"Hier fahren keine Pfeifen rum"

Nick Heidfeld startet 2014/2015 für das Formel-E-Team von Leonardo DiCaprio: Venturi
© fia formula e
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SPOX: Haben Sie sich die Startnummer 23 wegen Michael Jordan ausgesucht?

Heidfeld: Ja, die ist auf ihn begründet. Ich mag Basketball, habe die Spiele als Jugendlicher noch mehr als jetzt beobachtet. Ich fand ihn selbst in der NBA komplett überlegen gegenüber allen anderen. In den entscheidenden Momenten hat er so viele Würfe genommen und überragend gespielt. Dazu der Style, die Ausstrahlung und die Hingabe - das ist für mich einmalig. Jordan war der einzige Sportler, der bei mir jemals als Poster an der Wand hing.

SPOX: Unter Ihren Teameigentümer ist ebenfalls ein bekannter Name: Leonardo DiCaprio hat Venturi zusammen mit drei Geschäftspartnern gegründet. Hatten Sie schon Kontakt?

Heidfeld: Nein, noch nicht. Er ist Mitbegründer, aber nicht ins Tagesgeschäft involviert. Mal schauen, ob wir uns während der Saison treffen. Wir fahren ja in Miami und Los Angeles. Reizvoll wäre es. Er ist ein Superstar, der sehr sympathisch rüberkommt und viel für die Umwelt tut.

SPOX: Sie sind neben der Formel E immer noch in der Langstreckenweltmeisterschaft WEC aktiv. Mit Rebellion waren Sie bei den 24 Stunden von Le Mans das einzige Privatteam und sind nach den halbwegs problemfreien Werksautos Vierter geworden. Werten Sie das als Erfolg?

Heidfeld: Damit bin ich sehr zufrieden. Die Feier danach ist zwar nicht so groß, als würde man auf dem Podium stehen oder den Gesamtsieg einfahren, aber wir konnten nicht mehr erreichen. Mit drei Werksteams war die Konkurrenz stark. Auch wenn einige sich durch technische Probleme selbst geschlagen haben, schätze ich unsere Leistung extrem hoch ein. Der R-one war noch deutlich später fertig als alle anderen LMP1-Autos, dazu privatfinanziert. Wir haben nur sehr wenige Testkilometer absolviert. Allein deshalb war es eine kleine Sensation, dass wir problemlos durchgekommen sind.

SPOX: Ihnen fehlten mit dem Rebellion fünf Sekunden pro Runde zu den Werksteams, gleichzeitig waren Sie auch etwa fünf Sekunden von den Autos der langsameren LMP2-Prototypen entfernt. Wie motiviert man sich da, wenn man scheinbar ein Einzelrennen fährt?

Heidfeld: Teilweise ist es in Le Mans wirklich langweilig. Andererseits hat man immer im Hinterkopf, nicht zu viel Zeit zu verlieren: Wenn es vorne ein Problem gibt, muss man da sein und sich so viel Vorsprung herausgefahren haben, dass die schnell aufholenden Werksautos nicht mehr vorbeikommen. Selbst die Top-Teams fahren in Le Mans taktisch. Freuen würden wir uns natürlich trotzdem über mehr Privatteams. In Austin kommt jetzt Lotus dazu. Ich hoffe mal, dass sie keine großen Startschwierigkeiten bekommen, damit wir ein paar spannendere Zweikämpfe haben.

SPOX: Im anderen Rebellion fährt mit Fabio Leimer der aktuelle GP2-Champion. Trotz des Titels hat der Schweizer kein Cockpit und keinen Testfahrervertrag in der Formel 1 bekommen. Wie beurteilen Sie das?

Heidfeld: Im Vergleich zu früher ist der Unterschied schon deutlich. Nur mit Talent ist es schwierig, in die Formel 1 zu kommen. Ich würde dafür aber nicht die Teams kritisieren. Sie würden auch lieber die Fahrer aussuchen, von denen sie am meisten auf der Strecke erwarten. Aber das muss bezahlt werden. Die Formel 1 ist für die Teams zu teuer. Die wenigsten können sich leisten, Risiko zu gehen. Das ist schade, aber der Stand der Dinge.

SPOX: Gleichzeitig kommt mit Max Verstappen im nächsten Jahr ein Talent in die Königsklasse - ohne Sponsorenmillionen, aber gerade 17 Jahre alt. Sie hatten bei Sauber Kimi Räikkönen als Teamkollegen, der wie der Niederländer kaum Rennerfahrung mit Monopostos hatte. Wie beurteilen Sie seinen Aufstieg?

Heidfeld: Grundsätzlich ist die Reife und der Erfahrungsschatz mit höherem Alter größer. Bei Kimi hat's damals gut funktioniert, er war aber immer noch älter als Max. Durchschnittlich betrachtet wäre es besser und sicherer, wenn es ein Mindestalter in der Formel 1 geben würde. Klar ist es möglich, dass es Ausnahmefahrer gibt, die es trotzdem schaffen wie Kimi oder vielleicht Max. Das ist aber vorher schwierig einzuschätzen.

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Seite 3: Heidfeld über Gamer in der Formel 1 und sein schlimmstes Rennen

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