Klöden will noch eine große Rundfahrt gewinnen

SID
Andreas Klöden (r.) fährt seit 2010 für das Team RadioShack Nissan
© Getty

Andreas Klöden macht einen aufgeräumten Eindruck. Wenige Tage vor dem Start der Radsport-Saison 2012 hat der zweimalige Tour-Zweite mit Journalisten gesprochen, was er jahrelang nicht tat, und im Kreis des neuen "Dream-Teams" RadioShack-Nissan ist der oftmals so unnahbar wirkende Sachse sogar zu Scherzen aufgelegt. Das jahrelange Schweigen - Klöden war im Zuge der Doping-Anschuldigungen aus dem Freiburger Skandal auf Tauchstation gegangen - hat offenbar ein Ende.

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Der 36-Jährige spricht wieder - über sein neues Team, über den Radsport im Allgemeinen, über seine Ziele. Auch das Thema Doping klammert Klöden nicht gänzlich aus. Wie immer nimmt er nicht Stellung zu den Anschuldigungen, die der Bericht der Freiburger Untersuchungskommission zu den Dopingpraktiken im T-Mobile-Team hervorgebracht hat. Von Eigenbluttransfusionen während der Tour 2006 war da - unter anderem - die Rede.

"Es haben doch so viele Fahrer über die Zeit von damals ausgesagt. Wir sollten nicht ständig hinterfragen, was damals gewesen ist", findet Klöden. Nein, es habe sich einiges im Radsport getan. Ein Umdenken habe stattgefunden. "Die Rennfahrer haben sicher darüber nachgedacht, was passiert, wenn wir unseren Sport weiter in den Ruin treiben."

"Wird immer schwarze Schafe geben"

Dass der Radsport längst nicht sauber ist, will Klöden nicht bestreiten. Man solle aber vergleichen, was der Radsport und was die anderen Sportarten im Anti-Doping-Kampf machen. Wenn viel kontrolliert werde, gebe es auch mehr schwarze Schafe. Das sei wie bei den Kontrollen im Straßenverkehr. Und im Radsport werde viel kontrolliert, auch gezielt, betont Klöden.

So hat der frühere Edelhelfer von Jan Ullrich die Hoffnung, dass seine Sportart in Deutschland allmählich wieder an Akzeptanz zurückgewinnt. "Deutschland hat mit die größten Radsport-Fans, die in Europa rumlaufen. Wenn ich zur Vuelta komme, stehen da manchmal drei, vier Leute am Berg. Bei der Deutschland-Tour waren im Harz oder in Freiburg 10.000 bis 20.000 Leute da. Die Fans wollen Radsport sehen", sagt Klöden.

Seit seinem Profidebüt 1998 hat Klöden wohl die bewegtesten Jahre im deutschen Radsport überhaupt mitgemacht. Erst der über Jahre andauernde Boom nach dem Toursieg seines Freundes Ullrich im Jahr 1997, ehe mit dem Fuentes-Skandal 2006 die große Krise einsetzte, an deren Ende alle deutschen Profiteams und ein beträchtlicher Teil an deutschen Rennen von der Bildfläche verschwanden.

"Hatte immer meine Erfolge"

Klöden war immer dabei, erst bei T-Mobile, dann bei Astana und schließlich seit 2010 bei RadioShack. "Ich hatte meine Erfolge in der damaligen Zeit und habe meine Erfolge jetzt. Ich würde mir nichts anderes wünschen", sagt Klöden, bevor er doch über sein großes Ziel spricht: "Ich habe eine Olympia-Medaille, war zweimal auf dem Tour-Podium, habe Rennen wie die Baskenland-Rundfahrt oder Paris-Nizza gewonnen. Ich würde mir mal wünschen, bei einer der drei großen Rundfahrten ganz oben zu stehen. Das ist der Traum, den ich noch habe."

2006 war er bei der Tour ganz nah dran. Nachdem taktisch bei T-Mobile aber alles schief gelaufen war, blieb am Ende nur der zweite Platz hinter Oscar Pereiro, der nach dem Doping-Skandal um Floyd Landis plötzlich der große Überraschungssieger war. Klöden trauert dem nicht mehr nach. "Mit dem ganzen Mist danach hätte ich mich auch nicht freuen können", sagt der Wahl-Schweizer.

Ob sein Traum jemals in Erfüllung gehen wird, ist eher fraglich. In diesem Jahr soll er vornehmlich den beiden Schleck-Brüdern Andy und Fränk als Helfer zur Seite zu stehen. Beide seien in den vergangenen Jahren in den Bergen immer einen Tick stärker gewesen. Doch bei zwei langen Zeitfahren könnte sich die Rollenverteilung im Team schnell ändern.

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