Bezirksgericht verschiebt Entscheidung

SID
Die Doping-Untersuchungen um Lance Armstrong sind zur Schlammschlacht ausgeartet
© Getty

Am Sonntag saß Lance Armstrong auf dem Mountainbike. Ein Marathon-Rennen in Steamboat Springs/Colorado stand auf dem Programm. Eine schweißtreibende Angelegenheit, aber für einen siebenmaligen Toursieger kein Problem. Der Marathon, den Armstrong in den Gerichtssälen zu bewältigen hat, wird ihn dagegen weitaus mehr Ausdauer in Anspruch nehmen. Denn so komplex die Causa ist, so schleppend zieht sie sich auch hin.

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So wurde eine Entscheidung über die Klage Armstrongs gegen die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA um mindestens eine Woche verschoben worden. Richter Sam Sparks vom Bezirksgericht in Austin gab beiden Seiten mehr Zeit, weitere Unterlagen einzureichen. Eine Entscheidung soll aber noch vor dem 23. August getroffen werden.

Bis dahin fliegen weiter die Giftpfeile zwischen den verschiedenen Lagern. Zumindest da ist die Rollenverteilung klar. Auf der einen Seite Armstrong und der Radsport-Weltverband UCI, der Partei für seinen einstigen Superstar ergriffen hat. Auf der anderen Seite die USADA, die von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gestützt wird.

UCI-Präsident Pat McQuaid hat indes die Tonlage verschärft und schwere Vorwürfe gegen die Ankläger erhoben. "Ich will keinesfalls die Haut von Lance Armstrong retten. Ich bin besorgt, dass die Autorität der UCI als internationaler Verband und die der Kollegen aus den anderen internationalen Verbänden von der USADA mit Unterstützung der WADA untergraben wird", sagte McQuaid in einer Gesprächsrunde mit internationalen Nachrichtenagenturen.

McQuaid will Entscheidung durch den CAS

Er habe vielmehr den Eindruck, dass die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA und die WADA Armstrong unbedingt "drankriegen" wollen, ergänzte McQuaid und forderte erneut, dass der Fall an ein unabhängiges Schiedsgericht wie dem Internationalen Sportsgerichtshof CAS weitergeleitet wird, auch wenn der UCI die Entscheidungsgewalt zustehe.

Zuvor muss aber das Bezirksgericht über die Zuständigkeit entscheiden. In der zweieinhalbstündigen Verhandlung kritisierte Richter Sparks die USADA wegen der Vagheit der Anschuldigungen gegen Armstrong in der ihm Mitte Juni zugestellten Anklage. Er frage sich, ob Armstrong überhaupt eine legitime Chance habe, sich zu verteidigen. Die USADA wirft Armstrong Blutdoping sowie die Einnahme von Testosteron, Corticosteroiden, Wachstumshormonen und demaskierenden Mitteln vor.

Frage der Zuständigkeit verwirrend

Sparks räumte ein, dass die Frage der Zuständigkeit verwirrend sei, da es unter den Verbänden überlappende Regeln gebe, die sich gegenseitig beeinträchtigen. Der Richter wies aber auch darauf hin, dass Armstrong jede Entscheidung der USADA vor dem CAS anfechten kann. "Warum sollten sie nicht für Sie entscheiden, wenn doch alles klar ist?", fragte Sparks den Armstrong-Anwalt Tim Herman.

Daran hat die UCI kein Interesse, ihr gehe es um ein faires Verfahren. McQuaid bekräftigte, dass positive Dopingproben von Armstrong nie vertuscht worden seien. Es gäbe absolut keine Beweise dafür, nur Kommentare von Leuten wie Floyd Landis oder Tyler Hamilton. "Es gibt keinen Fall gegen die UCI. Wo sind die Fakten?", fragte McQuaid, der keine unangenehmen Enthüllungen für seinen Verband fürchtet. Landis hatte 2010 bei seinem Doping-Geständnis behauptet, die UCI habe einen positiven Dopingtest Armstrongs von der Tour de Suisse 2001 gegen einen hohen Geldbetrag vertuscht. Für die USADA ist die UCI dagegen nur der "Fuchs im Hühnerstall".

Der Radsport-Kalender 2012

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