Stark! Kohlschreiber ringt US-Boy nieder

SID
Philipp Kohlschreiber rang John Isner nach 2 Uhr am New Yorker Morgen nieder
© Getty

Mitten in der New Yorker Nacht zieht Philipp Kohlschreiber ins Achtelfinale ein. Der Deutsche ringt Lokalmatador John Isner nieder. Der Aufschlagriese war im 5. Satz stehend k.o. Andy Roddick hat indes seine Karriere um ein weiteres Match verlängert. Novak Djokovic kam ebenso widerstandlos wie Victoria Azarenka eine Runde weiter. Gegen Julien Benneteau gewann der Serbe glatt in drei Sätzen. Maria Sharapova feierte gegen eine Landsfrau nach Rückstand noch ein tolles Comeback nach einer Regenpause.

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Herren - 3. Runde (alle Ergebnisse)

Nightsession: Philipp Kohlschreiber (GER/19) - John Isner (USA/9) 6:4, 3:6, 4:6, 6:3, 6:4

Diese lange US-Open-Nacht dauerte bis 2.26 Uhr am Montagmorgen New Yorker Zeit. Damit stellten Kohlschreiber und Isner den bisherigen US-Open-Rekord vom 4. September 1993 ein, als die Schweden Mats Wilander und Mikael Pernfors sich in Runde 2 einen Fünf-Satz-Krimi lieferten. Wilander setzte sich durch.

Kohlschreiber ließ sich von der späten Stunde jedenfalls nicht verunsichern. "Es war sehr spät, aber man schaut nicht auf die Uhr, sondern wird gepusht von der Atmosphäre. Jeder, der bis zum Ende geblieben ist, muss ein verrückter Tennis-Fan sein. Sie haben Stimmung gemacht, ich schätze das sehr", so der 28-Jährige im Sieger-Interview auf dem Platz.

Kohlschreiber dominierte Satz 1, in dem ihm lediglich 5 Unforced Errors unterliefen und er seinen einzigen Breakball verwertete. In den darauffolgenden Durchgängen allerdings packte Isner sein gefürchtetes Powertennis aus und ließ bei seinem Aufschlag nichts zu.

Die Wende folgte im 4. Satz: Beim Stand von 3:4 aus Isners Sicht stand es bereits 30:0. Dank einer Challenge kam Kohlschreiber, als Isner bereits den Spielgewinn feierte, zum Einstand und nutzte prompt den Breakball zum 5:3. Der Rest war Formsache. Isner hatte sich über Nichtigkeiten aufgeregt und schlich in der Satzpause geknickt vom Platz.

Bereits das erste Aufschlagspiel im 5. Satz geriet zum Drama: Wieder führte Isner stand starkem Service scheinbar komfortabel mit 40:15 - doch es folgen zwei Doppelfehler. Als er frustriert den Ball in die Menge zimmerte, kassierte Isner die Warning. Mental sichtlich müde und angefressen, versuchte der US-Boy seinen hängenden Kopf aus der Schlinge zu ziehen - vergeblich. Ein Fußfehler zum Breakball zog ihm schließlich den Zahn.

Kohlschreiber schnappte sich das Spiel zum 1:0 und ging anschließend ohne Punktverlust 2:0 in Führung. Spätestens, als Isner beim 1:2 in der Pause sein Racket zerlegte, war das Ding gelaufen. Seine Quote beim 1. Aufschlag sank auf unterirdische 45 Prozent, Kohlschreiber gab den Vorsprung nicht mehr ab.

"Es gibt nichts Schöneres, als in fünf Sätzen zu gewinnen. Das war ein besonderer Sieg", jubelte Kohli.

Fazit: Bewundernswert konzentrierte Leistung von Kohlschreiber, und das mitten in der Nacht. Der Deutsche bekam vom Top-Aufschläger 3 Breakchancen und nutzte sie alle. Nur so hat man gegen Isner eine Chance.

Der nächster Gegner Kohlschreibers ist Janko Tipsarevic. Seine Bilanz gegen den Serben ist auf dem Papier mit 2:2 ausgeglichen, der einzige Vergleich auf Hartplatz 2010 in Toronto jedoch wurde abgebrochen.

Novak Djokovic (SRB/2) - Julien Benneteau (FRA/31) 6:3, 6:2, 6:2

Der Djoker fliegt weiter im Eiltempo von Match zu Match. Auch Julien Benneteau sah gegen den Serben, der seiner Topform immer näher kommt, kein Land. Erneut brauchte er nur 1:37 Stunden, dann verwandelte er seinen ersten Matchball.

Dabei war die ehemalige Nummer eins seinem Gegner in allen Belangen überlegen. Julien Benneteau konnte sich keine einzige Breakchance erspielen. Vor allem die Winner-Statistik war erdrückend: Djokovic schlug 41:15 Winner bei 12:22 Unforced Errors.

Im Achtelfinale bekommt es Djokovic mit dem Schweizer Stanislas Wawrinka zu tun.

David Ferrer (ESP/4) - Lleyton Hewitt (AUS) 7:6 (11:9), 4:6, 6:3, 6:0

Juan Martin Del Potro (ARG/7) - Leonardo Mayer (ARG) 6:3, 7:5, 7:6 (11:9)

Andy Roddick (USA/20) - Fabio Fognini (ITA) 7:5, 7:6 (7:1), 4:6, 6:4

Andy Roddick hat seine Karriere noch um mindestens ein weiteres Match verlängert. Fabio Fognini war dabei als Gegner wie erwartet ein hartes Stück Arbeit. Der Italiener spielte über weite Strecken auf Augenhöhe, schlug sogar mehr Winner als Roddick (56:39) bei nicht allzu großer Mehrheit an unnötigen Fehlern (36:30).

Die ersten beiden Sätze waren denkbar knapp, doch der Schlüssel zum Sieg der ehemaligen Nummer eins war, dass er in den entscheidenden Momenten zur Stelle war. So auch im Tiebreak des zweiten Satzes, den er locker mit 7:1 für sich entschied.

Im Dritten geriet Roddick beim Stand von 4:5 ins Schwimmen. Letztlich musste er sein Aufschlagspiel und damit den Satz abgeben.

Von diesem Rückschlag ließ er sich jedoch nicht aus der Fassung bringen. Auch im vierten Durchgang bestimmte der Texaner zumeist das Tempo. Beim Stand von 3:3 gelang ihm schließlich das entscheidende Break.

 

Stanislas Wawrinka (SUI/18) - Alexander Dolgopolow (UKR/14) 6:4, 6:4, 6:2

Janko Tipsarevic (SRB/8) - Grega Zemlja (SLO) 6:4, 6:3, 7:5

Der Stand der ATP-Weltrangliste

Damen - Achtelfinale (alle Ergebnisse)

Victoria Azarenka (BLR/1) - Anna Tatishvili (GEO) 6:2, 6:2

Die Weltranglistenerste hat in 4 Matches 10 Spiele abgegeben. Muss man mehr sagen? Na gut: Azarenka hatte auch in ihrem Achtelfinale mit 22:14 Winnern die Hosen an, verwandelte bärenstarke 12 ihrer 13 Netzangriffe und 7/10 Breakchancen.

Die unerwartete Kehrseite: Tatishvili bekam ihrerseits auch 9 Breakchancen und nutzte immerhin 3 davon. 24 Unforced Errors bei 14 Winnern und lediglich 34 Prozent gewonnene 1. Aufschläge waren aber klar zu dünn für die Georgierin.

Die Aussichten für Azarenka in New York sind weiter bestens, denn Vika bekommt es nun mit Sam Stosur zu tun, gegen die sie in 6 Vergleichen 6 Siege einfuhr.

Samantha Stosur (AUS/7) - Laura Robson (GBR) 6:4, 6:4

Das Ergebnis täuscht. Die Titelverteidigerin benötigte gegen die 18-jährige Britin 9 (!) Matchbälle, ehe der Viertelfinaleinzug feststand. Die beiden Kontrahentinnen standen dabei ebenso lang auf dem Platz, wie Novak Djokovic für drei Sätze.

Marion Bartoli (FRA/11) - Petra Kvitova (CZE/5) 1:6, 6:2, 6:0

Nightsession: Maria Sharapova (RUS/3) - Nadia Petrova (RUS/19) 6:1, 4:6, 6:4

Das war richtig knapp. Eine 73-minütige Regenpause bei 0:2-Rückstand im 3. Satz rettete Sharapova. Die Favoritin pushte sich nach "Wiederanpfiff" immer wieder lautstark und rang die wiedererstarkte Petrova doch noch nieder.

Der Stand der WTA-Weltrangliste