"Neuer Trend": Kenias Läufer versinken im Dopingsumpf

SID
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© getty

Immer mehr positive Tests in Kenia: Das Wunderland der Läufer versinkt im Dopingsumpf.

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Diana Chemtai Kipyokei. Betty Wilson Lempus. Mark Kangogo. Philemon Kacheran. Lawrence Cherono - und die Liste ließe sich ohne Probleme verlängern. Denn: 23 Leichtathleten aus Kenia wurden wegen Dopings in diesem Jahr schon gesperrt oder suspendiert. Und die meisten davon wegen einer Substanz mit dem Namen Triamcinolonacetonid.

Ein "neuer Trend in der kenianischen Leichtathletik", wie die Dopingjäger der unabhängigen Integritätskommission AIU des Weltverbandes (WA) feststellen. Zehn Kenianer wurden 2022 "positiv auf diese verbotene Substanz getestet", heißt es in einer Mitteilung. Und es werden wohl bald noch mehr, mindestens vier weitere Fälle werden derzeit untersucht. Zum Vergleich: Außerhalb Kenias gab es in diesem Jahr laut AIU weltweit nur zwei weitere positive Triamcinolon-Fälle.

Triamcinolon ist ein Kortison, es hat eine entzündungshemmende und unterdrückende Wirkung auf das Immunsystem. Das Mittel soll auch schon zur Apotheke des gefallenen Radstars Lance Armstrong gehört haben.

Die neuesten Doping-Affären werfen natürlich kein gutes Licht auf Kenia, das Land mit den angeblichen Wunderläufern. Schon seit Jahren gilt Kenia als Hochrisiko-Land beim Thema Doping und wird besonders überwacht. Bei der WM in Eugene landete Kenia auf Platz vier des Medaillenspiegels, holte zehn Mal Edelmetall - Deutschland gewann bekanntlich nur zwei Medaillen.

Doping in Kenia: Leichtathletik als Weg aus der Armut

Der nationale Verband ist in Sorge um den Ruf der kenianischen Leichtathletik und hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um der Probleme Herr zu werden. "Athletics Kenya hat die Aufklärungs- und Ermittlungseinheit mit dem Ziel verstärkt, die Kartelle zu zerschlagen und den Kampf gegen Doping auf ein neues Niveau zu heben", hieß es zuletzt.

Doch die Verlockungen gerade für die Marathon-Läufer sind natürlich enorm, der Sport kann für viele ein Weg aus bitterer Armut sein. Die Gewinner bei großen Marathon-Rennen erhalten nicht selten 150.000 Dollar oder mehr, der Zehnte vielleicht "nur" noch 5000 Dollar. "Um Doping in Kenia auszurotten, bedarf es nicht nur der Aufklärung", sagte Agent Gianni Demadonna, der viele Läufer aus Kenia vertritt: "Sie haben nur ein Ziel, nämlich ihr Leben zu ändern. Wenn man arm ist und das Geld sieht, dann sieht man dort eine Menge Geld."

Und es werden längst nicht nur No-Names erwischt. Cherono etwa gewann 2019 in Boston und Chicago, Kipyokei gewann 2021 in Boston (und wurde da positiv getestet), mit Philemon Kacheran wurde zuletzt ein Trainingspartner von Lauf-Superstar Eliud Kipchoge für drei Jahre gesperrt. Und die Liste wird wohl bald noch länger werden.

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