit Alcaraz eine Runde weiter
Zuvor hatte auch Titelkandidat Carlos Alcaraz mit einiger Mühe die dritte Runde erreicht. Der 20 Jahre alte Wimbledonsieger setzte sich am Donnerstag mit 6:4, 6:7 (3:7), 6:3, 7:6 (7:3) gegen den Italiener Lorenzo Sonego durch. Alcaraz steht damit zum zweiten Mal in Runde drei.
"Ich bin sehr glücklich mit meiner Leistung. Das Match war ein bisschen tricky mit der Sonne und dem Wind", sagte Alcaraz nach seinem 200. Match auf der Tour: "Wir haben beide alles auf dem Platz gelassen. Ein großartiges Match."
Im vergangenen Jahr hatte Alcaraz das Turnier in Down Under verletzungsbedingt verpasst. Jetzt zählt er neben Grand-Slam-Rekordsieger Novak Djokovic (Serbien) zu den heißesten Titelanwärtern. Nächster Gegner des Profis aus Murcia ist der Chinese Shang Juncheng.
Australian Open: Maria verpasst dritte Runde deutlich - Swiatek kämpft sich weiter
Tatjana Maria ist als letzte deutsche Tennisspielerin bei den Australian Open ausgeschieden. Die 36-Jährige unterlag in ihrem Zweitrundenmatch in Melbourne der an Position 26 gesetzten Italienerin Jasmine Paolini mit 2:6, 3:6 und muss in Melbourne weiter auf den ersten Drittrundeneinzug ihrer Karriere warten.
"Es war ein komisches Spiel, es war sehr windig. Ich bin enttäuscht von meiner Leistung", sagte Maria. Die zweifache Mutter aus Bad Saulgau hatte sich in ihrer Auftaktbegegnung in drei Sätzen gegen die Kolumbianerin Camila Osorio durchgesetzt, am Donnerstag aber war sie über weite Strecken chancenlos. Paolini nutzte nach 70 Minuten Spielzeit ihren zweiten Matchball und zog erstmals in die dritte Runde eines Grand Slams ein.
Am Vortag waren bereits Tamara Korpatsch (Hamburg) und Laura Siegemund (Metzingen) in der zweiten Runden ausgeschieden, für die junge Ella Seidel (Hamburg) und Rückkehrerin Angelique Kerber (Kiel) war schon nach einem Spiel Schluss.
Die Weltranglistenerste Iga Swiatek ist nur mit Mühe in die dritte Runde eingezogen. Die 22 Jahre alte Polin siegte gegen die US-Amerikanerin Danielle Collins am Donnerstag unter dem geschlossen Dach der Rod Laver Arena mit 6:4, 3:6, 6:4. Nach fast drei Stunden Spielzeit nutzte sie ihren dritten Matchball zum Sieg. Am Yarra River ist der Halbfinaleinzug 2022 ihr bisher bestes Ergebnis.
Collins hatte die viermalige Grand-Slam-Siegerin damals ausgeschaltet und das Finale erreicht. In ihrem Auftaktmacht besiegte die US-Amerikanerin in diesem Jahr die deutsche Rückkehrerin Angelique Kerber in drei Sätzen. In der dritten Runde wartet auf Swiatek die Tschechin Linda Noskova.
Australian, Tag 5: Die Top-Matches des Tages
Frauen
Spielerin 1 | Spielerin 2 | Ergebnis |
Iga Swiatek (POL/1) | Danielle Collins (USA) | 6:4, 3:6, 6:4 |
Tatjana Maria (GER) | Jasmine Paolini (ITA) | 2:6, 3:6 |
Sloane Stephens (USA) | Daria Kasatkina (RUS/14) | 4:6, 6:3, 6:3 |
Clara Burel (FRA) | Jessica Pegula (USA/5) | 6:4, 6:2 |
Emma Raducanu (GBR) | Yafan Wang (CHN) | 4:6, 6:4, 4:6 |
Elina Svitolina (UKR) | Viktoriya Tomova (BGR) | 6:1, 6:3 |
Jeļena Ostapenko (LVA/11) | Ajlia Tomljanovic (AUS) | 6:0, 3:6, 6:4 |
Elena Rybakina (KAZ/3) | Anna Blinkova (RUS) | 4:6, 6:4, 6:7 |
Männer
Spieler 1 | Spieler 2 | Ergebnis |
Alexander Zverev (GER/6) | Lukas Klein (SVK) | 7:6, 3:6, 4:6, 7:6, 7:6 |
Max Purcell (AUS) | Casper Ruud (NOR/11) | 3:6, 7:6, 3:6, 6:3 6:7 |
Tommy Paul (USA/14) | Jack Draper (GBR) | 6:2, 3:6, 6:3, 7:5 |
Miomir Kecmanovic (SRB) | Jan Lennard Struff (GER) | 6:4, 1:6, 7:6, 1:6, 7:6 |
Lorenzo Sonego (ITA) | Carlos Alcaraz (ESP/2) | 4:6, 7:6, 3:6, 6:7 |
Grigor Dimitrov (BLG/13) | Thanasi Kokkinakis (AUS) | 6:3, 6:2, 4:6, 6:4 |
Jakub Mensik (CZE) | Hubert Hurkacz (POL/9) | 7:6, 1:6, 7:5, 1:6, 3:6 |
Holger Rune (DEN/8) | Arthur Cazaux (FRA) | 6:7, 4:6, 6:4, 3:6 |
Emil Ruusuvuori (FIN) | Daniil Medvedev (RUS/3) | 6:3, 7:6, 4:6, 6:7, 0:6 |