Lisicki und kein Ende der Krise

SID
Sabine Lisicki kann sich momentan nicht von ihrer Krise lösen
© getty

Sabine Lisicki gibt derzeit ein Bild des Jammers ab. Vier von fünf Einzeln hat die einstige Hoffnungsträgerin in der neuen Saison verloren. Lisicki wirkt nicht fit - zeigt aber wenig Bereitschaft zum Umdenken.

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Sabine Lisicki ist ein fröhlicher Mensch - mit einem herzerfrischenden Lachen. Es muss also viel passiert sein, wenn sich die Berlinerin in beißenden Sarkasmus flüchtet. Während ihrer denkwürdigen Zweitrunden-Pleite gegen die Serbin Ana Ivanovic (0:6, 3:6) in Dubai war es soweit: Lisicki saß bei einem Seitenwechsel auf der Bank und konnte ob ihrer desolaten Vorstellung nur noch höhnisch lächeln.

Dabei dürfte der 25-Jährigen eigentlich zum Heulen zumute gewesen sein. 13 Doppelfehler in acht Aufschlagspielen, kein einziges Ass, nur 27 Prozent Erfolgsquote bei ihrem zweiten Service. Eine Bilanz des Grauens für die Aufschlag-Weltrekordlerin (211 km/h), deren Dauerkrise immer bedenklichere Formen annimmt.

Von ihren fünf Einzeln 2015 hat die eigentlich hochveranlagte Lisicki vier verloren. Drei davon im dritten Satz. Aus der Hoffnungsträgerin, die einst vom Tennis-Thron träumte, ist ein Sorgenkind geworden. Und etliche Experten lästern längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand über den offenbar unzureichenden Fitnesszustand der Wimbledon-Finalistin von 2013.

Lisicki bestreitet fehlende Fitness

Davon will "Bine", die Nummer 28 der Welt, aber nichts wissen. "Meine Lockerheit auf dem Platz muss einfach zurückkommen", hatte die passionierte Strahlefrau zuletzt nach jeder neuen Enttäuschung fast trotzig gesagt. Und: "Ich muss den Spaß wiederfinden. Die Freude am Tennis muss in den Mittelpunkt rücken."

Das wird aber nicht reichen, um nur ansatzweise wieder in die Nähe der Top Ten zu kommen. Während ihre Fed-Cup-Kolleginnen Andrea Petkovic (Darmstadt/Nr. 10) und Angelique Kerber (Kiel/Nr. 12) in der Off-Season mit eigenem Fitnesscoach trainierten, scheint Lisicki die physische Komponente zu unterschätzen. Dabei ist der Teufelskreis programmiert: Nicht fit, zu spät am Ball, schlechter Schlag, Fehler, Niederlage, kein Selbstvertrauen.

Viele glauben, dass nur ein harter Hund als Trainer Lisicki auf den richtigen Weg führen kann. "Ich denke, sie bräuchte einen Schleifer vom Typ Felix Magath. Einen, der keine Ausreden duldet", hatte unlängst Ex-Profi Nicolas Kiefer in der Sport Bild gesagt. Auch Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner ist der Meinung, "dass Sabine eine harte Führung braucht".

Sieben Trainer in den letzten zwei Jahren

Das Thema Lisicki und ihre Trainer ist allerdings ein diffiziles. Mit insgesamt sieben Coaches hat die Bollettieri-Schülerin in den vergangenen zwei Jahren zusammengearbeitet - darunter mit Martina Hingis und Wim Fissette, der nach der Weltranglistenvierten Simona Halep (Rumänien) nun seit ein paar Tagen die zweimalige Melbourne-Siegerin Wiktoria Asarenka (Weißrussland) coacht.

Derzeit versucht Christopher Kas sein Glück mit Lisicki. "Wir haben uns seit Olympia super verstanden", sagt die Wahl-Amerikanerin mit Wohnsitz Bradenton/Florida. Zusammen hatte das Duo in London 2012 die Bronzemedaille im Mixed nur knapp verpasst. Der frühere Davis-Cup-Spieler Kas gilt allerdings als freundlicher Zeitgenosse - ein Schleifer ist er jedenfalls nicht.

Im Training versucht Kas, seinem Schützling eine größere Schlagsicherheit gepaart mit einem aggressiven Spiel zu vermitteln. Im Wettbewerb konnte Lisicki das noch nicht umsetzen. Schlimmer noch: Auf ihre einstige Stärke, den "Bum-Bum-Bine"-Aufschlag, kann sich die 25-Jährige längst nicht mehr verlassen.

Eigentlich keine guten Voraussetzungen für ein gutes Abschneiden im Lisicki-Paradies Wimbledon. Doch auf dem heiligen Rasen blüht sie alle Jahre wieder regelrecht auf. Dann ist die Fitness-Debatte ganz weit weg - und Lisicki kann endlich wieder herzhaft lachen.

Sabine Lisicki im Steckbrief

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