Tour: Erster Dopingfall

SID
Radsport, Tour de France, Doping, Manuel Beltran
© DPA

Aurillac - Überschattet vom ersten Doping-Fall der diesjährigen Tour de France hat sich Stefan Schumacher im Stil eines Champions sportlich zurückgemeldet.

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Einen Tag nach dem unglücklichen Verlust seines Gelben Trikots demonstrierte der 26-Jährige aus dem Gerolsteiner-Team im Ziel der 7. Tour-Etappe mit dem zweiten Platz hinter dem Tagessieger Luis-Leon Sanchez seine Klasse.

Am Abend gerieten die sportlichen Aspekte aber zur Nebensache: Als erster Radprofi wurde der 37 Jahre alte Spanier Manuel Beltran des EPO-Dopings überführt. Die französische Anti-Doping-Agentur AFLD bestätigte, dass der frühere Bianchi-Teamkollege von Jan Ullrich vom Liquigas-Rennstall vor dem Start der ersten Etappe am vergangenen Samstag in Brest positiv auf das Blutdopingmittel getestet worden war.

Schweigen bei Liquigas

Der Sprecher von Beltrans Liquigas-Team, Paolo Barbieri, wollte sich zu dem Bericht der Zeitung zunächst nicht äußern. Neben Beltran, der in Diensten der einstigen US-Postal-Mannschaft früher auch an der Seite des siebenfachen Tour-Rekordsiegers Lance Armstrong gefahren war, müssen sich auch weitere Fahrer Sorgen machen.

Denn die AFLD teilte nach dem Start der 7. Etappe von Brioude nach Aurillac zudem mit, dass es bei Routine-Kontrollen vor dem Start der 95. Frankreich- Rundfahrt bei etwa 20 Profis auffällige Blutwerte gegeben hat. "Etwa 20 Fahrer haben leicht erhöhte Ergebnisse, knapp am Grenzwert", sagte AFLD-Funktionär Philippe Sagot der Nachrichten-Agentur AP. Bei einigen Fahrern sei teilweise der Hämatokritwert, der ein möglicher Indikator für Blutdoping ist, erhöht gewesen.

Schumachers Comeback

Schumacher indes feierte einen weiteren kleinen persönlichen Triumph, weil er im Schlussspurt nach 159 Kilometern Kim Kirchen, der am Vortag seinen Sturz mit verschuldet hatte, auf Platz vier verwies. Der 30-jährige Luxemburger überstand den gefährlichen Tagesabschnitt im Zentralmassiv dennoch ohne Einbußen und verteidigte sein Gelbes Trikot. "Ich habe versucht, die Sache von gestern im Kopf wegzuschieben, positiv heranzugehen und die Etappe zu gewinnen. Mein zweiter Platz zeigt mir, dass ich nach wie vor richtig gut drauf bin", sagte Schumacher.

Ausreißer-Spezialist Jens Voigt aus Berlin hatte bei dieser Tour de France nach seinem starken Zeitfahren den zweiten großen Moment. Sein Fluchtversuch scheiterte jedoch an den Interessen der Spitzenfahrer und war nach etwa 25 Kilometern beendet. Genauso ging ein Versuch von Schumacher schief, der einen Kilometer vor dem letzten Gipfel antrat, aber nicht wegkam. Im Finale war der Nürtinger aber auf dem Posten und gewann den Spurt sechs Sekunden hinter dem Spanier Sanchez.

Kirchen weiter in Gelb

Kirchen vom T-Mobile-Nachfolger Columbia, der zum ersten Mal seit Charly Gaul (1958) das Gelbe Trikot wieder nach Luxemburg holte, nimmt die 8. Etappe von Figeac nach Toulouse am Samstag weiter mit sechs Sekunden Vorsprung auf den großen Tour-Favoriten Cadel Evans (Australien) in Angriff. Schumacher (+16) liegt auf dem dritten Platz. Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag war zwar froh über das verteidigte "Maillot Jaune", befürchtet aber einen Kräfteverschleiß seiner Equipe: "Mit diesem Aufwand kann man das Trikot nicht die ganze Zeit verteidigen."

Ein direkter Schlagabtausch zwischen den Spitzenfahrern wird auf der ersten Pyrenäen-Etappe am Sonntag erwartet. Die schwerste der beiden Etappen im Gebirge zwischen Frankreich und Spanien steht allerdings erst am Montag mit der Bergankunft in Hautacam auf dem Programm. "Wir werden sehen, was in den Pyrenäen passiert, und ob ich mit den besten Kletterern mithalten kann", sagte Kirchen.

Voigts erste Attacke

Sportlich aufregend ging es zunächst zwischen Kilometer 90 und 65 vor dem Ziel zu. Voigt hatte seine erste Attacke dieser Tour lanciert und sich mit vier weiteren Profis abgesetzt. Darauf reagierten die Spitzenfahrer um Kirchen, Evans, Valverde und Co., die sich in einer Verfolgergruppe formierten.

Voigt und seine Mitfahrer waren bald eingeholt. Danach schloss auch das zwischenzeitlich abgehängte Hauptfeld wieder zur dann 25 Fahrer großen Spitzengruppe auf, ehe Sanchez' Schlussattacke dann von Erfolg gekrönt war.

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