Franke erwartet Fuentes-Freispruch

SID
Werner Franke sieht die Richterin beim Fuentes-Prozess als Teil des korrupten spanischen Systems
© Getty

Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke erwartet trotz der massiven Anklage durch den früheren Star Jörg Jaksche einen Freispruch für den spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes.

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"Was beim Fuentes-Prozess in Madrid passiert, ist gewollte Nicht-Aufklärung. Ich sehe die Richterin als Teil des korrupten, staatlich gelenkten spanischen Systems, das aufseiten der Doper ist", sagte Franke. Er könne sich alternativ zum Freispruch für Dopingarzt Fuentes "allenfalls eine Pipistrafe" vorstellen.

Jaksche hatte vor dem Höchsten Gericht in Madrid Fuentes schwer belastet. Der 36-Jährige, der als geständiger Dopingsünder 2008 seine Karriere beendet hatte, sagte aus, der Mediziner habe sich nicht - wie von ihm behauptet - ausschließlich um die Gesundheit der betreuten Sportler gesorgt.

Fuentes hatte ausgesagt, er habe nur deswegen einen Blutaustausch bei Hochleistungssportlern vorgenommen, wenn deren Blut einen gefährlich niedrigen Hämatokritwert aufgewiesen habe. Jaksche: "Fuentes hat mit mir nie über Risiken gesprochen."

Manchmal sei er sich nicht sicher gewesen, ob er wirklich das eigene Blut zurückgeführt bekomme: "Ich hätte sterben können."

4.000 Euro für einen Blutbeutel

Den Kontakt zu Fuentes habe Ende 2004 sein damaliges Team Liberty Seguros hergestellt, er sei bis 2006 bei Fuentes unter dem Decknamen seines Hundes "Bella" behandelt worden und habe bis zu 18.000 Euro für Behandlungen bezahlt. Ein Blutbeutel habe 4000 Euro gekostet.

Schon bei den ersten Kontakten habe Fuentes ihm Anabolika, das Wachstumspräparat IGF-1 und Blutdoping angeboten. Es habe einen dezidierten Behandlungsplan gegeben, wann Blutinfusionen, Epo, Anabolika oder Wachstumshormone verabreicht werden sollten. Fuentes-Mitarbeiter hätten im Ausland Bluttransfusionen vorgenommen.

Obwohl das Seguros-Team ihn zu Fuentes geschickt habe, hätten alle Fahrer im Mai 2006 bei der "Operacion Puerto" unterschreiben müssen, nie Kunde bei dem Mediziner gewesen zu sein.

Bei "Operacion Puerto" aufgeflogen

Fuentes sei sich bewusst gewesen, dass er kriminell handelte. Aus Angst vor der Polizei habe er alle Fahrer zu Codenamen gedrängt.

Allein zwischen 2003 und 2006 soll Fuentes rund 200 Sportler betreut haben, nach eigener Aussage neben Radprofis auch Fußballer, Boxer, Tennisspieler und Leichtathleten. Vor der Tour de France 2006 war Fuentes bei der "Operacion Puerto" aufgeflogen, bei seiner Verhaftung beschlagnahmte die Polizei rund 200 Blutbeutel und weitere Dopingmittel.

Da es damals noch kein Doping-Gesetz in Spanien gab, ist Fuentes nur wegen "Gefährdung der öffentlichen Gesundheit" angeklagt.

Bei dem bis zum 21. März terminierten Prozess drohen ihm und seinen vier Mitangeklagten zwei Jahre Haft, auch auf Bewährung, sowie eine Geldstrafe und Berufsverbot.