Olympia-Traum befeuert Trouble im Team

SID
Bei Thommy Haas, Cedrik-Marcel Stebe und Philipp Petzschner (v.l.n.r.) ist die Stimmung gedrückt
© Getty

Pause. Der Davis Cup ist erst einmal passe. Die Woche vor dem Viertelfinaltermin 6. bis 8. April hat das deutsche Team nach der Erstrundenpleite in der Weltgruppe gegen Argentinien nun frei. Spannend wird es am 11. April, wenn in London der Gegner für das Relegationsspiel Mitte September ausgelost wird. Australien oder Großbritannien könnten als Gegner kommen, aber auch Usbekistan oder Uruguay. Aber das ist für Kapitän Patrik Kühnen erst einmal Zukunftsmusik.

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Aktuell nämlich geht es darum, die diversen Brandherde zu löschen, die sich während und nach der 1:4-Klatsche in Bamberg gegen die Südamerikaner aufgetan haben.

Rückkehrer Tommy Haas und Kühnen hatten öffentlich kritisiert, dass Philipp Kohlschreiber nicht zum Anfeuern nach Bamberg gekommen war. "Philipp ist enttäuscht, dass diese Dinge nicht intern besprochen wurden", sagte sein Manager Stephan Fehske.

"Nicht sagen, dass die Dinge ausgeräumt sind"

Kohlschreiber und Kühnen hatten am Montag kurz miteinander telefoniert und sich für ein Treffen in München verabredet. "Momentan würde ich nicht sagen, dass die Dinge ausgeräumt sind", erklärte Fehske. "Philipps SMS ist bei Kühnen wohl nicht angekommen, weil der sein Handy nicht an hatte. Philipp steht für die Relegation zur Verfügung, das ist ganz klar."

Dann wird Tommy Haas mit einiger Sicherheit nicht mehr dabei sein. Die Rückkehr des 33-Jährigen hat sich in Bamberg sportlich nicht ausgezahlt, sie sorgt aber hinter den Kulissen für Frust bei langjährigen Spielern. Denn ganz offensichtlich soll Haas bei den Olympischen Spielen in London im Doppel an der Seite von Philipp Petzschner antreten. Für Haas, der in Sydney Silber gewann, ginge damit zum Karriereende ein Traum in Erfüllung.

Die Nominierungskriterien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sehen vor, dass für das Doppel ein Spieler startberechtigt ist, der in der Weltrangliste unter den besten Zehn liegt.

Petzschner ist zur Zeit 14. Seinen Partner benennt der Teamchef in Abstimmung mit dem Sportdirektor Klaus Eberhard. Dieser Partner muss unter den besten 200 der Weltrangliste notiert sein. Damit ist der Weg für den 168. Haas an Kohlschreiber vorbei frei. Sportlich zu rechtfertigen aber wäre diese Nominierung kaum.

Besonderes Verhältnis zwischen Haas und Kühnen

Dass Haas und Kühnen seit Jahren ein besonderes Verhältnis verbindet, ist bekannt. Kühnen betreute den gebürtigen Hamburger mehrmals aushilfsweise als Privatcoach, im Davis Cup genoss Haas mehr Privilegien als andere Spieler.

Erst Sonntag vor der Davis-Cup-Woche trat Haas mit Kühnen bei einer Werbeveranstaltung in München für das dortige ATP-Turnier auf, dessen Direktor Kühnen ist. Dass in dieser Konstellation Konfliktpotenzial schlummert, ist offensichtlich.

Schließlich mischte sich auch noch Altstar Boris Becker mit einer kryptischen Twitter-Notiz ein: "Das deutsche Tennis braucht Führungspersönlichkeiten." Was und wen genau der dreimalige Wimbledon-Sieger damit meint, ließ er allerdings im Dunkeln.

Der im November neu gewählte Vorstand um Präsident Karl Georg von Altenburg und den Vizepräsidenten Sport Carl-Uwe Steeb hielt sich aus dem Trouble noch raus. Steeb war am Montag in Katar und musste sich erst telefonisch informieren: "Natürlich werde ich mich um diese Dinge kümmern."

Die ATP-Weltrangliste

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