Milram-Teamchef rechnet zum Schluss ab

SID
Gerry van Gerwen sperrt den Team Milram-Laden zu. Zum Schluss rechnet er mit den Fahrern ab
© Getty

Das Team Milram hat sich geräuschlos von der Radsport-Bühne verabschiedet. Teamchef Gerry van Gerwen zog Bilanz und ging mit seinen Stars hart ins Gericht.

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Als für das Team Milram mit einer weiteren Enttäuschung der letzte Vorhang gefallen war, rechnete Teamchef Gerry van Gerwen mit seinen beiden Kapitänen Linus Gerdemann und Gerald Ciolek schonungslos ab.

"Sie haben die Erwartungen komplett nicht erfüllt. Wir hatten große Hoffnungen, haben viel investiert, aber es hat alles nicht funktioniert. Ich weiß nicht, ob es die Fahrer nicht verinnerlicht haben. Wir hatten realistische Erwartungen. Ich bin nicht zufrieden", sagte van Gerwen.

Die Reise zum letzten großen Auftritt auf der großen Radsport-Bühne hatte sich der Niederländer auch gar nicht mehr angetan, stattdessen feierte van Gerwen am Sonntag in Dortmund mit der Belegschaft den Saisonausklang.

Verpasst hatte er aber auch nichts. Der Auftritt bei der Lombardei-Rundfahrt, die der Belgier Philippe Gilbert gewann, besaß fast schon symbolischen Charakter. In Fabian Wegmann wurde der beste Milram-Profi mit über fünf Minuten Rückstand auf Platz 15 notiert. Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus.

Nur zehn Siege in der gesamten Saison

25 Siege hatte van Gerwen vor der Saison gefordert, unterm Strich blieben ganze zehn. Wie schon im Vorjahr wurde die Zielsetzung weit verfehlt. Dabei hatte man bei den Milchmännern nochmal alle Hebel in Bewegung gesetzt.

Die Verantwortlichkeiten in der sportliche Leitung wurde neu verteilt, dazu gab es Teambuilding-Maßnahmen, und, und, und. Der Erfolg stellte sich aber nicht ein. Der traurige Höhepunkt war dann auch noch der Dopingfall Roy Sentjens im September.

Das Schicksal des Teams war da schon besiegelt. Vergeblich hatte van Gerwen monatelang einen neuen Hauptsponsor gesucht - ohne Erfolg. Nächstes Ziel ist nun, einen Geldgeber für 2012 zu finden und einen Neuanfang zu starten.

"Wir geben nicht auf und kämpfen mit allem, was wir haben", sagt van Gerwen: "Es bleibt der Plan, einen Sponsor für ein deutsches Team zu finden. Deutschland ist schließlich ein Kernland in Europa." Der Fuhrpark wird deshalb auch nicht verkauft und bleibt in der Teamzentrale in Dortmund.

Van Gerwen: "Doping-Problem hat nicht großen Einfluss"

Van Gerwen glaubt weiter an eine Zukunft im Radsport, trotz aller Negativ-Schlagzeilen, die den Sport auf Tritt und Schritt begleiten. "Das Doping-Problem hat gar nicht so einen großen Einfluss auf das Sponsoring", meint van Gerwen.

Schließlich hätten Lance Armstrong und Johan Bruyneel zu ganz anderen Zeiten ähnliche Schwierigkeiten gehabt.

Vielmehr sei der Radsport auf einem guten Weg. Die, die noch betrügen, hätten nichts verstanden. "Gut ist", so van Gerwen, "dass die Möglichkeit erwischt zu werden, größer denn je ist."

Van Gerwen wird auch weiterhin dabei sein bei den Radrennen, nur nicht mehr in vorderster Linie. Aber er wird Gespräche führen, Kontakte pflegen und auf den Unbekannten Mister X mit dem Geldkoffer warten. Bisherige Weggefährten wird er auch wiedertreffen. Denn seine Fahrer, die ihn so enttäuscht haben, sind relativ weich gefallen.

Gerdemann und Wegmann werden für das neue Luxemburger Team um den Tour-Zweiten Andy Schleck fahren, Ciolek heuerte bei Quick Step an, Christian Knees verschlägt es nach Australien, Johannes Fröhlinger und Roger Kluge gehen etwa zu Skil Shimano.

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