Djokovic beendet Haas' Traum - Nadal weiter

SID
Tommy Haas zeigte bei den French Open eine starke Vorstellung
© getty

Der Weg von Tommy Haas in in Roland Garros ist beendet. Gegen Novak Djokovic war Haas in vielen Momenten nah dran, der Serbe bei den Big Points aber abgezockter. Rafael Nadal schoss Stanislas Wawrinka in drei glatten Sätzen vom Platz. Maria Sharapova kämpfte sich nach Kaltstart zurück und steht im Halbfinale. Auch Victoria Azarenka ist durch.

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Herren - Viertelfinale:

Novak Djokovic (SRB/1) - Tommy Haas (GER/12) 6:3, 7:6 (7:5), 7:5

Während Haas zu ersten Mal in seiner Karriere unter den letzten Acht in Paris stand, wollte Djokovic zurück ins Finale. Das hatte er 2012 gegen Rafael Nadal noch in vier Sätzen verloren.

Die Nummer Eins startete konzentrierter als noch gegen Philipp Kohlschreiber und war gerade bei eigenem Service unangreifbar. Haas hatte etwas mehr Schwierigkeiten, auch weil der erste Aufschlag nicht kam. Der landete zu Beginn nur zu 40 Prozent im Feld.

Bei 3:3 brachte ein leichter Vorhandfehler dem Serben dann zwei Breakbälle. Beide konnte Haas abwehren, aber ein Vorhandhammer aus der Rückhandecke sicherte Djokovic beim dritten Versuch dann doch das Break.

Haas war in dieser Phase von der Grundlinie unterlegen und wirkte etwas zu hektisch. Er hatte auch beim nächsten Service Probleme, mit einem weiteren Vorhandwinner machte Djokovic nach 30 Minuten den ersten Satz perfekt. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt makelloses Tennis gespielt, gegen den eigenen Aufschlag nur einen Punkt zugelassen und schon 14 Winner geschlagen - Haas dagegen nur drei.

Bei 1:1 und 30:0 für Djokovic im Zweiten rutschte Haas dann am Rande des Platzes aus und lag bäuchlings auf der roten Asche von Suzanne Lenglen. Es war ein Bild mit Symbolcharakter: Der 35-Jährige spielte mit großem Einsatz und viel Laufbereitschaft, aber Djokovic zeigte, warum er der beste Spieler der Welt ist. Er machte viel Druck, kaum Fehler und setzte immer wieder clevere Winkel und unerreichbare Stops ein.

Bei 2:3 und 5:6 musste Haas Breakbälle abwehren, zeigte aber gerade dann sein bestes Tennis und rettete sich in den Tiebreak. Der Weltranglisten-14. war sichtbar verärgert ob seiner leichten Fehler und regte sich auch über die eine oder andere Linienrichterentscheidung auf. Der Djoker zeigte dagegen wenige Emotionen.

Die Aggressivität von Haas zahlte sich dann auch im Spiel aus. Er blieb näher an der Grundlinie, spielte risikoreicher und ging mit 4:2 im Tiebreak in Front. Aber mit einem unnötigen Volleyfehler vergab er die Chance auf das 5:2. Djokovic glich aus, holte sich mit einer Rückhand cross den Satzball und sicherte sich nach 50 Minuten auch den zweiten Durchgang. Ganze drei Punkte hatte Haas diesmal als Rückschläger gemacht, zwei davon im Tiebreak. Dazu fiel die Bilanz der Winner mit 24:8 klar zu Gunsten des Serben aus.

Jetzt hingen beim Deutschen die Schultern herunter. Beim 1:1 im Dritten holte sich Djokovic das Break zu Null. Aber dann kam im nächsten Aufschlagspiel von Djokovic plötzlich der Schlendrian durch. Mit mehreren Fehlern schenkte er Haas förmlich das erste Break der Partie.

Bis zum 3:3 zogen sie ihre Service Games durch, dann fiel die Entscheidung: Haas gab sein Aufschlagspiel nach einer verschlagenen Vorhand ab. Wenige Minuten später schlug Djokovic zum Matchgewinn auf - und gab sein Service zum zweiten Mal ab. Da kam dann auch die Faust des Deutschen.

Aber in den entscheidenden Momenten fehlten an diesem Tag ein paar Körner. Beim 5:5 wechselten sich Break- und Spielbälle ab, bis Haas eine Vorhand ins Aus schlug und damit das Spiel abgab. Nun ließ es sich Djokovic nicht mehr nehmen. Nach 2:13 Stunden hämmerte er eine Rückhand zum Sieg die Linie hinunter. Dort trifft er auf Rafael Nadal.

Rafael Nadal (ESP/3) - Stanislas Wawrinka (SUI/9) 6:2, 6:3, 6:1

Von Beginn an wurde Nadal seiner Favoritenrolle gerecht: Gleich das erste Service nahm er Wawrinka mit teils wahnwitzigen Winkeln in seinen Schlägen ab. Auch danach hetzte der Mallorquiner die Nummer Zehn der Welt in einem hochklassigen Match mit langen Rallyes über den Court Philippe Chatrier und breakte den Schweizer noch ein weiteres Mal zum 4:1.

Mit einem Ass durch die Mitte beendete der Titelverteidiger den ersten Durchgang. Wawrinka haderte mit seinem Spiel. Beim Stand von 1:5 und 30:30 zertrümmerte der 28-Jährige sein Racket. Mit 16 Fehlern hatte er zu diesem Zeitpunkt schon doppelt so viele auf dem Konto wie sein Kontrahent.

Nadal machte im zweiten Satz einfach so weiter und nahm Wawrinka direkt dessen zweites Aufschlagspiel ab. Der Schweizer fand danach besser in die Partie und hatte drei Breakchancen zum 3:3, die Nadal abwehren konnte. Die vierte packte Wawrinka dann am Schopf. Aber auch darauf hatte die ehemalige Nummer Eins der Welt die richtige Antwort und holte das Re-Break zum 4:3.

Dabei profitierte Nadal vor allem vom schwachen zweiten Aufschlag seines Gegners, den er immer wieder gnadenlos attackierte. Elf Mal musste Wawrinka im zweiten Satz über den Zweiten gehen, neun Mal holte Nadal den Punkt, so auch beim Satzball.

Wawrinkas Fünf-Satz-Krimi gegen Richard Gasquet im Achtelfinale und das laufintensive Spiel gegen Nadal forderten schließlich ihren Tribut: Die Nummer neun der Setzliste musste sich vor Beginn des dritten Durchgangs behandeln lassen und bäumte sich danach noch einmal auf.

So erkämpfte sich Wawrinka zwar einen Breakball, doch Nadal hielt seinen Aufschlag, holte seinerseits sofort ein Break und schlug dem Schweizer einen Winner nach dem anderen um die Ohren. Ohne Probleme sicherte sich Nadal auch den dritten Satz mit 6:1.

Der 27-Jährige blieb damit auch im zehnten Duell gegen Wawrinka ohne Satzverlust und steht dank 31 direkten Punkten und nur 17 Fehlern zum achten Mal im Halbfinale von Paris. Seinen achten Turniersieg bei den French Open hat er weiter im Visier.

Das Viertelfinale der Herren-Konkurrenz

Damen - Viertelfinale:

Maria Sharapova (RUS/2) - Jelena Jankovic (SRB/18) 0:6, 6:4, 6:3

Zwar ging Sharapova mit einer Bilanz von sieben Siegen und nur einer Niederlage gegen die Serbin in das Match, auf Sand war es aber das erste Duell der beiden ehemaligen Weltranglistenersten. Gleich das erste Aufschlagspiel entwickelte sich extrem ausgeglichen, Jankovic verhinderte das Break der Russin erst nach über fünf Minuten. Anschließend fand sie aber besser in das Match, sicherte sich im ersten Aufschlagspiel von Sharapova das erste Break des Matches und zog auf 3:0 davon.

Titelverteidigerin Sharapova hatte auch in der Folge große Probleme, wirkte extrem verunsichert und verlor nach einem Doppelfehler auch das nächste Aufschlagspiel. Es war eine Katastrophe, was die Favoritin im ersten Satz zusammenspielte. Ihre Gegnerin, die in Paris schon dreimal im Halbfinale stand, war zwar von Kinesiotapes auf Oberschenkeln und Schulter gezeichnet, hatte aber alles im Griff.

Nach nur 29 Minuten war der erste Satz für Sharapova mit 0:6 weg. Es war ihr erster Satzverlust bei den diesjährigen French Open, 20 Unforced Errors hatte sie schon auf dem Konto. Jankovic dagegen hielt den Ball einfach nur klug im Spiel und wartete darauf, dass Mascha den Ball ins Netz oder ins Aus prügelte.

Der zweite Satz begann dann besser für die Titelverteidigerin. Sharapova sicherte sich früh das Break und ging mit 2:0 in Führung, die Russin war jetzt deutlich präsenter. Fast folgerichtig gelang ihr ein weiteres Break, wobei Jankovic sich nicht aufgab und zwischenzeitlich auf 4:5 verkürzen konnte.

Bei eigenem Aufschlag holte sich Sharapova dann aber den zweiten Satz, wobei sie immer noch mehr Unforced Errors als Jankovic (10:9) verzeichnete. Aber jetzt kamen in den Grundlinienduellen, die sie gegen die defensiv agierende und sich gut bewegende Serbin dominierte, auch endlich die Winner (14) durch. Nach 1:15 Stunden war wieder alles in der Reihe.

Auch im dritten Durchgang wirkte Sharapova viel selbstbewusster als noch im ersten Satz. Die Russin spielte jetzt deutlich aggressiver und verpasste ein erneutes frühes Break nur knapp, es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch.

Beim Stand von 3:3 und 15:30 spielte Jankovic der Russin den Angriffsball in den Schläger. Die ließ sich nicht lange bitten, passierte Jankovic ohne Probleme und sicherte sich danach mit einem guten Return das Break.

Bei eigenem Aufschlag war es wieder ein harter Kampf. Rechts und links schickte die Zwei der Welt ihre Gegnerin weit hinter der Grundlinie hin und her, aber die fühlt sich auf Sand einfach pudelwohl, rutschte immer wieder zu den Bällen und grub einfach alles aus. Bei Sharapova wechselten sich Winner und Fehler mittlerweile ab, sie musste gegen die serbische Ballwand jeden Punkt drei- und viermal machen.

Aber sie hielt ihr Service und hatte kurz darauf nach einer verzogenen Vorhand von Jankovic die Matchbälle. Den Fehler machte die Serbin gleich darauf noch einmal, dann war das Spiel vorbei und Sharapova ließ sich feiern. "Sie war am Anfang sehr angressiv", gab sie danach im Postgame-Interview mit Fabrice Santoro zu. "Ich musste danach etwas ändern, der erste Spielgewinn im zweiten Satz war enorm wichtig."

Jetzt kommt es zu Duell mit Vika Azarenka. "Gegen sie ist es immer sehr schwer. Ich freue mich auf dieses Match." Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden in diesem Jahr - weitere 45 Fehler wird sich Sharapova gegen die Weißrussin aber nicht erlauben dürfen.

Victoria Azarenka (BLR/3) - Maria Kirilenko (RUS/12) 7:6 (3), 6:2

Victoria Azarenka, die in ihrem dritten Viertelfinale in Paris ihren ersten Halbfinaleinzug anpeilte, fand im ersten Duell gegen Kirilenko auf Sand sofort in die Partie. Gleich im ersten Spiel erarbeitete sie sich zwei Breakbälle, die Kirilenko jedoch noch abwehren konnte. Ein drittes Mal gelang der dieses Kunststück jedoch nicht, sodass sich die Weltranglistendritte das frühe Break sicherte.

Davon ließ sich Kirilenko in ihrem ersten French-Open-Viertelfinale aber nicht beeindrucken und konterte mit dem sofortigen Re-Break. Und das Break-Festival ging noch weiter: Azarenka sicherte sich auch das zweite Aufschlagspiel von Kirilenko, umgekehrt gelang der Russin das gleiche.

Auch in der Folge begegneten sich beide absolut auf Augenhöhe, wobei Kirilenko zwischenzeitlich zwei Medical Timeouts am Stück nehmen musste und in den Katakomben behandelt wurde. Beide brachten ihre nächsten Aufschlagspiele jeweils durch, beim Stand von 5:5 holte sich Azarenka das insgesamt fünfte Break des Satzes, was Kirilenko ihrerseits mit einem Break beantwortete. Im Tie-Break sicherte sich Azarenka schließlich nach einer Stunde und 16 Minuten den ersten Satz.

Kirilenkos größtes Problem war der zweite Aufschlag, der im ersten Satz lediglich in 17 Prozent der Fälle zum Punktgewinn führte. Azarenkas Quote war zwar nicht besser, doch während die Weißrussin nur sechs Mal über den Zweiten gehen musste, waren es bei Kirilenko schmerzhafte 24 Mal.

Im zweiten Durchgang wirkte Azarenka von Minute zu Minute sicherer und zeigte sich eiskalt: Sie nutzte ihre einzigen acht Punkte bei gegnerischem Aufschlag zu zwei Breaks zum zwischenzeitlichen 3:1 und dem Schlusspunkt zum 6:2. Im Halbfinale trifft sie nun auf die nächste Russin: Dann wartet die Weltranglistenzweite Maria Sharapova.

Das Viertelfinale der Damen-Konkurrenz