Nibali-Helfer geht an den Start

SID
Lars Boom geht trotz auffälliger Werte an den Start
© getty

Der Niederländer Lars Boom vom Skandal-Team Astana wird trotz eines zu niedrigen Cortisol-Wertes bei der 102. Tour de France am Samstag an den Start gehen. Das bestätigte Teammanager Alexander Winokurow am Samstagvormittag gegenüber Medienvertretern.

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Demnach wird Boom beim Einzelzeitfahren in Utrecht wie geplant um 16.55 Uhr als 176. vom insgesamt 198 Fahrer von der Startrampe rollen.

Boom, wichtiger Helfer von Titelverteidiger Vincenzo Nibali, war bei einer am Donnerstag durchgeführten Kontrolle auffällig geworden. Ein niedriger Cortisol-Wert muss allerdings nicht unbedingt auf ein Dopingvergehen hindeuten, sondern kann etwa auch von einer Nierenschwäche herrühren.

Astana, das nach zahlreichen Dopingskandalen beinahe seine Lizenz verloren hätte, hat sich offiziell der Bewegung für glaubwürdigen Radsport (MPCC) angeschlossen, deren Regeln in einem solchen Fall eine vorbeugende Sperre von acht Tagen vorsehen. Über diese Regelung setzte sich die kasachische Equipe am Samstag aber einfach hinweg, die Zugehörigkeit zu der Vereinigung dürfte damit hinfällig sein.

Keine Ausnhame

Teammediziner wiesen in einer Mitteilung daraufhin, dass Booms niedriger Cortisol-Spiegel das Ergebnis einer bekannten und lange anhaltenden Asthma-Therapie sei. Diese stelle keine Verletzung der UCI-Regularien dar. Das Team will Boom in den kommenden Tagen weiter testen.

Astana hatte zuvor versucht, den Schaden so gering wie möglich zu halten und bat beim Weltverband UCI um eine Starterlaubnis für den italienischen Ersatzfahrer Alessandro Vanotti.

Allerdings war der Antrag nach der Sitzung der Sportdirektoren eingegangen - laut UCI-Reglement können im Anschluss an das Meeting keine Änderungen an der Team-Zusammenstellung mehr vorgenommen werden. Die UCI machte im Fall Boom keine Ausnahme und lehnte eine Nachnominierung ab.

Der 34-jährige Vanotti war am Samstagmorgen in die Niederlande gereist und hatte sich verschiedenen Tests unterzogen. 13 der 22 der Tour-Mannschaften sind bei der MPCC registriert, die Teilnahme ist nicht verpflichtend.

Boom als Eskorte

Booms Verlust wäre ein schwerer Schlag für Nibalis Siegambitionen gewesen. Boom ist vor allem auf der schweren vierten Etappe, die über das Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix führt, als Eskorte seines Kapitäns gefordert.

Als Nibali auf vergleichbarem Terrain in Vorjahr den Grundstein zu seinem ersten Tour-Sieg legte, gewann Boom die Etappe. Boom war zudem für das Team-Zeitfahren am 12. Juli als Leistungsträger fest eingeplant.

Beim Giro d'Italia im Mai startete das Team LottoNL-Jumbo lediglich mit acht Fahrern, nachdem beim Neuseeländer George Bennett ebenfalls ein zu niedriger Cortisol-Spiegel festgestellt worden war. Anschließend kündigte die Equipe ihre Mitgliedschaft in der MPCC.

Das Team Bardiani-CSF, bei dem ein nicht genannter Fahrer mit der selben Diagnose auffällig geworden war, ignorierte wie Astana die Regeln der MPCC und startete in geschlossener Mannschaftsstärke.

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