Haas im Halbfinale - Federer fertigt Zverev ab

Von Stefan Petri / Martin Grabmann
Tommy Haas steht beim Turnier in Halle im Halbfinale
© getty

Tommy Haas ist beim ATP-Turnier in Halle ins Halbfinale eingezogen. Der Titelverteidiger bezwang im Viertelfinale den Franzosen Gael Monfils. Mischa Zverev hatte im Duell mit Roger Federer dagegen nicht den Hauch einer Chance. Die frühere Nummer eins schoss den Qualifikanten in nicht einmal 40 Minuten vom Platz. Auch für Florian Mayer ist trotz ansprechender Leistung Endstation. Philipp Kohlschreiber scheiterte an Mikhail Youzhny.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Tommy Haas (GER/3) - Gael Monfils (FRA) 6:7 (4:7), 6:3, 6:3

Der Traum von der Titelverteidigung lebt weiter. Gegen Gael Monfils tat sich Tommy Haas allerdings lange schwer, bevor er die Begegnung am Ende doch noch relativ souverän für sich entscheiden konnte.

Zu Beginn überzeugten die Spieler nur bei eigenem Aufschlag, keiner der Beiden konnte sich eine Breakchance erspielen. Mit einem Rückhandschlag ins Aus brachte sich Haas im Tiebreak schon beim ersten Ballwechsel in Schwierigkeiten, Monfils gab dieses Minibreak nicht mehr her. Mit guten Aufschlägen und einem Ass zum 7:4 sicherte sich der Franzose den ersten Satz.

Nach 65 Minuten hatte Haas beim Stande von 3:3 im zweiten Satz dann endlich die ersten drei Breakbälle der Begegnung. Monfils konnte die ersten Beiden noch abwehren, bevor der Deutsche den Dritten zum 4:3 verwandelte. Während Monfils das Publikum mit Trickschlägen und lebhaftem Mienenspiel begeisterte, blieb Haas cool und sicherte sich nach eigenem Aufschlag auch das zweite Break des Spiels zum 6:3.

Im dritten Satz wurde Monfils zunächst wieder sicherer und wehrte sich erfolgreich gegen die Breakversuche seines Gegners, doch beim Stand von 2:3 brach Haas mit einem Vorhandschlag erneut den Aufschlag seines Kontrahenten. Im letzten Spiel stemmte sich Monfils noch einmal gegen die Niederlage und wehrte gleich zwei Matchbälle von Haas ab, aber mit einem Slice bei seinem dritten Matchball konnte der Deutsche das Spiel nach 1:53 Minuten schließlich für sich entscheiden.

In der engen Partie profitierte Haas am Ende davon, dass Monfils lange nur bei eigenem Aufschlag stark war. Trotz insgesamt 14 Assen und fünf abgewehrten Breakbällen erspielte sich der Franzose erst im letzten Spiel seine einzige Breakchance, während Haas rund ein Viertel (28%) der ersten Aufschläge und mehr als die Hälfte (52%) der zweiten Aufschläge seines Gegners zu Punkten machen konnte.

Roger Federer (SUI/1) - Mischa Zverev (GER/WC) 6:0, 6:0

Double-Bagel, Brille - egal, wie man es nennt: Am Ende musste Zverev trotz bitterer Pille lachen. Bei strahlendem Sonnenschein bestimmte Federer mit guten Aufschlägen und seiner krachenden Vorhand das Geschehen. Ans Netz ging der fünffache Turniersieger nur selten - weil es einfach nicht nötig war.

Mit großen Hoffnungen war Zverev, dessen jüngerer Bruder Alexander bei den French Open noch das Juniorenfinale erreicht hatte, ins Match gegangen, und zog sein Serve-and-Volley-Spiel konsequent durch. Dabei lief er aber immer wieder ins offene Messer: Federer spielte ihm die Returns ein ums andere Mal vor die Füße und passierte den Deutschen hochkonzentriert und fast fehlerfrei sowohl mit der Vorhand als auch der Rückhand.

Nachdem der erste Satz ganz schnell verloren war, war Zverev zumindest auf Ehrenrettung aus und erspielte sich im zweiten Durchgang auch ein paar Spielbälle, sabotierte sich dann aber auch durch Doppelfehler immer wieder selbst. Nach 33 Minuten stand es 0:4, fünf Minuten später machte der Rekord-Grand-Slam-Sieger mit einem Returnwinner den Sieg perfekt. Für Zverev geht es jetzt zur Wimbledon-Qualifikation, Federer wartet auf seinen Halbfinalgegner.

Richard Gasquet (FRA/2) - Florian Mayer (GER/8) 6:3, 7:6 (7:4)

Mayer verlor das Halbfinale in zwei hart umkämpften Sätzen. Schon das erste Aufschlagspiel von Gasquet entwickelte sich nach 40:15 zu einem Krimi: Mayer zeigte sich von seiner besten Seite, zeigte Passierbälle aus dem Lauf und erspielte sich mehrere Breakchancen, die er aber nicht nutzen konnte. Fast zehn Minuten dauerte es, bis der Franzose per Service-Winner auf 1:0 stellte.

Beide zeigten in der Folge variantenreiches,interessantes Rasentennis mit Winkelspiel und guten Netzangriffen. Wieder einmal war der klassische Mayer zu sehen, mit unorthodoxem Spiel wie dem beidhändigen eingesprungenen Rückhand-Stop.

Beim 4:3 für Gasquet zeigte der dann seine Klasse: Ein starker Rückhand-Passierschlag aus dem Lauf brachte ihm seinen ersten Breakball, den er mit einer weiteren Rückhand-Peitsche - seinem Paradeschlag - nutzte. Kurz darauf hatte er den ersten Satz gewonnen.

Auch der zweite Satz blieb eng, Mayer konnte dieses Mal vorlegen und tat das auch. Beim Stand von 4:3 aus seiner Sicht erkämpfte er sich einen Breakball, das Publikum in Halle feuerte ihn begeistert an. Aber Gasquet wehrte ab, die Entscheidung musste im Tiebreak fallen.

Den Zuschauern wurde jetzt teilweise fantastisches Tennis geboten, Mayer punktete sogar zwischenzeitlich per Bekcker-Hecht gegen einen Rückhand-Passierschlag von Gasquet. Aber am Ende war die Nummer neun der Welt etwas zu stark. Mit 7:4 ging der Tiebreak an ihn, Mayer konnte sich trotzdem mit einer ansprechenden Leistung verabschieden.

Mikhail Youzhny (RUS) - Philipp Kohlschreiber (GER/6) 6:3, 6:2

In der Anfangsphase hatten beide Spieler keine Probleme mit ihren Aufschlagspielen. Beim Stande von 2:3 wurde es für Kohlschreiber dann aber erstmals brenzlig. Youzhny erspielte sich drei Breakbälle. Die dritte Chance nutzte der Russe mit einem Vorhandvolley zum 4:2.

Kohli spielte nicht schlecht, aber Youzhny war einfach besser. Bei eigenem Aufschlag ließ der 30-Jährige im ersten Satz keine einzige Breakchance zu. Er spielte insgesamt nahezu fehlerfrei. Die logische Folge: Nach 36 Minuten holte sich Youzhny den ersten Durchgang.

In den zweiten Satz erwischte Kohlschreiber einen katastrophalen Start. Der Augsburger gab sofort seinen Aufschlag ab. Im zweiten Spiel dann so etwas wie der Knackpunkt.

Kohli bekam die ersten Breakchancen in dieser Partie - vier an der Zahl. Doch zwei wehrte Youzhny mit starken ersten Aufschlägen ab und zwei vergab Kohlschreiber mit relativ leichten Rückhandschlägen ins Netz.

Anschließend ließ Youzhny keine Breakchance mehr zu. Im Gegenteil: Beim Stande von 4:2 nahm der Russe Kohli mit einem sensationellen Rückhandpassierschlag longline zum zweiten Mal im zweiten Satz den Aufschlag ab. Anschließend machte Youzhny, der im Halbfinale auf den Franzosen Richard Gasquet trifft, bei eigenem Aufschlag alles klar.

Die ATP-Weltrangliste