Marcel Kittel gewinnt erste Etappe

SID
Marcel Kittel verwies den Olympiadritten Alexander Kristoff aus Norwegen auf Platz zwei
© getty

Der deutsche Top-Sprinter Marcel Kittel hat die erste Etappe der 100. Tour de France gewonnen. Der 25-Jährige vom Team Argos-Shimano siegte im Massensprint nach 213 km auf Korsika.

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Für Marcel Kittel ist der Traum vom Gelben Trikot bei der Tour de France gleich zu Beginn der Jubiläums-Auflage nach einem hektischen und chaotischen Etappenfinale wahr geworden. Tony Martin und André Greipel waren dagegen auf den letzten Kilometern in Bastia nach einem ungewöhnlich großen Durcheinander von großen Pech verfolgt.

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In einem klassischen Massensprint setzte sich der 25-jährige Kittel vor dem Norweger Alexander Kristoff durch und gewann die erste Etappe der 100. Frankreich-Rundfahrt. Kittel ist damit der erste Deutsche im "Maillot jaune" seit Stefan Schumacher im Jahr 2008.

Kittel: Größter Tag in meinem Leben

"Das ist bei weitem der größte Tag in meinem Leben. Das Trikot werde ich mir heute über die Nachttischlampe hängen", sagte der Argos-Shimano-Kapitän, der sich nebenbei auch das Grüne Trikot und Weiße Trikot sicherte.

Der Rostocker Greipel (Lotto) konnte wegen eines Reifendefektes kurz vor dem Ziel nicht in den Sprint eingreifen und stand frustriert auf der Straße. "Das war ein komplettes Desaster", sagte der 30-Jährige, "aber wir müssen das positive herausziehen. Wir haben das Rennen im Griff gehabt."

Cavendish und Sagan stürzen - Martin vor dem Aus

Kurz zuvor waren auch die Favoriten Mark Cavendish (Quick Step) und Peter Sagan (Cannondale) vorzeitig aus dem Rennen. Beide wurden Opfer eines folgenschweren Massensturzes wie auch Zeitfahr-Weltmeister Martin (Cottbus), der mit völlig zerrissenem Trikot und stark blutend am Mannschaftsbus ankam. Der 28-Jährige schmiss sein Rad wütend auf den Boden und verschwand mit finsterer Miene.

Im Krankenhaus wurde wenig später ein befürchteter Schlüsselbeinbruch zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, Martin erlitt allerdings eine Fleischwunde am Ellenbogen, die bis auf den Muskel geht. Er geht jedoch bei der 2. Etappe an den Start.

Trotz Verletzung: Martin startet bei der 2. Etappe

Im Vorjahr hatte Martin nach einem Reifenschaden im Prolog bei einem Sturz auf der ersten Etappe eine Fraktur an der Hand erlitten und das Rennen nach dem neunten Teilstück aufgegeben.

Geschenk für die Stürmer

Kittel entschädigte sich durch seinen Erfolg auch für das Pech im Vorjahr, als er früh erkrankt aussteigen musste. "Es ist unglaublich, ich bin total durcheinander", sagte der Arnstädter kurz nach dem Ziel vollkommen überwältigt. Sein bisher größter Triumph war ein Etappensieg bei der Vuelta in Spanien gewesen.

Die Auftaktetappe über 213 Kilometer war eine seltene Gelegenheit für die weltbesten Sprinter, das Gelbe Trikot zu tragen. Normalerweise beginnt die Tour mit einem Prolog. Diesmal jedoch hatten die Organisatoren ein Flachstück gewählt.

Kittel hatte dies im Vorfeld als "Geschenk" bezeichnet. Zuletzt hatte es 1966 in Charleville eine Auftakt-Flachetappe gegeben. Diese hatte damals Rudi Altig für sich entschieden. "Wir werden alles versuchen, um das Gelbe Trikot zu holen", hatte Kittels Teamkollege John Degenkolb noch vor dem Grand Départ gesagt.

Kurios: Bus blockierte das Ziel

Doch auf den letzten Kilometern wäre es beinahe gar nicht zum Sprint gekommen, weil sich die Ereignisse überschlugen: Nach einem kuriosen Zwischenfall gab es kurzfristig Gerüchte über einen Abbruch oder zumindest eine Verlegung des Ziels. "Es hieß kurzzeitig, das Ziel ist weiter vorn, dann ging es doch weiter. Das war natürlich doof", sagte Greipels Anfahrer und Kumpel Marcel Sieberg.

Der Bus des australischen Teams Orica-Green Edge hatte direkt auf der Ziellinie festgesteckt, weil er mit dem Dach am Zielturm hängen geblieben war. Das Fahrzeug wurde gerade noch rechtzeitig entfernt. Das Team wurde bereits mit einer Geldstrafe von 2000 Schweizer Franken (1630 Euro) belegt. Die Tour-Organisatoren begründeten die Strafe damit, dass das Team während der ersten Etappe "den Zeitplan für Hilfsfahrzeuge im Etappenziel nicht respektiert" habe.

Schwerer Sturz zerstört Hoffnungen

Der schwere Sturz, in den auch der Spanier Alberto Contador verwickelt war, zerstörte viele Hoffnungen. "Das war ein regelrechte Explosion", sagte Degenkolb, der wie Kittel den Unfall von den rechten Seite der Straße beobachtete.

Um Punkt 12.02 Uhr hatte das Feld mit den 198 Radprofis aus 22 Rennställen in Porto Vecchio die insgesamt 3404 Kilometer bis nach Paris in Angriff genommen. Für Top-Favorit Christopher Froome (Großbritannien/Sky) begann die Mission Gesamtsieg mit einem kleinen Malheur: Kurz nach dem Start musste er nach einem Platten das Rad wechseln, fand aber problemlos zurück ins Peloton.

Die zweite Etappe führt am Sonntag über 156 km von Bastia nach Ajaccio. Am 21. Juli wird am späten Abend auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées der Sieger der Jubiläums-Tour gekürt.

Das Klassement der Tour de France